CINEMA STRANGE - The Astonished Eyes Of Evening
Mehr über Cinema Strange
- Genre:
- Gothic
- Label:
- Trisol
- Release:
- 18.01.2002
- Reveil En Sursaut D´Un Rêve
- ´Ere The Flowers Unfold
- Dead Eyes Open, or, How The Woman In The Attic...
- Catacomb Kittens
- Speak, Marauder!
- Mathilde In The Dirt
- Legs And Tarpaulin
- Finger Broken Branches (Instrumental)
- Tomb Lilies
- The Red And Silver Fantastique And...
CINEMA STRANGE, das ist eine Band, bei der der Name wirklich Programm ist: Das amerikanische Trio fabriziert derartig skurrile Musik, dass man sich wirklich fragen muss, ob Lafitte, Zampano und Yellow entweder ziemlich einen an der Waffel haben oder man selbst einfach (noch) nicht die nötige Fantasie oder den rechten Blickwinkel hat, um die Songs richtig begreifen zu können. Aber, und soviel kann ich vornerweg schon sagen, interessant ist das, was CINEMA STRANGE hier offerieren, allemal.
1999 als "most 'strange' gothic newcomer act" in ihrer Heimat ausgezeichnet und auch in Deutschland längst nicht mehr zur unbekannten Künstlerriege zählend, legen die drei Herren nach anfänglich nur 7"-Veröffentlichungen mit "The Astonished Eyes Of Evening" ihr erstes offizielles Studioalbum vor. Und das hat es allein lyrisch schon wirklich 'strange' in sich. Kleine Kostprobe: Da geht es beispielsweise um eine Vogelscheuche, die, überdrüssig ihrer Arbeit, einen kleinen Ausflug unternimmt ("Speak, Marauder!"), eine Puppe, die verloren geht und gefunden wird, um dann gleich wieder verloren und gefunden zu werden...("Mathilde In The Dirt") oder um zwei von daheim weggelaufene Kinder, die, nachdem sie in den Abwasserkanälen ertrunken sind, fortan dort als Geister umherirren ("Catacomb Kittens"). Die jeweiligen Untermalungen kommen einer Mischung aus Geisterfilm- und Irrenhausfeeling gleich: Zampano singt, schreit, qiekt, schluchzt und wimmert sich durch die Songs, die eher minimal und mitunter subtil gehaltene Instrumentalisierung durch Deathrock- und Akustikgitarren, Bass, (programmierte) Drums und spukige Keyboards kümmert sich um zusätzliche, schaurig-bizarre Atmosphäre. Da fühlt man sich etwa bei "Legs And Tarpaulin" vom Rhythmus her unwillkürlich an Seemannslieder à la "What Shall We Do With A Drunken Sailor" erinnert um dann festzustellen, dass das Stück tatsächlich von zwei Seeleuten handelt, die die Pest und seine Familie kennenlernen (frei nach E.A. Poe's "King Pest"); oder "The Red And Silver Fantastique...", ein Song über das Leben eines alten Straßenkünstlers, dem eine typische Leierkastenmelodie zugrunde liegt. Und spätestens hier merkt man: Es steckt doch Hand und Fuß hinter diesem beim ersten Genuss etwas abgedreht anmutendem Album - je öfter man sich "The Astonished Eyes Of Evening" anhört, desto mehr fallen die vielen kleinen Feinheiten der Stücke auf, was schließlich (zumindest bei meiner Wenigkeit) zum Gefallen an der Musik führt.
An dieser Band werden sich wohl die Geister scheiden und die Lager aufspalten: In diejenigen, die nach einer Weile von dem Tun und Können von Zampano, Lafitte und Yellow höchst angetan sein werden, und diejenigen, die den Dreier als wirre Spinner abtun werden. Zu welcher dieser beiden Gruppen ihr euch zählen könnt, werdet ihr wohl selber durch Probehören herausfinden müssen. Sie sind nunmal strange, diese Jungs - eben CINEMA STRANGE.
Anspieltipps: Catacomb Kittens; Speak, Marauder!; The Red And Silver Fantastique...
- Redakteur:
- Kathy Schütte