CIPHER SYSTEM - Central Tunnel Eight
Mehr über Cipher System
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Lifeforce
- Release:
- 02.11.2004
- In Perfection
- 24 Hours Left
- What If
- State Unknown
- Central Tunnel Eight
- Life Surrounds
- C.S.I.
- Sufferstream
- Receive, Retrieve & Escalate
- Complete
- Slow Chemical - Controle H (Outro)
Irgendwas muss in Schweden anders sein als in Deutschland. Wenn den Menschen hierzulande langweilig ist, dann wählen sie die NPD, spielen Autoquartett oder sehen sich ein Frauenfußballspiel an. Nicht so in Schweden – Dort scheint es nur eine Alternative zu geben: Eine Metalband gründen, bevorzugt im Melodic-Death-Genre. Genau dies haben jedenfalls CIPHER SYSTEM getan und werfen nach nunmehr zwei Demos ihr Full-Length-Debüt auf den Markt.
Bereits nach wenigen Sekunden ist klar, woher der Wind weht. Auf die Lauscher gibt es knackigen Göteborg-Sound mit modernem Anstrich und leichten progressiven Tendenzen. Da klingeln dem erfahrenen Fan natürlich sofort die Ohren und man assoziiert so illustre Truppen wie alte IN FLAMES, DARK TRANQUILLITY und natürlich die legendären AT THE GATES: So, genug Namedropping fürs Erste. Jedenfalls all diese und noch einige mehr haben ihre Spuren im CS-Sound hinterlassen, mehr oder weniger stark. Vor allem die Elektronik-Samples, die stets präsent sind, mal als Keyboardteppich, mal als düstere Industrial-Sounds, lassen einen sofort an DARK TRANQUILLITY oder auch HYPOCRISY denken. Zum Glück aber schafft es der zuständige Peter Engström meistens, dass diese nicht als nervig empfunden werden.
Die zehn Songs (plus ein Outro) brettern alle gut nach vorne und heben sich damit von den immer softer werdenden einstigen Genre-Ikonen ab. (Ich meine die mit den Flammen.) Allerdings finden sich in geilen Abgehnummern wie '24 Hours Left' auch immer wieder instrumentale Parts, in denen Gitarrist Johan Eskilsson durch leichte Frickeleien sein Können zeigt und zur Eigenständigkeit der Musik beiträgt. Natürlich erfinden CIPHER SYSTEM dieses übersättigte Genre nicht neu, aber sie hauchen ihm zumindest neuen Wind ein, indem sie moderne Elemente mit knallharten Thrash-Riffs und anspruchsvollen Solo-Eskapaden mischen. Gerade durch diese Mischung erinnern mich die Jungs dabei ein ums andere Mal an ENFORSAKEN, wenn da nicht die elektronischen Einsprengsel wären, die ganz klar die Atmosphäre bestimmen.
Soweit also der Überblick, kommen wir zu den Highlights neben dem schon aufgeführten '24 Hours'. Da haben wir zum einen 'Life Surrounds', ein unbarmherziger Thrasher, bei dem vor allem die aggressiv-rauen Vocals von Fronter Daniel Schöldström hervorragend passen. Aber CIPHER SYSTEM wären nur eine Kopie ihrer Vorbilder, wenn sie nicht auch diesem Song durch eingebaute Unterbrechungen und Zwischenspiele ihren eigenen Stempel aufdrücken würden. Dazu kommen die Gänsehautmelodiebögen, die dafür sorgen, dass der Track eine wahre Genre-Perle ist. Auch kleinere Experimente finden im Sound der Schweden ihren Platz. So gibt es hin und wieder gesprochene Passagen, die der Dramatik dienen und in 'Sufferstream' gegen Ende auch mal eine schöne cleane Gesangspassage, die ruhig noch öfter hätte eingesetzt werden dürfen. Das stimmungsvolle, aber etwas langatmige Outro rundet das Album nach einer Dreiviertelstunde ab.
Unterm Strich bleibt ein Debütalbum, das hoffen lässt auf weitere Schandtaten dieser aufstrebenden Newcomer. Man darf keine Wunder erwarten; wer bislang keinen Melodic Death Metal mochte, den wird "Central Tunnel Eight" auch nicht bekehren. Aber wer generell für moderne Sounds, gepaart mit Anspruch und technischen Können, zu haben ist, der sollte CIPHER SYSTEM unbedingt mal antesten.
Anspieltipps: 24 Hours; Life Surrounds; Sufferstream; Receive, Retrieve & Escalate
- Redakteur:
- Kilian Fried