CIRCLE OF GRIEF - Enter The Gallery
Mehr über Circle Of Grief
- Genre:
- Dark Fantasy Metal
- Reign Of Misery
- The Gallery
- Apocalyptic Rays
- Sons Of Darkness
- Days Of The Falconer
- Untold Fantasies
- Gnade
- Jekyll Or Hyde
- The Nameless One
"Enter The Gallery" ist nach dem 2000er Werk "Into The Battle" bereits das zweite in Eigenregie veröffentlichte Studioalbum der Franken, die nach eigenem Bekunden einen Stil spielen, den sie als Dark Fantasy Metal umschreiben. Durch das Attribut "dark" versuchen die fünf Jungs und das Mädel wohl zu verhindern, mit RHAPSODY und Konsorten in einen Topf geworfen zu werden, womit sie auch sehr richtig liegen, denn auf vorliegendem Album sucht man zum Glück vergeblich nach zuckersüßen, hypermelodischen Speedanfällen. CIRCLE OF GRIEF sind heavy und düster, aber nicht aufgesetzt böse, sondern sehr lebendig. Sie verbinden eine ganze Menge völlig verschiedener Einflüsse auf ihrer sehr eigene Weise, die trotz aller Abwechslung einen gewissen roten Faden nicht vermissen lässt.
So hört man auf "Enter The Gallery" allerhand Einflüsse, die von mittelalterlichem Folk über Black und Death Metal bis hin zu melodischem und epischem Heavy Metal reichen. Der schön mit Bass und Keyboard eingeleitete Opener 'Reign Of Misery' legt zum Beispiel mit doomigem Slow-Mo-Death los, der bis zum clean gesungenen Mittelstück extrem heavy und finster ist, dann aber sehr melodisch, ja vielleicht gar leicht progressiv wird und in einen wirklich tollen Refrain mündet. Hier kann man bereits im ersten Titel verfolgen, wie stark der Abwechslungsreichtum im Gesang ist, den sich drei der Musiker teilen. Das folgende 'The Gallery' beginnt mit einem coolen Synthpart, atmet ein wenig den Geist der frühen ARCTURUS, zitiert in der einen Gesangspassage gar Dani Filth und kommt mit einem Refrain daher, der auch zu folkloristisch angehauchten Epikmetallern wie etwa EXCELSIS passen würde. 'Apocalyptic Rays' hat trotz der Ähnlichkeit des Titels nichts mit HELLHAMMER gemein, sondern eher mit dem schnellen, angeschwärzten, melodischen Death/Thrash, während 'Sons Of Darkness' das Tempo wieder deutlich herunterfährt und sich zunächst stampfend gebärdet, um dann in einem psychedelischen Stück den gothiclastigen Gesang einsetzen zu lassen, der später auch eine deutliche Black-Metal-Schlagseite erhält.
Noch mehr überzeugt mich 'Days Of The Falconer' mit seiner getragenen Verträumtheit und dem folkigen Gesang, der hier auch weibliche Unterstützung von Keyboarderin Vera erhält. Ob es Zufall oder Absicht ist, weiß ich nicht, aber die mittelalterlichem Bänkelsang ähnelnden, bardenartigen Gesangsmelodien erinnern mich hier tatsächlich an FALCONER oder auch an verschiedene Stücke von BLIND GUARDIAN, vielleicht auch an JAG PANZERs 'The Moors'. Das sehr einfühlsame, ebenfalls recht folkloristisch gesungene Akustikstück 'Untold Fantasies' leitet wunderbar in 'Gnade' über, bei dem es sich um das einzige deutschsprachige Lied auf "Enter The Gallery" handelt. Dementsprechend ist es auch musikalisch ausgerichtet, indem es einen ganz starken Mittelaltertouch aufweist und sicher jedem Fan von IN EXTREMO und SUBWAY TO SALLY zusagen sollte. Dabei fällt aber auf, dass C.O.G.-Sänger Markus Schnittka deutlich melodischer und weicher singen kann, als man es von den meisten Mittelaltertruppen gewohnt ist. So verleiht er dem Stück doch eine sehr eigenständige Identität und erweckt den tollen Text eindrucksvoll zum Leben.
Mit 'Jekyll Or Hyde' beweist die Band, dass sie auch sehr düster und heavy, mit langsamem Groove und stampfenden Riffs arbeiten kann. Der derbe Gesangsstil, der sich hier in recht brutalen Death-Metal-Regionen bewegt, passt mit seinem Wechsel zwischen Growl und Scream genauso hervorragend zur Dramaturgie des Stückes wie der hin und wieder einsetzende Glockenschlag. Das vom Keyboard majestätisch eingeleitete Finale 'The Nameless One' ist dann zum Schluss ein weiteres vielseitiges Werk, das zunächst sehr powermetallastig loslegt, dann aber in der Manier von DIMMU BORGIR fortfährt und später wieder zum epischem Metal zurückkehrt.
Sicher könnten wir CIRCLE OF GRIEF nach all den Vergleichen vorwerfen, sich zu verzetteln oder es jedem Recht machen zu wollen und dabei das Herausbilden eines eigenen, festgelegten Stils zu vernachlässigen, doch ich glaube, der Vorwurf wäre nicht gerechtfertigt. Wenn man nämlich "Enter The Gallery" am Stück durchhört, dann wirkt das Album in keiner Weise uneinheitlich. Die Songs passen trotz ihrer Verschiedenartigkeit hervorragend zusammen. Es gibt eigentlich keinen Grund, warum sich die Franken limitieren lassen sollten. Sie haben eben viele Inspirationsquellen, und wenn sie in der Lage sind, all diese so überzeugend umzusetzen, wie dies auf vorliegendem Album geschehen ist, dann bin ich der Letzte, der da was dagegen haben könnte. So wird die Scheibe nämlich auf gar keinen Fall langweilig, und das ist viel wichtiger als sich an irgendwelche Reinheitsgebote zu halten. Ausführliche Informationen zur Band und zum Album gibt es unter http://www.circleofgrief.de.
Anspieltipps: The Gallery, Days Of The Falconer, Untold Fantasies, Gnade
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle