CIRCLE OF TYRANTS - The Art Of Intensity
Mehr über Circle Of Tyrants
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Eigenproduktion
- Deamonicus
- Revolution
- Empty Eyes
- Your Way
- I Cry
- The Maze
- Hate
- Circle Of Tyrants
- I Can't Believe
Circle Of Tyrants? Das war doch ein Song von CELTIC FROST, oder? Richtig. Und zwar ein so cooler, dass selbst OPETH ihn gecovert haben. Njaha! Aber der Tyrannenzirkel ist nicht nur ein Bruchstück der geistigen und musikalischen Ergüsse des Herrn Fischer, sondern auch eine richtig tolle Band aus dem Großraum Frankfurt. Ehrlich.
Leider sind die Tyrannen auch mal wieder so eine Band, die man als Rezensent gar nicht so gerne hat. Eine von denen, die sich ums Verrecken nicht auf eine der allseits beliebten Schubladen beschränken wollen. Kreativ, vielschichtig und unerhört unkategorisierbar sind sie auch noch. So etwas bedeutet immer extra viel Schreibarbeit und mindestens dreigeteilte Querverweise durch die halbe Metalgeschichte. Seufz.
Seufz? Mitnichten. Die Kunst der Intensität, so der Titel des selbst produzierten Demos, hat es nämlich mal so richtig in sich. Aber Holla. Neun Songs, neun Mal querbeet durch sämtliche metallisch angehauchten Stile. Anstrengend? Nein, unterhaltsam. Ziellos auf der Suche nach dem eigenen Stil? Auf keinen Fall. Sondern Musik ohne Scheuklappen. Gute Musik. Aber wie klingt die Band eigentlich? Man möge mich etwas Leichteres fragen. 80er bangen sich zusammen mit 90ern ins neue Millennium, NWoBHM trifft auf Balladen, knackiger Power Metal tanzt mit urigem, unverfälschtem Rock, Crossover geht mit Thrash einen Saufen und zeugt danach in einer wilden Liebesnacht einen Metalbastard, den man nur mit den folgenden Worten beschreiben kann: Rock 'n' Roll, Baby!
"The Art Of Intensity" klingt so, als hätte ein Grüppchen talentierter Musiker sämtliche wichtigen Werke des Metalbiz förmlich inhaliert, die musikalische Quintessenz extrahiert und daraus, gepaart mit den eigenen Präferenzen, ein an allen Ecken und Enden überkochendes Gebräu gezaubert.
Der Opener 'Deamonicus' rotzt gleich mal ordentlich los, Sänger Holger erinnert vom Stimmumfang her an monströse Schränke wie Henry Rollins oder Matt Barlow und zeigt gleich mal, wie ein Sänger zu klingen hat: Vielfältig. Der Typ ist ein absolutes Chamäleon, egal ob intensiv, teils richtig heftig und kraftvoll ohne Ende ('Daemonicus', 'Revolution', 'The Maze'), einfühlsam, gänsehauterzeugend und ruhig ('Your Way', 'I Cry') oder schlicht und einfach nicht von dieser Welt wie bei der Abrissbirne 'Hate' (hier schafft der Gute das Kunststück, alles in Grund und Boden zu shout-grunzen, nur um dann bei ruhigeren Parts wie Zak Stevens (!) zu klingen) - das nenne ich mal eine Gesangsperformance!
Aber auch die anderen Vier sind Meister ihres Faches, von deren hier präsentierter Professionialität sich einige ach so etablierte Truppen mal 'n paar Scheiben abschneiden könnten. Zum Bleistift von der tollen Gitarrenarbeit. Oder den gesamten Arrangements. Jawohl. Und Drummer Alex sorgt nicht nur für ein arschtightes und variables Grundgerüst, sondern hat nebenbei auch noch (fast) sämtliche Songs geschrieben sowie den Bass eingespielt - klar, dass so einer (Autodidakt und Multi-Instrument-Talent) bei Ottonormalmusiker höchstens Neid und Missgunst hervorruft - und direkt danach ehrliche Bewunderung.
Achja, die Songs. Eine irgendwie düstere Grundstimmung haben sie alle, auch wenn Stücke wie 'Revolution' oder 'The Maze', wohl durch ihre Überlänge, fast schon als episch zu bezeichnende Ausmaße annehmen. Auf jeden Fall reichen die dort verbratenen musikalischen Ideen für mindestens drei Alben der Band Nullachtfuffzehn. Kann man sich gleich zehn Mal hintereinander anhören, was Neues ist dabei garantiert zu finden. Wer keine Zeit für längere Songs hat, knallt sich eben straighte Mitsing-Hymnen wie 'Empty Eyes' rein.
"Tschuldigung, ficken?" Selbst mit dieser eher plumpen Anmache hätte man, untermalt mit 'Your Way', einige Chancen. Da nimmt man es der Band auch nicht übel, dass der Song sogar im Radio laufen könnte. Oder, noch besser, gleich 'I Cry'. Die Textzeile "Yes, it's true, I wanna die for you" ist ja wohl mal der Dosenöffner-Spruch schlechthin.
Für alle die es dann gerne härter besorgt bekommen: 'Hate' ist für meine Begriffe der absolute Übersong auf "The Art Of Intensity" und vereint ähnlich wie die Bandhymne 'Circle Of Tyrants' sämtliche Stärken und Trademarks der Band, von wütenden Thrash-Gewittern über melodisch-einfühlsame Refrains und tolle Solo-Einlagen bis hin zu fast bis in die Unendlichkeit gespannten Melodiebögen. Und zum Abschluss noch einmal Träumen zu 'I Can't believe'. Hach, ist das schön.
Nach ewigem Stöbern in den Hirnwindungen und der eigenen Plattensammlung bin ich dann doch tatsächlich auf eine Band gestoßen, die den TYRANTS ziemlich ähnelt: Die leider verblichenen THE EXPERIENCE. Ähnlich hohes Kreativitätspotenzial, ähnlich schwer zu kategorisieren und ebenfalls einfach nur schön. Falls die jemand kennen und mögen sollte, kann er sich den ellenlangen Text bis hierher sparen. Kleiner Scherz.
Da ich die Aufmerksamkeitsspanne der Leserschaft wahrscheinlich schon um ein Vielfaches überschritten habe, an dieser Stelle nur noch der kurze Hinweis auf die toll aufgemachte Homepage der Truppe, ein Besuch lohnt sich definitiv. Denn da gibt's das komplette Album zum Saugen, und wer ganz stilecht den Untergrund supporten möchte, der kann das per CD-Bestellung auch tun. Ganz egal, was ihr heute noch macht, Songs anhören ist Pflicht!
So. Ich habe fertig. Endlich.
Anspieltipps: Revolution, The Maze, Hate, ...
- Redakteur:
- Rouven Dorn