CITY LIGHT THIEF - Shame (EP)
Mehr über City Light Thief
- Genre:
- Post Rock
- Label:
- Midsummer Records
- Release:
- 08.11.2015
- Plus & Plus
- Wild Truth
- Younger You
- Quick Fix
Dafür sollte man sich nicht schämen müssen
Ein bisschen Indie Rock und kleinere Hardcore-Häppchen hier, viele Post-Rock-Anteile dort, mit diesem gelungenen Stilmix konnten die Grevenbroicher von CITY LIGHT THIEF schon auf ihren Alben "Laviin" und "Vacilando" auftrumpfen. Wem die bisherigen Full-Length-Anläufe jedoch anfangs zu sperrig und kompliziert waren, darf sich dennoch an den neusten Appetithappen herantrauen. Die vier Songs der "Shame"-EP weichen stilistisch zwar nicht von der bisherigen Ausrichtung ab, doch die Songs wirken etwas hörerfreundlicher, empfänglicher und – man will schon fast sagen – direkter, gehen ohne Umwege ins Ohr und verweilen dort für geraume Zeit. Trotzdem sollte man dem Song-Quartett gleich zu Beginn seine volle Aufmerksamkeit schenken, es wird sich definitiv lohnen.
So überrascht vom Fleck weg 'Plus & Plus', bei dem CITY LIGHT THIEFs experimentelle Geradlinigkeit die ersten Früchte trägt. Mit einer fast schon fröhlichen Melodie und einem brisanten Thema, das aktueller denn je zu sein scheint, stehen die Angriffe gleich auf Sturm. Behandelt werden die Probleme und Diskriminierungen, mit denen homosexuelle Paare im Laufe ihres gemeinsamen Lebens konfrontiert werden. Ähnlich straight, aber deutlich härter lärmt hingegen das abschließende 'Quick Fix' vor sich hin, bei dem die Jungs ihrer Wut freien Lauf lassen. Zwischen diesen Stimmungsextremen tummelt sich zum einen 'Wild Truth', das aufgrund vertracktem Image, stets wechselnden Instrumenten und genreübergreifendem Charme auch auf "Vacilando" seinen berechtigten Platz gefunden hätte, und zum anderen 'Younger You', das dem Hörer durch den stetigen Wechsel aus bandtypischen Screams und Cleangesang eine zusätzliche Klangebene beschert. Zugegeben, das sind allesamt Eindrücke, mit denen man erst einmal fertig werden muss. Nach bestandener Prüfung jedoch zündet "Shame" und macht seinem Titel als Appetitanreger alle Ehre.
CITY LIGHT THIEF ist sich auf der einen Seite zwar treu geblieben, bringt auf der anderen jedoch durch den leicht straighten Touch und bis dato unentdeckten Fähigkeiten im Gesang neue Facetten in den bandeigenen Sound und macht viel Appetit für zukünftige Schandtaten. So werden die Grevenbroicher den alten Fans exakt das bieten, worauf sie sich eingestellt haben, aber auch neue hinzugewinnen können. Der Flächenbrand, den CITY LIGHT THIEF einst entfachte, breitet sich peu à peu aus und gewinnt allmählich an Größe. Wohin die Reise dieser Post-/Hardcore-/Indie-Rock-Wundertüte in den nächsten Jahren geht, weiß ich nicht. Fest steht jedoch, dass sich die Hörerschaft weiterhin von den Jungs überraschen lassen sollt.
- Redakteur:
- Marcel Rapp