CLAWFINGER - Zeros & Heroes
Mehr über Clawfinger
- Genre:
- Crossover
- Label:
- Supersonic/BMG
- Release:
- 26.05.2003
- Zeros & Heroes
- Recipe For Hate
- 15 Minutes Of Fame
- World Domination
- Bitch
- Four Letter Word
- Money Power Glory
- Kick It
- Live / Die
- Step Aside
- Swallow The Disgrace
- Everything Crumbles
Dies war das erste Mal, dass ich eine Promo in Form einer Kassette in der Hand hielt - sicherlich kultig, aber insbesondere dann störend, wenn die einzige Möglichkeit, sich das Teil zu Gemüte zu führen, im Walkman besteht. Glücklicherweise kam mir dann noch der Einfall, dass ich das Tape doch auch im Auto hören könnte - und war reichlich geplättet vor Begeisterung. Bereits im nicht gemasterten Zustand bläst der Sound auf "Zeros & Heroes" so ziemlich alles weg, weshalb ich einfach mal behaupten möchte, dass uns mit dem Endprodukt eine der geilsten Produktionen in diesem Jahr ins Haus steht.
Aber nicht nur soundtechnisch können CLAWFINGER mit ihrem mittlerweile fünften Werk auf ganzer Linie überzeugen: Die Skandinavier knüpfen nahtlos an den superben Vorgänger "A Whole Lot Of Nothing" an und präsentieren sich somit folgerichtig noch stärker als zu Debut-Zeiten.
Die Drum'n'Bass-Elemente hat man teils beibehalten (bestes Beispiel dafür: Das äußerst relaxte 'Step Aside'), womit man einen gar formidablen Kontrapunkt zu den tonnenschweren und kilometerdicken Gitarrenwänden setzt, die buchstäblich alles plattwalzen. Gerade in Sachen Gitarrenarbeit haben sich CLAWFINGER nochmals weiterentwickelt, so erinnert man beim flotten Opener und Titeltrack, eine Hommage an alle Arschkarten-Inhaber, durchaus in puncto Riff-Brachialität an FEAR FACTORY, bei dem von wunderschönen und einprägsamen Melodylines eingerahmten Dynamik-Lehrstück 'Everything Crumbles' gar an PANTERA.
Aber das Sextett aus dem hohen Norden Europas wäre nicht eben dieses, wenn man auf "Zeros & Heroes" wieder mal einfach unvergleichlich nach sich selbst klänge und eine Menge Abwechslungsreichtum mit ins Spiel brächte. So gibt es neben melodiösen Rockern wie 'Four Letter Word', das mit einem famosen Refrain versehene 'Swallow The Disgrace' oder der mit einem sehr zweideutigen Text versehenen Country-Verarsche 'Bitch' auch unterkühlte, aggressive und hasserfüllte Stücke wie das gnadenlose 'Recipe For Hate', das politisch brisante 'Live / Die' oder die Abrechnung mit allen Wichtigtuern namens '15 Minutes Of Fame'.
Aber ganz egal in welche Richtung es bei den zwölf Songs geht - eines haben sie alle gemeinsam: Sie rocken wie Sau, bleiben schnell in den Hirnwindungen hängen und wollen dort auch gar nicht mehr verschwinden. Egal ob in den Tanztempeln dieser Welt oder im Auto - CLAWFINGER sind eine neu erstarkte Macht, mit der verschärft gerechnet werden sollte.
Ein besonderes Lob verdient sich noch Sympathiebolzen Zak Tell, der auf "Zeros & Heroes" nicht nur eindrucksvoll beweist, dass er sämtliche Gesangsleistungen vom eindringlichen Sprechgesang bis hin zu verdammt melodieösen Power-Refrains meisterlich beherrscht. Der Mann legt mittlerweile ein Gesangs-Charisma an den Tag, das ihn irgendwo zwischen seine Namensvetter de la Rocha und Mike Patton katapultiert. Reife Leistung!
Müßig zu erwähnen, dass CLAWFINGER nicht nur musikalisch, sondern auch textlich gesehen eine Menge rüberbringen und zu sagen haben - aber das sollte jeder selbst rausfinden.
Und zwar am besten, indem ihr euch "Zeros & Heroes" ab Montag unter den Nagel reißt.
Besser kann man Crossover nicht darbieten.
Anspieltipps: Recipe For Hate, Bitch, Live / Die, Everything Crumbles
- Redakteur:
- Rouven Dorn