CLOVEN HOOF - Eye Of The Sun
Mehr über Cloven Hoof
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Escape / Point
- Release:
- 23.06.2006
- Inquisitor
- Eye Of The Sun
- Cyberworld
- Kiss Of Evil
- Eye Of The Zombie
- Absolute Power
- Whore Of Babylon
- Golgotha
- King For A Day
- Angels In Hell
Mittlerweile sind siebzehn Jahre ins Land gegangen, seit sich die 1979 gegründete NWoBHM-Truppe mit dem großartigen "A Sultan's Ransom" aus der Szene verabschiedet hat und wir sehen uns mit einem Comeback konfrontiert, das auf den Namen "Eye Of The Sun" hört. Wir stehen also mal wieder vor der Frage, die sich dieser Tage längst zum Dauerbrenner der Metalszene entwickelt hat: Macht diese Reunion Sinn und wird sie dem Namen der Band gerecht? Dies wird im Falle von CLOVEN HOOF nicht ganz so einfach zu beantworten sein, denn von allen bisherigen Line-ups der Band ist lediglich Bassist und Gründungsmitglied Lee Payne übrig geblieben. Auch Kultsänger Russ North, der vor zwei Jahren zum Comeback-Konzert beim "Keep It True" noch mit seinen alten Kollegen die Bühne teilte, ist nicht mehr mit von der Partie. Anstatt dessen dürfen wir mit Matt Moreton einen neuen, mir bisher nicht bekannten Shouter begrüßen, und auch der Rest der Band besteht aus gänzlich neuen Mitgliedern: Lynch Radinsky am Schlagzeug und Andy Shortland an der Gitarre. Wenn man diese Umbesetzungen und den Wandel der Zeit in Betracht zieht, dann überrascht es kaum, dass sich auch musikalisch einiges verändert hat. Wir können CLOVEN HOOF zwar nach wie vor als traditionelle Metalband einordnen - die NWoBHM-Roots schimmern oft durch - aber "Eye Of The Sun" ist definitiv kein Retro-Album und so kann es gut sein, dass sich einige Altfans der Band ein wenig vor den Kopf gestoßen fühlen werden, denn eine ganz konsequente Anknüpfung an die alten Klassiker gibt es nicht!
Die entscheidendste Änderung im Sound bringt eben jener Matt Moreton, dessen Gesang sehr wohl tolle melodische Hooks kennt und in solchen Momenten auch ohne weiteres dem Erbe der Band Tribut zollt. Doch er kann zudem richtig aggressiv Shouten und bringt etliche Passagen, die auch gemäßigteren nordamerikanischen Thrash-Bands wie OVERKILL, ANNIHILATOR oder auch alten FORBIDDEN gut zu Gesicht stehen würden. Das schlägt auch aufs Songwriting durch, das recht vielseitig ist. Nicht verzettelt und uneinheitlich, sondern eher positiv im Sinne von Abwechslungsreichtum und Spannung. Das Gesamtgefüge des Albums hat nämlich durchaus einen roten Faden und eine geschlossene Ausstrahlung. Die neuen CLOVEN HOOF zeigen auf diesem Album einfach viele Facetten ihres Wesens: Zu den klassischen Metalsongs gesellen sich - wie auch schon in früheren Zeiten - einige Glamrock-Vibes wie zum Beispiel beim ein wenig unspektakulär aber lässig rockenden 'Cyberworld'. Dazu kommt neuerdings eben auch die eine oder andere Thrash-Kante, wie sie besonders beim Opener 'Inquisitor' oder bei 'King For A Day' blendend funktioniert. Besonders gut gelungen sind der Band vor allem Stücke, die das thrashige Element homogen in den traditionellen Metalsound einbetten, was etwa bei 'Kiss Of Evil' und dem genialen Rausschmeißer 'Angels In Hell' perfekt funktioniert. Bei 'Absolute Power' ist der thrashige Anstrich manchen Altfans sicher zu modern, sowohl bei den groovenden Riffs, als auch bei den Shouts im Refrain. Dafür gibt’s dann aber auch epische Momente, wie beim tollen 'Golgotha', so dass auch der qualitätsbewusste Traditionalist auf der neuen CLOVEN HOOF auf seine Kosten kommen sollte.
Angesichts der Tatsache, dass eben nur noch ein Originalmitglied dabei ist, und dass sich zudem der Sound der Band doch ein gutes Stück weit verändert hat, müssen sich die Herrschaften sicher die Frage gefallen lassen, ob "Eye Of The Sun" denn nun wirklich ein CLOVEN HOOF-Album ist, oder ob sie nicht besser eine neue Band gegründet hätten. Wenn ich mir jedoch die durchaus überzeugende Qualität des Albums vor Augen führe und dabei bedenke, dass die Band nach wie vor für traditionellen Heavy Metal steht, dann hab ich persönlich kein Problem damit, wenn sie versucht mit dem alten Namen wenigstens etwas mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Das Album hat es nämlich definitiv nicht verdient, in der Veröffentlichungsflut unterzugehen. Wenn CLOVEN HOOF dazu live eine gute Mischung aus alten und neuen Songs spielen, dann hat die Anknüpfung an die Bandgeschichte ohnehin ihre Berechtigung. Gebt der Scheibe eine Chance!
Anspieltipps: Inquisitor, Golgotha, Angels In Hell
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle