COLDSEED - Completion Makes The Tragedy
Mehr über Coldseed
- Genre:
- Modern Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 30.06.2006
- My Affliction
- Democracy Lesson
- Nothing But A Loser
- Five More To Fix
- Burning With A Shade
- Low
- On My Way
- Reflection
- Completion Makes The Tragedy
- Hatched
- Vulture On The Throne
- At Last
COLDSEED spielen einen eher modernen Metal, der seine Wurzeln anscheinend im Power Metal hat, jedoch mit zahlreichen Einflüssen aus dem Nu-Metal- und MetalCore-Bereich gespickt ist. Vom Sound her wirkt diese Produktion ziemlich kompakt, und doch lebt dieses durchweg seltsame Debütalbum weitgehend von seinen stilistischen Gegensätzen.
'My Affliction' ist ein eingängiger EmoCore-Groover mit klassischem 80er-Metal-Solo(!), 'Democracy Lesson' eine wilde Mischung aus DEPECHE MODE, Industrial, Psychedelic Rock und Nu Metal. 'Nothing But A Loser' wartet mit einem schnellen Hardrock-Solo auf, 'Five More To Fix' liefert einen ziemlich druckvollen Metal-Drive ab, welcher im Songverlauf zudem immer grooviger zu werden scheint (warum sich eine eindeutige Bewertung schwierig gestaltet, davon später mehr), während 'Burning With A Shade' sich mit düsterem Grummelgesang durch ein eher sumpfig anmutendes Bassrumoren schmurgelt und so an die eher experimentelle Spätphase der Ex-Deather von MORGOTH ("Feel Sorry For The Fanatic") erinnert.
'On My Way' kombiniert flach dahinjagende Knüppelorgien mit tief grollenden Bassgewittern und monoton gegrölten Dauerrefrainpassagen, 'Reflection' dagegen ist vom Songwriting her als geradezu herkömmliche Metalballade zu bezeichnen, wie sie bereits vor gut zwanzig Jahren hätte geschrieben werden können – wenn auch im modernen Sound isoliert fallender Beats und fett rauschender Bässe eingespielt. Bei diesem Song kann Björn Strid seine wirklich ansprechende Klargesangsstimme voll ausspielen und dem ansonsten eher distanziert anmutenden Werk seine persönliche Note aufdrücken; damit wird – wie übrigens auch beim Opener 'My Affliction' – die Eigenzuschreibung »a mixture between RAMMSTEIN and ALICE IN CHAINS« zumindest ansatzweise verständlich.
Das liest sich erstmal verstörend, und in der Tat haben wir es hier mit einem auf den ersten Eindruck zerrissen wirkenden und in seiner Gesamtheit auch äußerst sperrigen Album zu tun, welches man sich besser mehrmals zu Gemüte führen sollte, bevor man sich ein abschließendes Urteil erlaubt. Leider spielt mein alter CD-Player das vom Hersteller in 90 Tracks zerlegte Album nur mit deutlichen Unterbrechungen, sodass die ohnehin ziemlich Stopriff-lastige Musik mich auch (bzw. gerade) nach wiederholtem Hören immer noch extrem nervös macht – liegt das nun am Abspielproblem oder an den Kompositionen selbst? Schwer zu sagen!
Dass mit dem SAVAGE CIRCUS-Schlagzeuger Thomen Stauch ein ehemaliges BLIND GUARDIAN-Mitglied zur Band gehört, lässt sich im wohl mit am traditionellsten gelagerten Stück des Albums, dem Titelsong 'Completion Makes The Tragedy', heraushören. Das angesludgete 'Hatched' dagegen stellt sich als weitgehend interessante Mischung aus Industrial, Hardcore und Doom dar; allerdings finden sich auch hier immer wieder einige clean eingesungene Passagen, welche zwischendurch den Druck rausnehmen. Dennoch möchte ich den Song als hörenswerten Anspieltipp verstanden haben.
Das abwechslungsreiche 'Vulture On The Throne' mit seinen Metalfunkbassläufen, dem rau herausgeshouteten Brüllgesang und den sich zwischen allerlei Effekten immer wieder einschleichenden melodischen Passagen ließe sich vielleicht noch am ehesten als Prog-Core bezeichnen. Danach aber blastet, rifft und thrasht der Rausschmeißer 'At Last' nochmal so richtig los; doch wären COLDSEED wohl nicht COLDSEED, wenn sie nicht auch hier wieder ihre melodischen Classic-Metal-Schlenker miteingebaut hätten.
Gerne möchte ich COLDSEED (unbeschadet der Inkompatibilität zwischen meinem alten CD-Player und der durch das Label Nuclear Blast versandten Promo-CD) einen Vertrauensvorschuss geben. Ohne die Musik jedoch durch störende Pausen ungetrübt gehört zu haben, kann ich guten Gewissens niemandem zuraten, sich diese Scheibe ohne vorheriges eigenes Probehören zuzulegen: Mein Hörvergnügen jedenfalls – und damit gewissermaßen auch die Möglichkeit, mir ein repräsentatives Bild des Albums zu machen – wurde durch die Zerlegung in 90 Tracks ernstlich in Mitleidenschaft gezogen. Ich gehe jedoch optimistischerweise einfach mal davon aus, dass dieses Album nach mehreren ungestörten Hördurchläufen im Gesamtzusammenhang der demnächst käuflich erwerbbaren Originalveröffentlichung noch ein gewisses Wachstumspotenzial würde ausschöpfen können, empfehle daher allen durch diese Rezension auch nur halbwegs sich angesprochen Fühlenden, da dementsprechend selbst mal in Ruhe reinzuhören, und hoffe zudem, dass ich der werten Leserschaft demnächst wieder – wie auch bisher – Rezensionen von einer solideren Basis aus werde liefern können.
Anspieltipps: Five More To Fix, Reflection, Hatched.
- Redakteur:
- Eike Schmitz