COLOUR HAZE - To The Highest Gods We Know
Mehr über Colour Haze
- Genre:
- Psychedelic / Stoner Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Elektrohasch Schallplatten / Sonic Rendezvous
- Release:
- 15.12.2014
- Circles
- Paradise
- Überall
- Call
- To The Highest Gods We Know
- Last Call
COLOUR HAZE. Ein Ei auf dem Cover. Verstanden?
Ein weißes Ei auf orangem Untergrund. Absolut aussagekräftig. Jeder weiß, was ihn auf der neuen COLOUR HAZE Scheibe erwartet. Ist klar, oder?
Na gut, neuer Anlauf. Deutschlands (Europas?) beste Stoner/Psychedelic Band legt uns ein Ei. Also eine neue Scheibe, die auf den fantastischen Namen "To The Highest Gods We Know" hört. Transzendent? Aber sicher doch. Denn COLOUR HAZE ist die einzige Band im mir bekannten Universum, die noch den klassischen End-60er bzw. 70er Psychedelic Sound ins Hier und Jetzt transferiert. Erfolgreich transferiert, wohl gemerkt. Die Gitarren klingen staubtrocken, kratzig und die Mehrheit der Songs kommt, COLOUR HAZE typisch, eher langsam ins Rollen. Aber erstaunlicherweise schaffen es die Jungs immer wieder, den geneigten Hörer, der aufmerksam lauscht (absolute Bedingung, beim ersten Durchlauf zuhören, nicht nebenher im Hintergrund laufen lassen), sofort in ihren Bann zu ziehen. Das erinnert dann im Verlauf fast an Selbsthypnose und funktioniert wieder einmal grandios.
Der Opener ist gleich ein sehr eingängiger Track, in der Vergangenheit war das ja nicht immer gesetzt. Aber 'Circles' präsentiert uns eine hervorragende Einleitung in die geheimnisvolle, transzendente Klangwelt, die das ganze Album beherrscht. Für die Dauer des Albums ist man in der Vergangenheit gefangen. Nein. Gefangen klingt zu negativ, denn man WILL sich ja in dieser Welt bewegen und sich fallen lassen. Und das darf man reinen Gewissens tun. Immer wieder zieht COLOUR HAZE das Tempo etwas an, steigert die Intensität und führt einen, nach einem einzigartigen Ritt, direkt zum nächsten Track. Aber das war schon immer die ganz große Stärke der Band: Sie wechseln das Tempo nach Belieben und werden mal rauer, mal beruhigend und wunderschön. Aber immer irgendwie magisch, immer irgendwie anziehend. Dabei stört es auch keineswegs, dass der Sound durchgehend der Gleiche ist und nur Variationen präsentiert werden. Jede Variation ist für sich genommen schön, der Gesang beschränkt sich wie gehabt auf ein Minimum. Komplett durchgehört könnte man sich vorstellen, gerade ein Konzert erlebt zu haben. Nur die Stimmen der Zuschauer fehlen. Und mit ca. 40 Minuten ist das Erlebnis auch (ZU) schnell wieder vorbei. Stellt man die Anlage auf Repeat, geht das Erlebnis ohne große Unterbrechungen in eine neue Runde und schließt nahtlos ans Ende an (unbedingt bis zum Ende hören, ein kurzer letzter Track setzt das I-Tüpfelchen aufs Album).
'Paradise' ist sogar noch eingängiger und fungiert jetzt als Anspieltipp Nummer 1. Wenn man sich der Band vorsichtig nähert, kann man eine einzigartige musikalische Erfahrung machen. 'Paradise' wird mehr denn je von einer sehr rauen Gitarre bestimmt und klingt erstaunlich nach 70er Jahre Hard Rock, auch wenn das Riffing zum Ende in ähnlicher Form schon auf einem früheren Album vertreten war. Es passt hier perfekt in das Gefüge. Neulinge können den Vergleich natürlich nicht ziehen, für Fans ist das aber eine Verbeugung vor dem Meisterwerk, das sich "Tempel" schimpft.
Sie übertrumpfen sich dann im Anschluss selbst, mit dem Trio 'Überall', 'Call' und dem Titeltrack 'To The Highest Gods We Know'. Das ist ein 30 Minuten Trip, der einen durch die Wüste, über Berge bis ins Weltall und eine andere Dimension führt. Der Befehl lautet: Anlage aufdrehen, sich zurücklehnen und einfach eintauchen. Die drei Tracks muss man erfahren, jeder für sich. Ich mache sogar ein paar, an Jam Bands erinnernde, Passagen aus ('Überall'), die live bestimmt mal in die eine, dann wieder in eine andere Richtung führen und dem Set einen wichtigen Stützpfeiler geben würden. Dabei berühren vor allem die Gitarrenklänge und nehmen den Hörer an die Hand. Es entstehen ganz plötzlich wunderschöne Melodien, bevor die sphärische Stimmung am Ende von 'Call' mit Wucht unterbrochen wird, nur um direkt danach einen neuen Anlauf zu starten. Stefan Koglek, der Kopf der Band, Sänger und Gitarrist, schreckt auch nicht vor einer Akustikgitarre zurück, deren Klänge die Stimmung zerbrechlicher machen: 'To The Highest Gods We Know', was für ein geniales, überlanges Meisterstück - das absolute Highlight, mit über 11 Minuten Länge aber nur für wirklich interessierte Hörer direkt zu empfehlen. Wo ich es grad anspreche: Der Titeltrack gehört zum absolut Besten, was die Jungs je eingespielt haben. Streichinstrumente runden das Erlebnis noch ab, auch wenn die beim ersten Hören deplatziert wirken. Gebt dem Track mehr als einen Durchlauf und euch erschließt sich der Gedanke dahinter. Spätestens dann öffnen sich euch die Pforten zum COLOUR HAZE Universum.
COLOUR HAZE war nie weg. Heute klingen sie erfahrener, abgezockter und intelligenter als jemals zuvor. Sie kratzen damit sogar an ihrem eigenen Überalbum "Tempel", übertrumpfen locker die letzen zwei Alben und sind immer noch eine absolute Psychedelic/Stoner Macht. Nein, falsch. Ladies and Gentlemen: Die beste Psychedelic/Stoner Rock Band Europas! Noch dazu in herausragender Form. "To The Highest Gods We Know" ist eine klare Bereicherung des eigenen Katalogs und gehört in jede Stoner bzw. Psychedelic Rock Sammlung. Und lasst euch nicht von den Kritiken beirren, die dem Album Mittelmäßigkeit attestieren. Macht die Erfahrung selbst. "Turn on, tune in, drop out". Und Finger weg von den Drogen!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe