COME SLEEP - The Burden Of Ballast
Mehr über Come Sleep
- Genre:
- Post Drone Metal
- Label:
- Version Studio
- Release:
- 12.11.2007
- Be The End
- To Unveil The Sky
- Storm Awaits
- For Sleep
- Crave Change
- Never Conquered
- To This Day; Not A Sound
- The Beast Is Done
- By The Unknown
Es gibt eine weitere Stunde höheren Hörgenusses mehr auf der Welt. Nur ganze neunundfünfzig lange Sekunden fehlen COME SLEEP aus Schweden, um den Trip in Schlaf, Trauer, Alptraum und Hoffnung in ein exaktes Stundengerüst zu pressen. Aber die Nachwirkung allein dauert mindestens eine weitere kleine Ewigkeit. Nebelhaft nur sind Umrisse der vier Bandparts zu erahnen, alles wird von einem staubigfeuchten Braunton über- und durchzogen. Zunächst ist zu bemerken, dass die Mitglieder in weiteren Bands untergebracht sind, die mitunter gänzlich andere musikalische Ansätze verfolgen. Gedeckelt wird die Betreuung der Stockholmer von den schwedischen Version Studios. Die Zusammenhänge können hier an anderer Stelle nachgelesen werden: http://www.powermetal.de/cdreview/review-9481.html.
Womit das Thema "Produktion" hier nicht zu Debatte steht, denn hier stimmt das kleinste Detail. In 'For Sleep' atmet ein Hauch den Text, um kaum noch wahrnehmbar in wütendes Rufen aufzuquellen. Und wir sind ganz dabei. Der Aufschwung all der Nach-Rock-Einheiten wie ISIS, NEUROSIS oder PELICAN – um nur mal die Speerspitzen zu nennen – hält weiter an. Die Welt gibt das gerade her. Frohsinn ist dort, wo wir nicht sind.
Der Schlaf als Metapher, als Motiv, das sich gern als Synonym für beschränkte Wahrnehmungen, Müdigkeit, Erschrecknisse und Geborgenheit anbietet. Die Seele wird durchstürmt, turmhoch mauert sich Verzweiflung in den matten Körper ein, es stellt sich die Frage, was ist, wenn man nicht mehr ist, die Stille ist Freund und Feind. Unweigerlich bleibt der Blick an den vorbeiziehenden und freien Wolken des Novembers hängen, folgen sehnsüchtig, bis der Sturm sie vorbeigetrieben hat, nicht ohne lachend an die trüben Fenster zu spucken. Wie zum Hohn bleibt uns nur die Musik.
Das bedeutet aber nicht, dass hier im Sumpf und an dröger Langsamkeit gelitten wird. Nein, der Vierer geht den Weg, sich auch außerhalb Stockholms und Schwedens anhand virtuoser Instrumentierungen, spannender Bögen und kraftvollen Inventars Bekanntheit zu erspielen. Wenn die Stimme singt, bellt und schleicht, ist sie allpräsent, so genannte Dunkelprogressivpostrock-Anschläge werfen die Gedanken durcheinander, lassen horchen und glätten das Wirrwarr wieder. Grandios. Der gesamte Klangkörper erhält seine Knochen von einem dick abgemischten Schlagwerk, das die einzelnen Versatzstücke fließend miteinander verbindet.
Innerlich wallen Drohungen hoch und wir sind zu müde, um all die alltäglichen Racheszenarien durchzuspielen und durchzubebildern. Nein, der Körper sackt zurück und sucht sich Wärme. COME SLEEP ist als Aufforderung zu verstehen. Er, der große Weltengeist, zählt Ungerechtigkeiten zu seinen schönsten Obsessionen. COME SLEEP rütteln gar nicht erst an diesem Geist. Hier wird akzeptiert und verzweifelt, ist großes Gefühl zu hören und Großes entstanden.
Für mich eine der Platten der letzten dreihundert Tage. Mindestens. Das sind Stunden, für die ich früh aufstehe. Und 'To This Day; Not A Sound', 'Be The End' oder 'For Sleep' werden jedes Mal mitgelebt.
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben