COMMITTEE, THE - Holodomor
Mehr über Committee, The
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenpressung / Eigenvertrieb
- Release:
- 20.04.2013
- Utopian Deception
- Katherine's Chant
- Holodomor
- Not Our Revolution
Atmosphärische schwarzmetallische Klänge mit einem Blick in die sowjetische Seele.
Aus Belgien ist uns die erste Demo-CD einer multinationalen Band namens THE COMMITTEE ins Haus geflattert, deren Mitglieder serbischer, ungarischer, russischer, französischer und niederländischer Abstammung sind, und die keine Berührungsängste mit totalitärer Ästhetik zu haben scheinen. Denn auf dem Artwork prangt die heroische Büste des Josef Stalin, die Bandinsignien erinnern an die Sowjetunion und das Album ist nach einer völkermörderischen Hungersnot in der Ukraine benannt. Soll hier also quasi ein Gegenentwurf zum Schwarzmetall vom rechten Rande zelebriert und der stalinistischen Diktatur gehuldigt werden?
Nun, die Band bestreitet dies und sieht sich als unpolitisch. Die Geschichte werde von den Siegern geschrieben und die Band wolle den Toten eine Stimme geben, vorliegend den geplagten und unterworfenen slawischen Völkern. Die Erklärung klingt plausibel, denn die Band bezieht in Interviews und auf ihren Internetpräsenzen auf durchaus reflektierte und auch kritische Positionen, so dass ich für politisch korrekte Anwandlungen vorliegend keinen Raum und keine Not sehe.
Daher wollen wir uns der Musik zuwenden, welche einen klaren schwarzmetallischen Schwerpunkt hat, diesen jedoch mit deutlich spürbaren doomigen Momenten verfeinert. So könnte der instrumentale Opener 'Utopian Deception' auch wunderbar zu einer Funeral-Doom-Scheibe passen. Der folgende Neunminüter 'Katherine's Chant', der sich auf die berüchtigten Katjusha-Raketen der Roten Armee bezieht, deren Werfer diesseits der Front als Stalinorgeln bekannt waren, zeigt dann die ganze Klasse der Band. Melancholischer, dabei aber sehr traditionell ausgerichteter und eingängiger Black Metal singt das kalte Lied der Taiga, flicht dabei zunächst ganz dezent slawische Folklore ein, um letztlich in das bekannte russische Volkslied 'Katjusha' zu münden.
Dieser dramatische Paukenschlag lässt sich schwerlich übertreffen, doch die Band versteht es, das Niveau hoch und die Spannungskurve stabil zu halten. Das Titelstück 'Holodomor' gibt sich programmatisch hoffnungsloser und marternder, doch auch hier bewegen wir uns in einem absolut klassisch-schwarzmetallischen Bereich, der von flirrendem Gitarrenstrumming, rauem, verhalltem, hintergründigem Gesang und stoischem Schlagzeug lebt und im elegisch-majestätischen Midtempo dahin schreitet. Zum Ende hin wird dann mit 'Not Our Revolution' auch noch das Tempo merklich angezogen, wodurch der (durch einige Minuten Stille zweigeteilte) Viertelstünder eine weitere überzeugende Seite der Band offenbart und am Ende in einem Outro mit massiven Blechbläsern und russischen Chören endet, welche aus einem sowjetischen Film der stalinistischen Ära stammen könnten.
Auf EP-Länge kann diese Band jedenfalls musikalisch auf ganzer Linie überzeugen, wobei das russische Element sehr präsent ist und vor dem inneren Auge die weiten der Taiga ebenso aufflackern lässt wie alte Kriegsberichte von der Ostfront. Damit fängt die Band wohl genau die Atmosphäre ein, welche ihr vorschwebte. Defintiv eine neue Band im schwarzmetallischen Sektor, die über großes kompositorisches Potenzial verfügt und die es zu beobachten gilt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle