COMMITTEE, THE - Memorandum Occultus
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2017
Mehr über Committee, The
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Folter Records
- Release:
- 25.02.2017
- Dead Diplomacy - Weapons Of War
- Synthethic, Organic Gods - Weapons Of Genocide
- Golden Chains - Weapons Of Finance
- Treacherous Teachings - Weapons Of Religion
- Flexible Facts - Weapons Of History And Chronology
- Intelligent Insanity - Weapons Of Methodology And Duality
Der elegische, finstere Black Doom
Drei lange Jahre hat es gedauert, bis die in Belgien ansässige multinational besetzte Band den Nachfolger zu ihrem sehr starken Debütalbum "Power Through Unity" (2014) und dem Demo "Holodomor" (2013) in trockene Tücher wickeln konnte, doch nun ist es endlich soweit und ihr könnt das Drittgeborene namens "Memorandum Occultus" auf Erden willkommen heißen. Wie gehabt, lebt das Schaffen von THE COMMITTEE auch dieses Mal wieder von einer dunklen, klagenden Grundstimmung, doomiger Schwere und zumeist getragenem Tempo des Beats, vor welchem flirrende schwarzmetallische Riffs und Leads ihre hintergründigen Elegien singen. Marschierend, unbarmherzig voran walzend prägt auch das neue Memorandum eine gnadenlose, totalitäre Ästhetik des Krieges, doch hier eben - im Gegensatz zum althergebrachten War Black Metal - gerade nicht infernalisch, kakophonisch, rasend, sondern vielmehr schicksalhaft, unausweichlich.
Dementsprechend ist "Memorandum Occultus" auch einmal mehr ein Album, das gerade nicht den Krieg und die Gewalt verherrlicht, sondern ein Album, das anprangert, wie die Mächtigen die Menschen mit den Mitteln der realen, mentalen, spirituellen, informationellen Kriegführung manipulieren, instrumentalisieren, missbrauchen, um sie zu knechten und gegen einander auszuspielen. Dazu bedient sich THE COMMITTEE dieser kalten Ästhetik der Macht, und dies sowohl visuell als auch konzeptionell und musikalisch. Das Memorandum besingt die Waffen der Unterdrückung, und es singt deren Hymnen erhaben, unnahbar, marternd und mahlend; den Flügeln einer Windmühle gleich, sowohl erhebend als auch niederdrückend und zermalmend. Dies gelingt der Band mit mantrischen, flirrenden, durchaus repetitiv arrangierten Gitarrenriffs der schwebenden, flirrenden schwarzmetallischen Art, die vor flächigen, atmosphärischen Synth-Sounds stehen, die immer wieder von folkigen Akustikgitarrend flankierd werden, getrieben von einem stoischen, getragenen, militaristischen Drumbeat. Dazu die einmalige, knurrende, anklagende Stimme von Igor Mortis.
Auf diese Weise und mit dieser durchaus im Black Metal nicht allzu typischen Intention hat die Band einen sehr unverwechselbaren Stil erschaffen, der auf "Memorandum Occultus" nochmals verfeinert, aber auch noch ein Stück weit ausdifferenziert wird. Wir wähnen uns nicht mehr allein in Stalins großem vaterländischem Krieg, sondern es werden uns allerlei andere Facetten des Totalitarismus in ihrer blendenden Machtästhetik vorgestellt. Natürlich begegnet uns in einer slawisch-folkigen Leadmelodie hier und da auch wieder die Weite der sibirischen Taiga durch welche die Panzerketten walzen, doch es begegnen uns auch christlich-orthodoxe oder jüdische Elegien in einigen Gesangssequenzen, sowie das Schlagen einer Kirchenglocke, die dem Stück eine besondere Aura verleihen, das sich der verführerischen und kriegstreiberischen Macht religiöser Prediger widmet. Ein Titel wie das stürmisch dahinfegende 'Flexible Facts - Weapons Of History And Chronology' ist gerade in heutigen Zeiten ein sehr bemerkenswertes Werk, das eine besondere Aktualität hat. Auch wenn sich die Band ganz klar gegen eine politische Einvernahme verwahrt und keine Partei bezieht, so regt ihr Schaffen doch zum Nachdenken an, und man spürt als Hörer, dass die Band nicht agitiert, sondern teils anprangert, teils aber auch und vor allem, wie sie es selber nennt, den Toten eine Stimme gibt. So meine ich, dass THE COMMITTEE im Endeffekt bei aller Kälte und Unnahbarkeit, und bei all der Ästhetik, welche sie totalitären Themen gibt, eine sehr positive Aura umgibt.
Wer THE COMMITTEE bereits kennt und schätzt, der darf sich auf ein neues Werk freuen, das dort weitermacht, wo die Vorgänger aufgehört haben, und den gefundenen Stil lediglich hier und da etwas weiter verfeinert. Wer hier und jetzt erst auf die Band aufmerksam wird, dem sei ein näheres Nachforschen ganz dringend empfohlen, denn die Truppe um Frontmann Igor Mortis ist in jeder Hinsicht etwas Besonderes, verbindet sie ihren atmosphärischen Black Metal doch auf sehr charakteristische Weise mit elegischem Doom; und sie hat dabei wirklich etwas zu sagen, ohne euch etwas vorzubeten.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle