COMPOS MENTIS - Our Kingdom Of Decay
Mehr über Compos Mentis
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Strange Ears
- Release:
- 08.02.2010
- Ghost Song
- Arusia
- The 44th King
- In The Garden Of The Dead
- White Cut, Red Blood
- Lady's Bower
- Infinite Fire
- Mermaid Decapitation
- Butcher's Bench
- The Angel Maker
- Kingdom Of Dania
Ein Monolith inmitten des generischen Einheitsbreis.
Statistisch gesehen leben die glücklichsten Menschen der Welt im Land der kleinen Meerjungfrau - was aber nicht heißt, dass dieses geheimnisvolle Königreich keine Leichen im Keller hat. Kriege, ein wahnsinniger König, eine Kindermörderin, die höchste Lobotomie-Rate der Welt ... diese dunklen Kapitel der Geschichte Dänemarks bereiten COMPOS MENTIS nun auf ihrem dritten Longplayer metallisch sehr ansprechend auf. Die Ansprüche, die das vielschichtige inhaltliche Konzept stellt, werden in der Musik erfüllt - die guten Wertungen, die das Album vielerorts genießen durfte, sowie die Nominierung für die Danish Metal Awards sind mehr als gerechtfertigt!
Mit ''Our Kingdom Of Decay'' (wobei 'Decay' sowohl wie das englische Wort für 'Verfall' gelesen werden kann als auch wie DK, das Landeskürzel für Dänemark) liegt ein inspiriertes Album voller Dynamik vor, dessen Kompositionen Härte und Melodie überzeugend verbinden und ergreifende Momente zaubern. Klassische Stilelemente des Melodic Death Metals dudeln die Dänen nicht gedankenlos nach, sondern verfeinern diese Trademarks durch eigene Ideen, denen ein progressiver Touch anhaftet. Vom ersten Song an kristallisiert sich ein frischer Stil heraus; in eben dieser Eigenständigkeit liegt der große Reiz von COMPOS MENTIS. Auch wenn automatisch Vergleiche zu Genre-Kollegen in den Sinn kommen (etwa den Landsleuten von MERCENARY zu ihren besten Zeiten), leben COMPOS MENTIS nicht allein von Assoziationen, sondern haben selbst etwas zu sagen – sowohl inhaltlich als auch musikalisch.
Mit dem stimmungsvollen Opener 'Ghost Song' öffnet sich ein Sog in die Atmosphäre, die sich über die Dauer der elf Tracks verdichtet und den Hörer nicht entlässt, eher ’Kingdom Of Dania’ verklungen ist. Von Anfang an entfaltet sich eine bereits erwähnte Stärke dieser Dänen, ein Element, an dem einfallsloser Melodic Death trotz des Namens sonst allzu oft krankt: Melodien! Die Songs sind abwechslungsreich und voller Dringlichkeit komponiert, die Leadgitarren sitzen und die markanten Keyboardlinien wie etwa in ’Butcher’s Bench’ klimpern sich nie in Kitschgefilde, sondern wölben sich wie Kuppeln über die Soundkulisse, ohne sie unter Pomp zu begraben.
Über einer dramatischen Grundstimmung fegen Emotionen durch das Album wie ein Wirbelwind. Während eingängige, kraftvolle Metal-Hymnen wie 'Arusia' und 'Infinite Fire' oder das sehnsüchtige ’Lady’s Bower’ den Wunsch erwecken, mit erhobener Faust vorwärts zu stürmen, lassen 'The 44th King' (sehr gelunge atmosphärische Elemente!), ’White Cut, Red Blood’ und vor allem 'The Angel Maker' mit seinen schwarzmetallischen Anleihen den Hörer eher beklommen die Luft einsaugen. Bemerkenswert ist dabei das Shouting von Frontmann Jesper Heinswig, das je nach Songstimmung variiert und die durchdachten Lyrics mit viel Emotion transportiert. Wiedererkennungspotential!
Mit seiner rockigen, doch zugleich modernen Note dürfte ’Our Kingdom Of Decay’ nicht nur für eingefleischte Göteborger interessant sein; das rundum gelungene Album vermag sowohl Skeptiker zu begeistern als auch Genre-Liebhaber, die in den letzten Jahren durch zuviel Stangenware vergrault wurden. Ein kritische Liebeserklärung an Dänemark, gebührend ausgearbeitet. Ein Geheimtipp!
Anspieltipps: ’Ghost Song’, ’The 44th King’, ‘White Cut, Red Blood’, ’Lady’s Bower’, ’The Angel Maker’
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Regina Löwenstein