CONCEPT OF GOD - Visions
Mehr über Concept Of God
- Genre:
- Doom
- Label:
- AFM / Massacre
- Release:
- 16.11.2007
- Past Perfect
- Visions (Nightmares)
- Soul Embrace
- Hearing Voices
- Falling Down
- Traces
- Fires Of Life
- Unspoken
- Man On The Silver Mountain
Vorwort:
SOLITUDE AETURNUS sind eine texanische Doom-Metal-Band, die seit 1987 besteht und seither sechs großartige Scheiben abgeliefert hat, auf denen sie der epischen Seite des schleppenden Metal huldigen. Neben den ergreifenden Gitarrenmelodien von Mainman John Perez, der im Laufe der Jahre zuerst Edgar Rivera, dann Steve Moseley an seiner Se(a)ite hatte, sind es vor allen Dingen die theatralischen, fast an klassischen Gesang erinnernden lyrischen Ergüsse von Sänger Robert Lowe, die den Hörer beim Genuss der Musik ins mystische Land der Phantasie entführen. SOLITUDE AETURNUS machen aber nicht nur langsame Musik, Nein, sie machen auch langsam Musik ;). So lag eine lange Stillephase zwischen ihrem vorletzten Werk "Adagio" (1998) und dem aktuellen Output "Alone" (2006). Die Umstände dieser Pause waren vielfältig. Zwistigkeiten mit ihrem alten Label, das Auslösen aus dem Vertrag, die Suche nach einem neuen geeigneten Partner. Während John Perez nebenbei noch eine eigene Plattenfirma namens Brainticket Records betreibt, über die er ausschließlich Doom, Krautrock und andere persönliche Favoriten vertreibt, mussten sich seine Mitstreiter andere Zeitvertreibe suchen. Lest im Nachfolgenden, was dabei herauskommen kann:
Das Konzept:
Hatte man vor einiger Zeit noch das ungute Gefühl, im SOLITUDE AETURNUS-Umfeld würde sich gar nichts mehr bewegen, beweist uns zumindest Front-Augenverdreher Robert Lowe, dass er absolut nicht auf der faulen Haut gelegen hat. Nach dem grandiosen "Alone"-Output seiner Hauptband und dem Einstieg bei den Gemüse-Schlürfern CANDLEMASS hat er in der Ruhepause nach "Adagio" ein Projekt namens CONCEPT OF GOD aus der Taufe gehoben. Da nämlich auch SA-Klampfer Steve Moseley die Ruhephase nach besagtem Album für einen solistischen Alleingang nutzen wollte, schloss man sich nach kurzer Parallelbewegung zusammen und holte gleich noch den ehemaligen Kollegen John Covigton (dr.) sowie den jetzigen SA-Tiefton-Masseur James Martin mit an Bord. So entstand CONCEPT OF GOD.
Durch die Unruhe im SOLITUDE AETURNUS-Camp lag das Konzept Gottes eine Weile auf Eis, bis sich nun – nach mehreren Jahren – die Gelegenheit bot, das begonnene Material endlich einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Und gleich der Opener 'Past Present' macht klar, dass wir sonst auch etwas versäumt hätten. Die grobe Ausrichtung der Band ist natürlich ähnlich wie die von SOLITUDE AETURNUS, aber trotz diverser Ähnlichkeiten – die ich natürlich nur begrüßen kann! – geht CONCEPT OF GOD etwas eingängigere Wege. Der Grundtenor ist natürlich melancholisch, die Musik schleppend, aber gleichzeitig treibend. Episch und verspielt. Es gibt leicht verschachtelte Momente, das Gros geht aber gradlinig aufs Kleinhirn des Hörers und klöppelt sich dort unwillkürlich fest.
Gleich der treibende Opener 'Past Perfect' lässt die Rübe ordentlich wackeln, animiert beim voluminösen Chorus aber auch zum lautstarken Mitsingen. Power-Riffing nennt man das wohl, was Steve Moseley hier betreibt. Der erstklassige, warme Sound unterstützt den gewaltigen Energieschub dieser Musik und vor allem die präzisen Stöckelattacken von John werden prächtig in Szene gesetzt. Man hat vor allem beim intensiven Genuss unterm Kopfhörer das angenehme Gefühl, direkt im Proberaum der Band zu sitzen, so nah klingen die Musiker. Wie man in einer Livesituation mit nur einem Gitarristen allerdings die Soundlöcher während der fantastischen Soli stopfen will, vermag ich mir noch nicht vorzustellen. Soll mir aktuell auch erst einmal schnuppe sein, denn auf der Konserve rockt das mal mächtig den Arsch.
'Visions' walzt sich träge in die Ohrmuschel. Dort angekommen, galoppiert Gottes Konzept dann allerdings unaufhaltsam und mit eindringlichen Beschwörungsformeln in die Unterwelt des Genusszentrums. Man ist hypnotisiert. Und genau darauf scheinen es die Texaner auch angelegt zu haben, wie die einleitende Textzeile von 'Soul Embrace' belegt: 'Enter Imagination' intoniert Robert hier mit fast balsamierender Stimme. Man ist gefesselt von den Stimmen im Kopf ...
... bis die befreienden Gitarren in 'Hearing Voices' uns reinwaschen. Wie ein klarer Regenschauer tropfen sie auf uns herab, mächtig, frisch, kalt, aber angenehm. Ein imposanter Song, der von stoischen Rhythmen voran getragen wird und uns in eine ferne Welt entführt.
Völlig anders – zumindest für Eingeweihte – tönt 'Falling Down'. Allein aufgrund des markanten Snare-Drum-Sounds und der trocken wirkenden Gitarre, werden unwillkürlich Erinnerungen an die göttliche Band TROUBLE wach, die der eine oder andere noch in seinem verstaubten Merkzentrum gebunkert haben könnte. Kiffer-Doom, um es jetzt mal politisch völlig unkorrekt zu titulieren, der Nebelschleier in Wohnzimmer verbreitet. Trotzdem scheint gerade diese Nummer aufgrund des prägnanten Refrains so etwas wie ein versteckter Hit zu sein.
Trocken bleibt es, aber der Vorwerk-Turbo-Bläser hat den Staub entfernt, so dass 'Traces' sehr frisch und zackig wirkt. Roberts mystische Akzentuierung, die manchmal von der bewusst gesetzten Härte her an einen Osteuropäer erinnert, gibt dieser eindringlichen Komposition einen beinahe gruseligen Anstrich, der zumindest meine Gänse mal wieder häutet. (Die armen Viecher müssen immer leiden, wenn ich gute Musik höre.)
'Fires Of Life' bietet genau das, was der Titel suggeriert: ein loderndes Feuer, entfacht durch musikalisch umgesetzte Emotionen. Treibende Gitarren, die über einem Herzschrittmacher-Drumbeat glänzende Melodien ausbreiten, weben grandiose Untermalung für Mister Lowes' beste Gesangsleistung auf diesem Album. Ich vermute mal, unsere Nachbarn wissen so langsam, dass ich diesen Song besonders gern mag.
Auch wenn die anschließende Nummer auf den Namen 'Unspoken' hört, ist Robert hier absolut nicht still. Ganz im Gegentum: Während dieser epischen Vibrato-Keule offeriert er uns die ganze Breite seiner Lungenflügel! Hallo, Julia! Wahrscheinlich kann man auf diesen Flattermännern Skateboard fahren, solche Ausmaße müssen sie haben, damit er derartig lange Töne glasklar und zielgenau ins Hörzentrum des Rezensenten abfeuern kann. Man darf beeindruckt sein.
Zum finalen Ausklang serviert uns das Quartett die Huldigung an eine ganz große Band des Metal/Hard-Rock Genres: Ihre Version des RAINBOW–Smashers (ja, die mit Ritchie Blackmore, der heuer mit seiner Frau Candice BLACKMORES NIGHT betreibt) 'Man On The Silver Mountain' lässt sich hören. Ich hätte natürlich lieber einen weiteren CONCEPT OF GOD-Song gehabt, aber ich verstehe den Sinn hinter dieser Coverversion. Man möchte sich verneigen. Nicht mehr und nicht weniger. Das gelingt natürlich.
Grundsätzliches:
Der eine oder andere Leser wird nun die nicht gänzlich unberechtigte Frage stellen, wozu man denn eine weitere Band braucht, die irgendwie wie SOLITUDE AETURNUS und/oder CANDLEMASS klingt. Hm, ich könnte natürlich oberflächlich antworten, dass es gar nicht genügend Bands geben kann, die so klingen wie diese beiden Ausnahmekapellen, würde damit aber zugeben, dass CONCEPT OF GOD den beiden Truppen zu sehr ähneln würden. Und genau das stimmt nämlich nicht.
Allein der Gesang von Robert Lowe ist auf diesem Werk so tief wie noch nie zuvor. Fast habe ich den Eindruck, er wolle die Düsternis mit noch tieferen Gesängen noch dunkler klingen lassen. Immer wieder lässt er das "R" böse rollen und immer wieder zaubert er träumerische Melodien über die Rhythmusgewitter seiner Mitstreiter. Aber auch die Musik an sich klingt verspielter, an manchen Stellen gar leicht psychedelisch. Vor allem, wenn ein angenehm pulsierender Bass das Geschehen kurzfristig übernimmt und die Klampfe nur leise Töne von sich gibt.
Anspieltipps: Visions; Unspoken; Fires Of Life; Hearing Voices; Past Perfect
- Redakteur:
- Holger Andrae