COOGANS BLUFF - Gettin' Dizzy
Mehr über Coogans Bluff
- Genre:
- Retro/ Soul/ Rock/ Funk/ Krautrock/ Blues/ Stoner Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Noisolution/ Indigo
- Release:
- 07.03.2014
- Why Did You Talk
- Gettin' Dizzy
- Heart Full Of Soul
- Her Tears
- Ellen James Society
- Too Late
- Things I Could Do
- Money & Mess
- Chicago
Das Yeah! als Religion.
Gerade noch mal das Video zu 'Her Tears' angesehen. Was ist denn da passiert? Die Rostocker Funk'n'Rocka'roll'as'psychedelicbluessoulrockaz' sind zurück! Wuchernde Bärte, Großflächendunkelbrillen vor der Iris, die Second Hand betuchten Ärsche im gepflegten Wackelmodus und echter Schweiß im offenen Brusthaar. Kojak schleicht vorbei und schnippst seinen Lolli in die Retro-Amps. Aber dieser Shaker ist ja nur der Einstieg. Der Sommer kommt bestimmt und sicher. Und die Kernbrüder Charlie und Willi Paschen treiben die Vorfreude darauf willentlich auf den ersten Höhepunkt.
Ich aber hänge schon wieder tief und fest in diesem Album. Um es gleich mal kurz und kräftig vorauszuposaunen: Eine Platte von neun Musikstücken die das Rock-Jahr 2014 mitdefinieren werden. Und eigentlich will doch auch 'Why Did You Talk', 'Heart Full Of Soul' und 'Her Tears' jede ernstzunehmende Tanzfläche zwischen Kühlungsborn und Kulmbach dem Mob entgegenspucken, oder? Apropos Posaune, apropos Blechbläser in front of a classical Rockformation: Die beiden Pusteblumen sind letztendlich und gewinnbringend in das Rocktrio eingebunden worden. Als wäre es nie anders gewesen. Meine anfängliche Skepsis hat sich aber seit mindestens dem letzten Album "Poncho Express" in Luft, äh, Staub aufgelöst.
Als reine Stoner-Rocker-Band gegründet, hat sich die zum Quintett angewachsene Kommune zu einem Whirlpool für sämtliche Stimmungen und Befindlichkeiten des Rock entwickelt. Wenn ich nur das abgefeimte Gitarrensolo aus besagtem 'Her Tears' höre, da schlage ich die Hände vor der Brust zusammen. Falten und feuchte Augen. Und ähnlich wie auf dem Eselalbum von vor drei Jahren wird hier dem Derwisch CAPTAIN BEEFHEART gehuldigt: Denn wer aus unserer Generation singt schon freiwillig so entrückt und presst die Töne so schmerzbringend aus seiner ästhetikverwöhnten Kehle. Kein anderer als Bassist Clemens Marasus. Und der tut dies hörbar inbrünstig und sehr gern.
Angekündigt wurde „Gettin' Dizzy“ als eine Melange aus kurzen Rockrippen und umherschwurbelnden Abschweifungen. Spannung also. Fazit ist, dass das in vollem Umfang erreicht worden ist. Die Stücke sind sämtlich nicht gleich, aber besonders, anders, expimentierfreudig und bei allem Überschwang vor allem: eingängig. Schon die ersten vier Beiträge bieten sich an, in ständiger Wiederholung gehört zu werden. Ehrlich gesagt, komme ich in meinem Konsum zumeist gar nicht weiter. Die anderen Pralinen muss ich mir erst mal auspacken...
Mit 'Ellen James Society' wird es dann offen hörbar sehr krautig. Drauf auf die Bahn und rein in die Welt. 'Too Late' sollte als ein Kommuniqué für ausschweifendes Verhalten verstanden und gehört werden. Barocker Jazz. Himmelschöre, Bläserattacken, Jamrockgeplätscher. Eine Riesenpraline. Geschmacksnerven liegen nun blank. Da schmeckt das Country-Oblätchen 'Things I Could Do' gerade richtig. Und was bleibt noch? Goldgelber Honigrock in 'Money & Mess' – ein weiterer Tanzbefehl. Stapfend, schlummernd, schwülstig schimmernd durch 'Chicago' und dann im nahen Eriesee langsam und glücklich ersaufen. Gettin' Dizzy eben, dieses Leben.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben