CORECASS - Tar
Mehr über Corecass
- Genre:
- Ambient / Art Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Moment Of Collapse Records
- Release:
- 18.10.2024
- Ovar
- Tar
- Dol
- Disrupt
- Sørunej
- Glijd Mee
- Albedo
- Fin
Art Rock auf einem jederzeit schmalen Grat zwischen Kunst und verkopftem Output.
Elinor Lüdde ist eine sehr ambitionierte, zielstrebige Künstlerin, die sich im Laufe der letzten Jahre bei CORECASS immer markanter selbst verwirklichen konnte und inzwischen einen Sound entwickelt hat, der sich in der Neoklassik genauso wenig sofort heimisch fühlt wie in den oftmals gestreiften Flächen der Ambient-Romantik. Die Hamburger Musikerin kokettiert zwar gerne mal mit einzelnen Versatzstücken, hat sich jedoch inzwischen auf ein Art-Rock-kompatibles Setting festlegen können, in dem auch die acht Kompositionen von "Tar" eine zeitweilige Heimat gefunden haben. Dennoch kann man hier nur den Rahmen beschreiben, in dem Lüdde ihrer Kunst ein Gastspiel schenkt. Wirklich greifbar - und das scheint gelegentlich auch beabsichtigt - macht die Dame ihre Musik nämlich nur ganz selten.
Auf "Tar" ist es in erster Linie die bedrückte Atmosphäre, die zum vermeintlichen Dosenöffner wird, der Platte aber zumindest schon mal eine homogene Grundstruktur gibt, in der sich sanfte, träumerische, aber meist traurige Pianos in einem sehr modernen Klassik-Setting wiederfinden. Eingesprochene Passagen, elegische Gesänge, ein großer Schuss Melancholie bei der reduzierten vokalen Performance, auch das gehört hier zum Programm, während Lüdde an den Tasten immer wieder gerne impsovisiert und eine Stimmung sichert, die nach etwas längerer Eingewöhnungszeit schließlich auch den Ankerpunkt liefert, auf dem "Tar" gründet.
Denn so sperrig sich die neue Platte zu einem stillen Widerstand aufbäumt, so spannend sind letztlich die vielen sehr dezent aufgeführten orchestralen Arrangements. So feingliederig werden die symphonischen Elemente in Nummern wie 'Glijd Mee' und dem arg finsteren 'Disrupt' eingeflochten, und so konsequent führt CORECASS dann auch den Weg von der Melancholie bis hin zur gefühlten Depression und wieder zurück.
Dieses Werk erfordert Geduld, schließlich aber auch die Bereitschaft zur intensiven Auseinandersetzung, natürlich aber vor allem auch eine Vorliebe für moderne Klassik. Sollte all dies gegeben sein, kann man sich von der Protagonistin in eine ganz ferne Welt entführen lassen, die Stimmungen nicht nur aufsaugen, sondern auch richtig erleben und zuletzt auch erkennen, dass hier Großartiges kreiert wurde. Auch wenn "Tar" sehr schwer zugänglich ist, ist die langfristige Beschäftigung mit diesem Kunststück mehr als lohnend!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes