CORPSEPAIN - The Dark Saga Of The Nibelungs
Mehr über Corpsepain
- Genre:
- Dark Metal
- Release:
- 19.08.2005
- Das Nibelungenlied
- Siegfried
- Das Leid
- Volker von Alzey (Instrumental)
- Dragon
- Der Nibelungenwald (Instrumental)
- Hagen
- Der Nibelungenhort
- Outro
Nachdem das erste Demo der Wormser Kapelle, das ich selbst nie gehört habe, in unserer Redaktion eher negativ aufgenommen worden war, und auch die Band selbst es heute nicht als Ruhmesblatt sieht, hat sie Besserung gelobt, und mit "The Dark Saga Of The Nibelungs" ein ambitioniertes Projekt in Angriff genommen, mit dem sogar einer der vorderen Plätze des Musikwettbewerbs der Wormser Nibelungen-Festspiele belegt werden konnte, was nun dazu führt, dass CORPSEPAIN die Möglichkeit bekommen, ihr erstes komplettes Album just im Rahmen jenes Festivals zu präsentieren und mit einem Stück auch auf dem Festspiel-Sampler vertreten sein werden. Uns stellt sich jedoch eher die Frage, ob die drei Jungs und das Mädel mit ihrem neuen Werk neben Festivalveranstaltern auch die Metalszene nachhaltig werden beeindrucken können, und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich die ersten paar Durchläufe lang sehr skeptisch war, weil zu Anfang doch stark die negativen Eindrücke überwogen. Irgendwie schien mir der hohe konzeptionelle Anspruch und die auf den ersten Blick doch recht simpel strukturierte und wenig flüssige Musik nicht ganz zusammenzupassen.
Nachdem ich der Scheibe jedoch ein paar weitere Durchläufe gegönnt habe, muss ich zugeben, dass die Songs durchaus einen gewissen Charme entfalten und der erste Eindruck, man habe es mit einer relativ unbedarften Mischung aus IN EXTREMO, RAMMSTEIN, den ONKELZ und EINHERJER zu tun, sich dann doch recht schnell in Wohlgefallen auflöst. Die CD beginnt mit einer Rezitation des in Mittelhochdeutsch verfassten Nibelungenliedes, deren Duktus mir ein wenig holprig erscheint. Da wir aber alle miteinander noch nie jemanden originäres Mittelhochdeutsch haben sprechen hören, soll dies nicht als Makel gelten. In der weiteren Folge reihen sich mehrere Stücke aneinander, die immer wieder durch auf Mittelalter getrimmte Keyboard-Instrumentale unterbrochen werden. Die Lieder selbst sind meist im getragenen bis angezogenen Marschrhythmus gehalten und stampfen so ein wenig vor sich hin, was aber wohl so beabsichtigt sein dürfte.
Den Anfang macht dabei das hymnische 'Siegfried', das eigentlich sehr gut geworden ist und einen schönen Refrain hat, bei dem ich mich allerdings fragen muss, warum die Band es für erforderlich hält, in einer Nibelungenvertonung mit weitgehend deutschsprachigen Texten diverse Passagen, so auch den Refrain von 'Siegfried', auf Englisch darzubieten, und hier zudem auch noch das "r" im Namen des Helden der englischen Aussprache anzupassen. Das stört zwar ab dem dritten Hören nicht mehr, ist aber anfangs schon gewöhnungsbedürftig und für mich nicht ganz schlüssig. Aber ich neige in derlei Dingen vielleicht auch zur Pedanterei. 'Das Leid' liegt mir etwas weniger, wohingegen das ebenfalls gemischt auf Englisch und Deutsch dargebotene 'Dragon' einen meiner Favoriten auf diesem Album darstellt, da die monumentalen, an RAMMSTEIN oder LAIBACH gemahnenden Gitarrensounds wirklich stark rüberkommen. Nach dem akustischen Gitarrenzwischenspiel 'Der Nibelungenwald' folgt mit 'Hagen' ein weiteres Glanzlicht der Scheibe, das sehr atmosphärisch und hart geraten ist und vor allem lyrisch die Zerrissenheit der Person des Hagen von Tronje gut darstellt. Auch das letzte Lied 'Der Nibelungenhort' weiß noch mal zu gefallen und erinnert mich stark an die verblichenen norwegischen Wikinger-Metaller EINHERJER, was durchaus als Lob zu verstehen ist.
Als Fazit bleibt, dass manches auf "The Dark Saga Of The Nibelungs" doch noch etwas zu wenig ausgereift scheint. So hätten Songwriting und hierbei insbesondere die Rhythmik etwas mehr Abwechslungsreichtum vertragen und an manchen Stellen hätten die Übergänge ein wenig flüssiger sein dürfen. Doch das möchte ich nicht als Schmähkritik, sondern als durchaus ernst und gut gemeinte Anregungen verstanden wissen. Denn wie bereits angedeutet: Die anfänglich noch recht stark ins Gewicht fallenden Kritikpunkte verflüchtigen sich zum größten Teil recht schnell, da uns die Wormser ein paar wirklich eingängige Stücke eingetütet haben, die sich nach kurzer Zeit sehr tief einprägen und durchaus Ohrwurmqualitäten beweisen. Da auch Aufmachung und Booklet ansprechend gestaltet zu sein scheinen, ist vorliegende CD durchaus eine unterstützenswerte Veröffentlichung. Weitere Informationen gibt es hier.
Anspieltipps: Siegfried, Dragon, Hagen, Der Nibelungenhort
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle