CORSAIR - Chaemera
Mehr über Corsair
- Genre:
- Hardrock/ Classic Rock/ Retro Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Release:
- 20.04.2012
- Agathyrsi
- Chaemera
- Falconer
- Gryphon Wing
- Path of the Chosen Arrow
- Mach
- Of Kings and Cowards
- The Desert
Für Freunde alter Gitarrenfühligkeiten.
Schon die Optik des zweiten Longplayers dieses Quartettes aus Virginia vermittelt dem Käufer eines: Engagement. Wie auch die beiden Vorgänger kommt das liebliche Scheibchen in einem streng limitierten Card-Sleeve mit Falttasche um die Ecke. Bevor man einen einzigen Ton gehört hat, spürt man schon, dass man etwas Besonderes in Händen hält. Und dieser Eindruck wird beim Anhören sofort bestätigt.
Welche Band hat den Mut ihr Album mit einem knapp sechs Minuten langen Instrumentalsong zu eröffnen? Diese Nummer macht sofort die Richtung klar: CORSAIR legt großes Augenmerk auf effektive Gitarrenarbeit. Zitate bei den Helden der Feinfühligkeits-Ära, wie WISHBONE ASH oder THIN LIZZY, kommen schnell als Querverweise ins Gedächtnis. Dabei zaubert das Quartett mit einer leichtfüßigen Vielseitigkeit Harmonien und Riffs aus dem Handgelenk, dass man sich gar nicht satt hören kann. Und während man beim eröffnenden 'Agathyrsi' noch verzaubert und verwirrt gleichzeitig ist, klappt die Kinnlade mit dem Gesangseinsatz von Jordan Brunk auf die Fußnägel. Heiliger Bimmbamm, der junge Mann klingt ja wie Phil Lynott. Die angenehm tiefe und äußerst voluminöse Stimme gibt der Musik von CORSAIR eine herrlich warme Klangfarbe. Trotz doppelter Gitarrenbesetzung benutzen die Damen und Herren den Bass als gleichberechtigtes Instrument, welches schön prominent für dynamische Tieftonmelodik sorgt. Und es macht einen Heidenspaß den beinahe knarzigen Tonfolgen von Bassist Jordan neben den verspielten Doppelleads seiner Sidekicks Paul Sebring und Marie Landragin zu folgen. Um die ganze Angelegenheit dann noch farbenprächtiger zu gestalten als sie es ohnehin schon ist, schnappt sich Paul beim grantigen Riffkiller 'Gryphon Wing' das Mikrophon und begeistert mit seiner Stimme ebenso, wie es seinem Kollegen vorher gelang. Auffällig ist die gleiche Art des Singens beider Musiker, die völlig unverkrampft einfach so drauflos zu trällern scheinen. Keine gepressten Schreie, keine unnatürlich erzeugten Jodelarien. Alles klingt stimmig und aus dem Bauch heraus. Da kann man dann auch gleich auf herkömmliche Songstrickmuster verzichten und nach der Hälfte des Songs einfach aufhören zu singen und komplett instrumental fortsetzen, ohne dass der Zuhörer den Eindruck hat, es würde etwas fehlen. Große Kunst das.
Mit 'Path Of The Chosen Arrow' folgt nun mein Favorit des Albums. In der ersten Hälfte ein rasanter Rocker, der sofort ins Ohr driftet, mutiert der Song in der zweiten Hälfte zum Instrumental, in welchem sich die Saiteninstrumente über- und nebeneinander legen, während Drummer Aaron Lipscombe ein paar extrem verspielte Klopfer aufs Parkett zaubert. Lecker. 'Mach' ist eine relativ schlichte instrumentale Nummer, bei der mir die großen Überraschungen etwas fehlen, während das anschließende 'Of Kings And Cowards' bei all seiner Kürze mächtig auf die Tube drückt. Ein echter Rocker mit schönen Schnörkeln.
Die mir eben noch fehlende Überraschung glückt dem sympathischen Quartett mit der sechs Minuten Abschlussnummer 'The Desert'. Nicht nur, dass dieser Titel zu Beginn mit seinen flirrenden Gitarren beinahe über dem Erdboden zu schweben scheint, nein, auch der unerwartete Einsatz von Marie als Sängerin, machen diese Nummer noch einmal zu einem ganz besonderen Leckerbissen. Ihre zarte Stimme passt hervorragend zu der Atmosphäre dieser Nummer und addiert ein weiteres Farbspektrum zur Musik von CORSAIR, die ja eh schon recht bunt klingt. Total toll.
Wer sich eine der limitierten und in recycelbarer Pappe verpackten Rundlinge sichern möchte, der möge sich bitte schnellstens an die Band wenden. Die Herrschaften antworten extrem fix.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae