CORVUS CORAX - Cantus Buranus
Mehr über Corvus Corax
- Genre:
- Medieval / Symphonic
- Label:
- Roadrunner
- Release:
- 08.08.2005
- Fortuna
- Florent Omnes
- Dulcissima
- Lingua Mendax
- Ristica Puella
- Numus
- Curritur
- Sol Solo
- Venus
- Hymnus Cantica
- O Langueo
- Ergo Bimbamus
Die Mittelalter-Szene boomt. Seit Bands wie SUBWAY TO SALLY und IN EXTREMO auch Stromgitarren mit in den Klang dieser Musik einfließen lassen, werden auch immer mehr Freunde harter Rockmusik mit dem Mittelalter-Virus infiziert. Sicherlich liegt das mit am familiären Gefüge beider Szenen, der handgemachten Musik und der düsteren Atmosphäre, die häufig von beiden Stilistiken ausgeht.
Neben den oben genannten Bands, gelingt es nun auch verstärkt bereits weitaus dienstälteren Kapellen die ihnen längst überfällige Anerkennung zu ernten. Und die wohl dienstälteste Mittelalter-Truppe neben den GEYERS und OUGENWEIDE trommelt sich seit über 16 Jahren in die Herzen ihrer Fangemeinde und hört auf den Namen CORVUS CORAX. Die siebenköpfige Band hat seit 1989 bereits fünfzehn Tonträger eingespielt und gehört somit zum Urgestein der Szene.
Bei den Jungs geht die musikalische Liebe sogar so weit, dass einige von ihnen gar die Instrumente selbst bauen. Das gesteigerte Interesse an den alten Zeiten - um es mal so lapidar zu betiteln – schlägt sich auf der neuen Konserve darin nieder, dass CORVUS CORAX sich den alten Schriften, die unter der Überschrift "Carmina Burana" allgemein bekannt sein dürften, angenommen und ausgewählte Teile davon neu vertont haben.
Wer nun augenblicklich an Carl Orff denkt, hat daher nur halb Recht. Wie auch CORVUS CORAX bediente er sich nämlich vor rund 70 Jahren lediglich in diesen Schriften und wählte ein paar Stücke zur Neuvertonung aus. Deshalb hat der vorliegende Tonträger auch nur bedingt etwas mit dem hinlänglich bekannten Klassikhit gemein.
Ich bin wahrlich kein Klassikexperte, aber was uns Wim, Castus Rabensang, Harmann der Drescher, Teufel, Patrick der Kalauer, Meister Selbfried und Hatz hier auftischen, vermag wirklich zu jeder Sekunde zu begeistern. Atmosphärisch, bedrohlich und spannend ist das klanglich erstklassig umgesetzte Ergebnis, aus dem förmlich das Herzblut aller Beteiligten heraustropft. An der Ausdrucksstärke und der Tiefe erkennt man sofort den Orchestereinsatz, der niemals durch irgendwelche Synthiesounds authentisch reproduziert werden kann. Und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen. CORVUS CORAX wissen, was sie tun, haben es über Jahre hinweg studiert und gehen deshalb tief ins Detail. Das ist Breitwandsound, der in die Magengrube fährt und dort für mächtig viel Unruhe sorgt. Unterstützt von einem voluminösen Chor, lässt dieses Klangerlebnis jede Metalkonserve wie Italo-Disco-Sound klingen.
Wer das nicht glauben mag, sollte sich schleunigst 'Dulcissima' verabreichen und danach alle bisher veröffentlichten Klassik-Adaptionen anderer Metalkapellen auf dem Flohmarkt verhökern. Freunde, wenn ihr nur eine klassische Interpretation im heimischen Schrank stehen haben wollt, dann sei es bitte diese hier. Mir fällt jetzt spontan keine Vergleichsscheibe ein, was ein weiterer Beweis für die Klasse dieser Einspielung ist.
Für Leser unserer Seiten nenne ich mal THERION, die aber auch nur von der Grundstimung her passen, oder GARMANA in extrem düsteren Augenblicken.
Anspieltipps: in diesem Falle nur als Einheit zu bewerten, also alles.
- Redakteur:
- Holger Andrae