COSMIC VOID - Subterranean Rivers
Mehr über Cosmic Void
- Genre:
- Post Metal / Black Metal / Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 26.01.2024
- Subterranean Rivers
- Disassociation
- Cotard Delusion
- Prometheus' Agony
- Where The Bounds Of Reality Are Thin
- The Time Of Contempt
- Infinite Staircase
- A Sea Of Flames
Ein düsteres Potpourri, das überrascht und fesselt.
Ich möchte nicht gleich von Geheimtipp sprechen, aber eine alltägliche oder gar "generische" (Unwort!) Band ist es nicht, die hier mit "Subterranean Rivers" ihren ersten Langspieler vorlegt. Die Musik von COSMIC VOID baut sich mit Vehemenz und einer dichten Atmosphäre auf und dennoch liegt ihr eine dunkle, mysteriöse Aura zugrunde, die sich nie so richtig greifen lässt. Das kommt insbesondere auch klanglich herüber wie ein unheilvolles Brodeln, bei dem man nie den Kulminationspunkt vorhersagen kann; das Ganze ausgestattet mit eindringlichen Melodien, die zwar nicht als hauptsächliches Stilmittel in den Vordergrund drängen, die sich aber dennoch tief ins Hirn eingraben. Zugleich schwingt aber auch immer mal wieder eine gewisse Zerbrechlichkeit und Fragilität mit, wenn die schweren und schroffen Riffwände zurückgefahren werden und dafür etwas Minimalismus und Ruhe einkehren. Was jetzt vielleicht nach einem schnöden Wechselspiel aus "hart" und "soft" klingt, ist tatsächlich mit so vielen Facetten ausgestattet, nicht zuletzt auch gesanglich, dass wir hier acht Songs bestaunen können, die allesamt auf ihre Weise einmalig sind und eigene Besonderheiten mitbringen.
Der Opener beginnt erst bedächtig, wird dann schroff und kantig mit geröchelten Vocals, doch zum Ende hin zerreißt äußerst filigranes und eingängiges Gitarrenspiel das düstere Treiben, das man so in diesem Kontext vielleicht gar nicht erwartet hätte und das mich untypischerweise für den Rest der Scheibe an frühen Thrash Metal erinnert. Doch grundsätzlich darf man bei dieser Band alles erwarten, was in das musikalische Grundgerüst passt. So auch bei 'Disassociation', das mal fragil, mal zäh daherkommt, dazu Black-Metal-Ausbrüche zu bieten hat (egal, ob mit oder ohne "Post" davor). Auch 'Prometheus' Agony' wildet im Black Metal, diesmal aber mit melodischerem Spiel in der schwarzen Färbung und den Hörer wild vor sich hertreibend. Doomige Gefilde werden betreten und wieder verlassen, psychedelische Stimmungen treten immer wieder in Erscheinung und die Vorliebe für Songs mit einer Länge von sechs Minuten aufwärts zeigt generell bereits, dass nicht Kompaktheit, sondern Vielseitigkeit und Facettenreichtum im Vordergrund stehen.
Im Vergleich mit der vorangegangenen EP "All Is Lost In Time" (2021), die mich als erstes Lebenszeichen der Band überhaupt doch ziemlich beeindruckte, kann man nun eine logische Entwicklung konstatieren. Die Kompositionen wirken schlüssiger, durchdachter und vielschichtiger. Zu dieser Evolution gehört jedoch auch die Tatsache, dass dieses Ungeschliffene, Brüchige und Urwüchsige im Sound der Dresdner nun weit weniger zum Tragen kommt. Mit 'Subterranean Rivers' und 'Infinite Staircase' serviert uns COSMIC VOID mit Sicherheit die eingängigsten und prägnantesten Songs des bisherigen Bandschaffens, wobei auch diese Nummern alles andere als gradlinig oder leicht konsumierbare Nebenbei-Kost sind. Gerade der Elfminüter 'Infinite Staircase' ist ein abwechslungsreiches und sich teilweise sehr langsam und doomig aufbauendes Chamäleon - toller Song mit einem mitreißenden Finale. Das sich an- und das Album abschließende 'A Sea Of Flames' zeigt (wie auch vorher schon das sich etwas hinziehende 'Where The Bounds Of Reality Are Thin') die Band von einer sehr ruhigen und harmonischen Seite. Das mag zum roten Faden des Albums gehören und sich in die intendierte Albumchronologie einfügen, lässt die Scheibe aber auch ziemlich bedächtig austrudeln (wunderbar eingängig ist dieser Ausklang übrigens trotzdem) und nicht mit einem Knalleffekt, wenn ich da an das rohe und ungezügelte 'All Is Lost In Time Pt. II' als blackmetallisch rasendes Grande Finale der EP zurückdenke.
Einem solchen Werk wie "Subterranean Rivers" eine schnöde Benotung zu verpassen, ist ohnehin eine Gratwanderung, zumal es etliche Durchläufe mehr als bei der EP gebraucht hat, bevor der eine oder andere Song schlussendlich doch noch richtig gezündet hat. Dennoch fühlt es sich in meinem persönlichen, subjektiven Empfinden schon richtig an, dass ich mit der Bewertung noch einen ganzen Punkt nach oben gehe im Vergleich mit der EP, die damals natürlich auch noch den Überraschungseffekt ob des Gehörten auf ihrer Seite hatte. Und Vergleiche mit Musik außerhalb der COSMIC VOID-Discographie könnten eh nur an der Oberfläche kratzen, denn dazu ist die musikalische Kreation viel zu eigenständig, originell und ja, auch ungewöhnlich. Ich bin daher sehr gespannt, was die Dresdner uns in Zukunft noch offenbaren werden, denn in "Subterranean Rivers" steckt bereits so viel drin, da würde es mich nicht wundern, wenn der nächste COSMIC VOID-Rundling richtig groß wird.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer