COUNT RAVEN - Messiah Of Confusion (Re-Release)
Mehr über Count Raven
- Genre:
- Doom Metal
- Label:
- Cyclone Empire / Soulfood
- Release:
- 11.11.2005
- Prediction
- Shadow Box
- The Loneliest One
- Fallen Angels
- Mountains Spirit
- The Lie Of Life
- P.S.I. Power
- Shine
- The Divided World
- The Viking Sea
- Regression (BLACK SABBATH-Medley / Bonustrack)
Die Geschichte der Rabengrafen, Teil IV:
Das dritte Album einer Band wird ja oft als schicksalsträchtig betrachtet und mit dem "make it or break it"-Klischee versehen. Ginge es danach, hätten COUNT RAVEN mit ihrem Bandklassiker "High On Infinity" qualitativ sicher in die Kategorie "make it" gehört. Doch leider spielen auch äußere Umstände oftmals eine sehr gewichtige Rolle, und im Falle der Schweden war es leider das damalige Label, das dem weiteren Fortkommen der Truppe im Wege stand. Unter anderem gab es keine vernünftige Unterstützung für eine geplante Tour und so beeinflusste die Unzufriedenheit mit dieser Situation auch das Bandklima und die Kreativität negativ, so dass es ganze drei Jahre dauerte, bis der Nachfolger "Messiah Of Confusion" endlich im Kasten war. Erstaunlicherweise merkt man der Musik diese störenden Begleitumstände keineswegs an, denn auch der verwirrte Erlöser ist ein erstklassiges COUNT RAVEN-Album geworden, das sich hinter seinen drei Vorgängern keineswegs zu verstecken braucht.
Den Anfang macht das sehr zähe 'Prediction', das sich mit dem bevorstehenden Kampf der Kulturen befasst - also mit einem Thema, das heute aktueller ist denn je. Einer der finstersten und beklemmendsten Songs der gesamten Bandgeschichte. Das deutlich flottere 'Shadow Box' dreht sich um Umweltverschmutzung, Kernenergie und dergleichen, glänzt mit einem sehr eingängigen Refrain und einem recht SABBATH-lastigen Schlussteil. Bei 'The Loneliest One' gefällt mir vor allem der unkonventionell platzierte Chorus und das schön ausufernde Solo im Mittelstück, ansonsten werde ich mit dem Lied aber nicht ganz so warm. Dafür ist 'Fallen Angels' wieder ein richtiger Hit, der mit tollen Hooks in Vers und Refrain aufwarten kann, dazu ein gigantisches Riff als Überleitung zwischen beiden. 'Mountains Spirit' setzt die Tradition atmosphärischer Instrumentale fort, ist aber etwas klassisch-orchestraler ausgelegt als frühere Space-Experimente. Dann lassen die Raben mit 'The Lie Of Life' einen ordentlichen Stampfer im gehobenen Midtempo auf die Doombanger los, der sich gewaschen hat. Besonders mitreißend sind hier die für COUNT RAVEN recht untypischen "ohohoh"-Passagen, die sich live wunderbar für Mitsingspielchen eignen würden. Nach zwei Dritteln gibt es dazu noch ein herrlich krasses Break, wonach das Stück sehr abgedreht ausklingt. An 'P.S.I. Power' ist recht interessant, dass die Verse mit einer eingängigeren Melodieführung aufwarten als der subtile Refrain, welcher die Thematik der Gedankenmanipulation schön greifbar erscheinen lässt. Danach ist eine finale Hitrunde angesagt, die sich gewaschen hat und dem einstweiligen Abschiedsalbum von COUNT RAVEN mit dem Tripel 'Shine' (stimmlicher Gänsehautmoment im Refrain), 'The Devided World' und 'Viking Sea' ein würdiges Ende bereitet. Während das zweigeteilte 'The Devided World' sich im ersten Teil als melodischer und intensiver Doombanger mit tollen Gesangsmelodien präsentiert, wird es ab der Mitte schneller, aggressiver und hackender. Das elfminütige 'Viking Sea' dagegen beginnt akustisch mit einem fast BATHORY-mäßigen Hintergrund aus Windrauschen und später hinzutretenden epischen Keyboards, dann eine kurze Basspassage und der Einstieg ins schwere Riffing. Auffällig ist, dass Dans Gesang hier von Vers zu Vers zwischen düster und ungewöhnlich tief einerseits und seiner üblichen charismatischen Stimmlage andererseits wechselt. Außerdem begegnen wir einem echt riesigen Gitarrensolo, der vielleicht mächtigsten Hookline der Bandgeschichte im (nur einmal gesungenen) "Refrain" und einem folkloristischen Ausklang. Großartig!
Nach der Veröffentlichung von "Messiah Of Confusion" hatte sich innerhalb der Band aber leider so viel Frust angesammelt, dass die Musiker kurz darauf auseinander gingen, COUNT RAVEN begruben und so eine klaffende Lücke in der Doomszene hinterließen, die erst mit der Reunion zum "Doom Shall Rise"-Festival im Jahre 2003 wieder geschlossen werden sollte. Nun sind dank Cyclone Empire auch die lange vergriffenen Scheiben wieder in erweiterter und remasterter Fassung erhältlich, wobei vorliegendes Album neben einem gänzlich neuen Artwork auch Linernotes von Musikjournalist und Photograph Stefan Glas enthält. Als Audio-Bonus gibt es ein geniales zehnminütiges BLACK SABBATH-Medley, das 'Electric Funeral', 'Sweet Leaf', 'Iron Man' und 'Black Sabbath' berücksichtigt. Die Band steht also auch stolz zu ihren Einflüssen, die sich ohnehin nicht verheimlichen ließen.
Eine Fortsetzung dieser Serie von Wiederveröffentlichungen und der Geschichte von Graf Rabe steht im kommenden Jahr in Gestalt einer Raritätensammlung und eines nagelneuen Studioalbums an, worauf ich mich bereits jetzt riesig freue.
Anspieltipps: Fallen Angels, Shine, The Devided World, Viking Sea
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle