COURAGEOUS - Inertia
Mehr über Courageous
- Genre:
- Progressive Thrash Metal
- Label:
- Mausoleum/EMI
- Release:
- 22.11.2004
- Inertia
- Trapped
- Fade Away
- Together As One
- Invisible Enemy
- Tortured By Memories
- In Doom
- All These Years
- The Puppeteer
- But My Freedom
- Free Will
- Tear Off My Mask
Egal wie man es dreht und wendet, COURAGEOUS haben alles richtig gemacht. Album numero drei, das berühmte "make it or break it"-Werk liegt vor, und es ist mit Abstand das stärkste der Bandgeschichte. Ganz nebenbei ist es auch noch das erste Album mit dem lange ersehnten Plattendeal - und dafür hätte man keine bessere Arbeit als "Intertia" abliefern können.
Lobhudelei gleich zu Beginn, ist das gerechtfertigt? Sicherlich. Außerdem mal was anderes, als das immer an den Schluss zu stellen. Aber jetzt der Reihe nach:
War "Remember" teils noch experimentell, bündelte die Stärken der Band nicht so effizient und kam nicht immer sofort auf den Punkt, so hat das südhessische Quintett nun endlich das Meisterstück seiner bisherigen Karriere abgeliefert, die Reifeprüfung, die Quintessenz seines musikalischen Daseins.
Glücklicherweise zündet auch "Inertia" nicht sofort, denn sonst wäre die Scheibe wohl kaum den Hirnen der Langener Jungs entsprungen. Die Neigung zu unheimlich einprägsamen und die Ohren schmeichelnden Refrains ist jedoch nach wie vor da, und so verhakt sich 'Inertia' spätestens nach dem dritten Durchlauf genau dort, wo es hingehört: Mitten im Hirn, in der Schaltzentrale, sich durch den ganzen Körper verteilend.
Einen guten Opener zu finden, ist eine Sache, wenn sich die nächsten fünf Songs auf demselben, unheimlich hohen Niveau befinden, ist das ja fast schon eine Frechheit. Wie soll man sich denn da bitteschön wieder einkriegen, meine Herren? Tses ...
Immerhin ist 'In Doom' dann "nur" ein Instrumental, danke, kann man nicht mitgrölen. Dafür zeigen COURAGEOUS hier mal ausgiebig, was sie so auf dem Kasten haben. Meine Herren! Und wieso klingt das Ganze schon wieder so verdammt gut nach NEVERMORE meets ANACRUSIS meets MACHINE HEAD meets ach, ihre ursprünglich unerreichbar großen Vorbilder und Idole hat der Fünfer mit "Inertia" endlich eingeholt. Ja, dieses Album steht ohne Ausnahme, ohne Zweifel auf einer Stufe mit "Burn My Eyes", "Screams And Whispers" oder "Dreaming Neon Black".
Jawollja. Warum? Weil die Band es geschafft hat, ihre eigenen Stärken dermaßen zu bündeln und auf den Punkt zu bringen, dass dabei ein Dutzend bärenstarker Kompositionen herausspringt, das Kritikern jeglicher Coleur keinen einzigen Angriffpunkt bietet. Außer "gefällt mir nicht", aber diesen Leuten ist ohnehin nicht mehr zu helfen. Die Produktion genügt höchsten Ansprüchen, setzt den Extra-Bumms im Bassbereich adäquat um, ist differenziert genug und dennoch mörderisch drückend. Cover-Artwork und Booklet-Gestaltung könnten wohl nur von the almighty Travis Smith himself passender gestaltet werden, und songwriterisch sind COURAGEOUS wohl auf ihrem absoluten Höhepunkt angelangt. Die siebensaitigen Klampfen werden effektiv und genau richtig eingesetzt, tonnenschweres Riffing ergänzt sich mit filigranen Fingerübungen, alles zermürbendes Power-Drumming ergänzt sich mit wunderbarer Beckenakrobatik, Überschall-Soli finden in majestätischen und unter die Haut gehenden Melodien ihren Gegenpart. 'The Puppeteer', 'Fade Away' oder 'Invisible Enemy' sind Paradebeispiele für die COURAGEOUS'sche Kunst anno 2004. Doch auch diese wäre nur halb so viel wert, hätte man nicht wieder einen Sänger an Bord, der ebenso vielseitig, unbeschränkt und begnadet ist wie das Songmaterial. Chris brüllt, schreit, schwelgt, lechzt, und singt sich sirenengleich durch die elf mit Vocals ausgestatteten Kompositionen, verleiht den instrumentalen Geniestreichen der Kollegen eine Seele, ein Herz, den Ausdruck, den sie brauchen, um so unheimlich intensiv wirken zu können. Und wenn es einen Vergleich gibt, der hier einigermaßen gerecht wird, dann nur der mit Warrel Dane. So.
"Inertia" ist ein beeindruckendes, aber auch nicht ganz einfaches Stück Musik, welches sich Anhänger von NEVERMORE sofort in den Schrank stellen können. Der Rest, der hoffentlich ein offenes Ohr für intensive, kreative, intelligente, heftige und doch wunderschöne Musik hat, hört hier schnellstens mal rein und schließt COURAGEOUS danach für immer und ewig ins Herz. Das ist ein Befehl.
Anspieltipps: Inertia, Trapped, Fade Away, Invisible Enemy, The Puppeteer
- Redakteur:
- Rouven Dorn