CRADLE OF FILTH - Trouble And Their Double Lives
Mehr über Cradle Of Filth
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 28.04.2023
- She Is A Fire (Studiotrack)
- Heaven Torn Asunder
- Blackest Magick In Practice
- Honey And Sulphur
- Nymphetamine (Fix)
- Born In A Burial Gown
- Desire In Violent Overture
- Bathory Aria
- The Death Of Love
- Demon Prince Regent (Studiotrack)
- Heartbreak And Seance
- Right Wing Of The Garden Triptych
- The Promise Of Fever
- Haunted Shores
- Gilded Cunt
- Saffron's Curse
- Lustmord And Wargasm
- You Will Know The Lion By His Claw
Kein kohärentes Konzert, trotzdem ein tolles Live-Dokument.
Nur knappe zwei Jahre seit "Existence Is Futile", und schon steht ein neues CRADLE OF FILTH-Album in den Startlöchern? Nicht ganz, denn "Trouble And Their Double Lives" ist, wie der Titel im letzten Wort vermuten lässt, zumindest in Teilen ein Livealbum, das nun 20 Jahre nach "Live Bait For The Dead" zum zweiten mal versucht, die Black-Metal-Magie der Briten einzufangen. Nach einer so langen Zeit wurde es dafür auch durchaus noch einmal Zeit, denn seit dem Jahr 2002 hat die Besetzung des schwarzen Flaggschiffs rund um Dani Filth zahlreiche Wechsel erlebt, sodass die hier zu hörenden Musiker mit Ausnahme des Frontmanns nicht mehr viel mit der Besetzung des letzten Live-Langdrehers gemein haben.
Wer jetzt aber ein kohärentens Konzert erwartet, der wird von "Trouble And Their Double Lives" enttäuscht werden, denn alle Livesongs wurden auf diversen Touren zwischen 2014 und 2019 in den USA, Europa und sogar Australien mitgeschnitten. Im Endeffekt haben wir es hier also mehr mit einer live aufgenommenen Best-Of-Compilation zu tun, was aber ja nicht unbedingt schlecht sein muss. "Live Beyond The Spheres" von BLIND GUARDIAN etwa ist ja auf dem gleichen Weg entstanden und für mich eines der besten Livealben der jüngeren Geschichte. Und nach ein paar Runden des schwarzmetallischen Treibens muss ich zugeben, dass dieses feine Live-Scheibchen in seiner Kategorie durchaus ein Wörtchen mitzureden haben könnte. Sämtliche Tracks knallen trotz der verschiedenen Aufnahmeorte mehr als amtlich aus den Boxen, wofür Scott Atkins in den Grindstone Studios in Suffolk Sorge getragen hat, und fangen perfekt ein, was für eine beeindruckende und fesselnde Liveband CRADLE OF FILTH ist.
Dazu kommt eine Songauswahl, die einem Greatest-Hits-Album ebenfalls angemessen wäre und von Klassikern wie 'Nymphetamine (Fix)' bis hin zu frischen Tracks wie dem absolut grandiosen 'Blackest Magick in Practice', das vielleicht sogar mein liebster Song der Dunkel-Metaller aus England ist, reicht. Einzig der letzte und durchaus starke Studio-Langdreher "Existence Is Futile" ist wenig überraschend ausgeklammert worden, weil er natürlich dank der Covid-Pandemie nicht entsprechend betourt werden konnte. Doch auch ohne die Nummer des noch aktuellen Albums macht dieser dramaturgisch gut zusammengestellte Ritt insgesamt eine mehr als gute Figur, dank des tollen Sounds jede Menge Spaß und sollte vor allem für Neueinsteiger und Neueinsteigerinnen in den CRADLE OF FILTH-Kosmos (gibt es wirklich noch Metalheads die Dani und Co. nicht kennen?) ein hervorragender Dosenöffner sein.
Apropos Dramaturgie: Selbige leidet leider etwas darunter, dass mit 'Demon Prince Regent' einer der zwei neuen Studiotracks mitten im Live-Erlebnis platziert wird, was mich zumindest etwas aus dem Erlebnis reißt. Trotzdem ist der Song ein ordentlicher Track, der ebenso wie der Opener 'She Is A Fire' gut reinläuft, ohne jedoch mit der letzten Überzeugung aus den Boxen zu schallen, die ich auf den letzten Langdrehern des Sextetts gehört habe. Entsprechend liegt für mich der Fokus auch deutlich stärker auf dem Live-Material der Scheibe. Wo wir gerade bei Kritik sind, darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass mir - wie heute fast üblich - die Publikumsreaktionen etwas zu weit in den Hintergrund gemischt und eigentlich nur bei den Ansagen von Dani zu hören sind, was der Atmosphäre insgesamt etwas abträglich ist.
Kritiker werden entsprechend hier auch einen etwas erzwungenen Release vermuten, um den Einstand mit dem neuen Label Napalm Records zu begehen und mit Archivmaterial die Wartezeit zum nächsten Langdreher zu überbrücken. Ich sehe das Ganze etwas neutraler und erfreue mich schlicht und ergreifend an den tollen Songs, dem tollen Sound und einer starken Liveband, die hier würdig verewigt wurde. Auf die neuen Studiotracks hätte ich entsprechend auch verzichten können, denn so ist "Trouble And Their Double Lives" weder Fisch, noch Fleisch, was den Hörspaß aber natürlich nur minimal schmälert.
- Redakteur:
- Tobias Dahs