CREOZOTH - Creozoth
Mehr über Creozoth
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Escapi / Soulfood
- Release:
- 24.10.2005
- With The Flow
- Stares Back
- Forsaken
- Minute U Die
- Intoxicatedead
- For Your Amusement
- Watch 'n Wait
- State Of Shock
- Bad Day
- Mind
- You Don't Know
- Dash
- Spectorized
Wenn ihr so sehr auf Monty Python steht wie ich, dann dürfte euch der Name CREOZOTH irgendwie bekannt vorkommen. Gab es doch bei "Der Sinn des Lebens" einen dicken Mann, der so viel fraß, bis er schließlich platzte. Der Gute trug den Namen Mr. Creosote ... Daneben steht der Begriff laut Bandinfo auch für eine uralte Pflanze und für ein tödliches Gift. Man könnte vielleicht sogar sagen, dass dieser Name sinnbildlich für die Band gesehen werden kann, die von einem fetten Groove, von archaischer Urgewalt und von giftigen Leadgitarren lebt. Ihr meint, das sei albern? Nun, vielleicht ist es das, aber irgendwie finde ich diese Interpretation treffend. Dass die Musik von CREOZOTH alles andere als albern ist, dürfte sich von selbst verstehen, wenn man mal genau hinschaut, wer denn so alles mit von der Partie ist ...
Als es nämlich vor zwei Jahren den Anschein hatte, dass bei CANDLEMASS das Feuer endgültig verloschen sei, verlagerten Gitarrist Lars Johansson und Schlagzeuger Jan Lindh ihren Schwerpunkt auf ihr Nebenprojekt, das ihr künftiges musikalisches Standbein werden sollte. Glücklicherweise hat die nun doch extrem erfolgreich durchgezogene CANDLEMASS-Reunion die Herrschaften nicht daran gehindert, zusammen mit Basser Torbjörn Moen von den Kultmetallern OZ und Sänger Michael Storck (unter anderem schon für Herrn Malmsteen tätig) eine wirklich heftig krachende Scheibe einzuspielen. Dass Mastermind Johansson aus dem Doombereich kommt, spürt man zwar an einigen Stellen schon ein wenig, insbesondere beim sehr düstren 'Forsaken'. Aber reinrassiger Doom ist es definitiv nicht, was uns CREOZOTH hier kredenzen. Dazu arbeiten sie zu oft mit flotteren, rockigen Elementen, groovenden Drumbeats und Stakkatoriffs und anderen Details, die eher dem klassischen Heavy Metal oder sogar leicht thrashigen US-Metal-Exponaten nahe stehen. Auch wenn sich die Band meist im Midtempo bewegt und selten richtig Gas gibt oder in den gemächlichen Gang einer Doomwalze zurück schaltet, gebärdet sich das Songmaterial keineswegs langweilig, was in erster Linie am sehr heavy in Szene gesetzten Sound und daneben auch an den richtig scharfkantigen Riffs des Herrn Johansson liegt. Auch die coolen Soli, die der gute Lars in steter Regelmäßigkeit abfeuert, tragen nicht unerheblich zur Auflockerung des Gesamtwerkes bei. Besonders gelungen ist die Leadgitarrenarbeit unter anderem beim Instrumental 'Dash', daneben auch bei 'Minute U Die' und 'Intoxicatedead'. Darüber hinaus können vor allem der dynamisch stampfende Opener 'With The Flow', das dezent MERCYFUL FATE-lastige 'Stares Back' und das harte, prägnante 'Watch 'n Wait' überzeugen. Letzteres hat für mich eine gewisse Ähnlichkeit zu den mittleren METAL CHURCH, wozu auch die Stimme von Michael Storck hervorragend passt, erinnert sie mich doch manchmal ein bisschen an einen weniger melodischen, dafür aber etwas aggressiveren Mike Howe. Richtig eingängig wird's beim hitverdächtigen Kracher 'Minute U Die', während beispielsweise 'For Your Amusement' auch leicht thrashige Züge trägt. Das Rock'n'Roll-Element kommt bei einem Track der Marke 'Bad Day' auch nicht zu kurz, und das folgende 'Mind' lässt dann auch mal den guten alten Vater Doom durchschimmern.
Im Endeffekt sind CREOZOTH sehr heavy, ohne wirklich Doom zu sein, sie sind metallisch, hart aber dennoch nicht anstrengend, sondern mitreißend und auch vielseitig. So finden sich spürbar die verschiedensten metallischen Facetten auf dieser Scheibe, und dennoch klingt das Gesamtwerk unverwechselbar und wie aus einem Guss. Ich würde sogar sagen, dass es der Band mit diesem Debüt aus dem Stand heraus gelungen ist, einen eigenen Sound zu definieren, der zwar hier und da Bekanntes zitiert, der auch nicht unbedingt direkt besonders innovativ wirkt, der sich aber dennoch nicht ohne Weiteres in eine Schublade pressen lässt oder gar einer anderen Truppe besonders nahe stehen würde. Dass Lars Johansson einer der lässigsten und dabei fesselndsten Leadgitarristen der Szene ist, war noch nie ein Geheimnis, und so lässt sich an diesem Debütalbum kaum etwas aussetzen, außer vielleicht, dass manche Songs hier und da zu sehr aufs Stampfen und auf den harten Groove fixiert sind. Mancherorts hätte für meinen Geschmack die eine oder andere melodischere Passage und prägnante Hookline mehr im Kontext der Verse und Refrains sicher nicht geschadet. Wenn aber Lars zu seinen umwerfenden Leads und Soli ansetzt, gibt dies dennoch jedem Song die ganz besondere Note, so dass erwähnte Kritikpunkte kaum mehr ins Gewicht fallen. Tolles Debütalbum. Punkt.
Anspieltipps: With The Flow, Minute U Die, Watch 'n Wait, Mind
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle