CRESCENT SHIELD - The Stars Of Never Seen
Mehr über Crescent Shield
- Genre:
- US Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Cruz Del Sur/Alive
- Release:
- 08.05.2009
- Under Cover Of Shadows
- The Grand Horizon
- Tides Of Fire
- 10000 Midnights Ago
- Temple Of The Empty
- My Anger
- The Bellman
- The Endurance
- Lifespan
Die beste Veröffentlichung des laufenden Jahres?
"The Last Of My Kind" – der letzte meiner Art – so der Titel des Vorgängers, den man hoffentlich nicht auf den Rundling an sich beziehen muss. Zählt dieser doch bis zum heutigen Tag zu den besten seiner Art im angelaufenen Jahrtausend. CRESCENT SHIELD, die Band, in der Ex-ONWARD-Shouter Michael Grant und Ex-NEW-EDEN-Klampfer Daniel DeLucie ihre Kräfte vereinen, hat mit dieser musikalischen Wundertüte bewiesen, dass traditionelle Musik nicht altbacken klingen muss. Wenn dies denn überhaupt zu beweisen gewesen wäre.
Mit ausreichend kreativer Pause kommt nun der sehnsüchtig erwartete Zweitling "The Stars Of Never Seen" ins Haus geflattert. Schon das erneut faszinierende Artwork fesselt den Betrachter und regt in Kombination mit dem Titel zum Nachdenken an. Tiefsinnigkeit scheint angesagt. Legt man den Silberling dann allerdings in den Player, ist davon erstmal wenig zu spüren. Mitreißende Rhythmen, zauberhafte Melodien und überraschende Songaufbauten lassen sofort den Adrenalinspiegel steigen. Und bereits während des ersten Komplettdurchlaufes wird klar, dass das Quartett nichts verlernt hat, sondern vielmehr noch mehr Augemerk auf Feinheiten und Details gelegt hat, so dass man noch länger Freude an immer wieder neu zu entdeckenden Momenten innerhalb der einzelnen Songs haben wird.
Beginnen wir mit den beiden Songs, die sich ohrenscheinlich sofort ins Kleinhirn fressen: 'My Anger', eine kraftvoll-treibende Hymne, deren Aussage schon im Titel manifestiert wird: Wut und Ärger, wie ihn jeder kennt, wird beschrieben und auch musikalisch so dargeboten, dass das innere Thermometer deutlich ansteigt. Im rausschmeißenden 'Lifespan', welches einige eventuell noch vom letztjährigen Keep-It-True-Festival in Erinnerung haben, geht es um das Leben nach dem Tod und der Erkenntnis, dass man sein Leben im Hier und Jetzt genießen soll. Entsprechend energisch knallt diese Nummer aus der Anlage und ist auch nach unendlich vielen Umdrehungen noch immer mein heimlicher Favorit auf dem Album, wenn nicht sogar mein Jahreshighlight bis lang.
Des Weiteren folgt das furiose 'The Grand Horizon', welches sich als textlicher Titelsong entpuppt und mit ungewöhnlich aggressiven Doublebassangriffen über den Hörer herfällt, trotzdem mit unerwarteten Twists in der zweiten Songhälfte überrascht. Killer! Wie auch das getragene '10000 Midnights Ago'. Schon an der Überschrift erkennt man den Unterschied zu anderen Bands, hätte man doch ganz profan '30 Years' schreiben können. Nicht so CRESCENT SHIELD. Wem jetzt das Wort "verkopft" in den Sinn kommt, liegt allerdings völlig falsch, denn emotionalere Kompositionen sind mir seit langem nicht unter die Ohren gekommen. Ein Song für alle, die Musik lieben. Sollte nun jeder selbst entscheiden, ob er sich angesprochen fühlt.
Die absoluten Ü-Ei-Kompositionen verteilen sich dann geschickt über den gesamten Verlauf des Albums und es ist sicherlich nicht ohne Absicht geschehen, dass mit 'Under Cover Of Moonlight' gleich so ein Track als Einstimmung gesetzt worden ist. Wer auf die guten alten HELSTAR steht, weiß, was ihn in solchen Nummern erwartet. Absolut grandiose Spannungsbögen, die abtauchen lassen und verzaubern. So auch nachzuhören im Gänse häutenden 'Temple Of The Empty', wo spätestens bei den mehrstimmigen Gesangspassagen – die übrigens beinahe als Trademark der Band zu sehen sind – kein Höschen trocken bleibt. Momente zum glücklich sterben. Ebenso wie beim verträumt eingeleiteten 'Tides Of Fire'. Was Michael Grant allein im Intro an gesanglicher Leistung abliefert, spottet jeder Beschreibung. Galoppierende Rhythmik lädt den Hörer im weiteren Verlauf zum fröhlichen fist-raisen ein und wenn Dan DeLucie mittendrin eines seiner Soli butterweich aus dem Handgelenk über die aggressive Untermalung fließen lässt, ist die Welt wieder schön. Herrlich poperrlich.
Verbleiben zwei Kompsoitionen, die völlig aus dem Rahmen fallen und die amüsanterweise auch noch hinter einander platziert sind. Zum einen hätten wir mit 'The Bellman' eine sehr kurze Nummer, die aufgrund ihres seltsam anmutenden Aufbaus etwas heraus sticht. Schwer erklärbar, aber äußerst interessant, da auch die Erzählperspektive verändert wird. Selbst anhören und gut finden. Kommen wir schlussendlich zu der längsten CRESCENT-SHIELD-Nummer namens 'The Endurance', die sich inhaltlich mit der gescheiterten Antarktis-Expedition von Ernest Shakleton beschäftig. Während einer Spielzeit von annähernd zehn Minuten, wird in vier Parts ein musikalischer Querschnitt des kompositorischen Könnens der Band abgeliefert. Von akustischen Momenten bis hin zu von hackender Rhythmik unterlegten Riffatacken entfachen die vier Musikanten in diesem Song ein Feuerwerk, das ich bis jetzt wohl noch immer nicht ganz erfasst habe. Ganz großes Kino.
Ihr merkt es, ich bin begeistert und vermute, dass ich die beste traditionelle Metalveröffentlichung des laufenden Jahres hören durfte. Keine Ahnung, wer das noch toppen soll. Und das allerbeste: Wer sich etwas besonders Gutes tun möchte, ordert einfach die auf 1000 Einheiten limitierte Sonderausgabe, die neben dem Album noch eine DVD mit dem gesamten KIT-Auftritt von 2008 enthält. Neben amüsanten Fuchsschwanzeinlagen am Bass, kann man hier auch wundervoll nachvollziehen, wie gut diese vermeintlich komplexe Musik in einer Livesituation funktioniert. Top notch!
Anspieltipps erübrigen sich. All killers, no fillers.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Holger Andrae