CRIMSON BLUE - The Angelic Performance
Mehr über Crimson Blue
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- My Kingdom Music
- Release:
- 17.11.2014
- Locust
- Dolores
- 3rd Eye Close
- Sacrifiction
- Mechanical Madonna
- Road To Oblivion
- Lab II Yggdrasil
- Dark Heart Of Mine
- Tonalli
- Black Wings
Mit Zuckerbrot und Peitsche: Der Spagat zwischen modernem Prog-Metal und düsterer Sinnlichkeit ist gelungen!
Es gibt Kollegen, die durch Releases von My Kingdom Records immer mal wieder zu einem herzhaften Lacher animiert werden. Aber Lachen ist gesund. Und ich hatte bisher das Glück, nur tolle Bands von diesem Label zu entdecken: KLIMT1918, LENORE S. FINGERS (zum Review zu "Inner Tales") und allen voran die fantastischen EMBRACE OF DISHAROMY (zum Review von "Humananke") lassen mich da eher vor Freude an hochqualitativer Musik lächeln. Erwartungsvoll gehe ich also an das neueste Baby, CRIMSON BLUE, heran, zumal kurze Vorab-Hörproben verheißungsvoll klangen. Erstaunlich, wie man die Fähigkeit erwirbt, innerhalb nicht einmal einer Minute Hörens prognostizieren zu können, ob eine Scheibe im Gesamten super, ganz gut oder eher mau ausfallen wird. Im Falle von CRIMSON BLUE gehen nach etlichen Spins beide Daumen klar nach oben. Klar, eine hübsche Frontdame, ein nach symphonischem Bombast klingender Album-Titel ("The Angelic Performance"), so etwas mag ich doch, das kennt ihr ja von mir.
Aber wie herrlich falsch man liegen kann! Betrachtet man Cover und Bandfotos, wird man schon eher erahnen, dass es musikalisch weitaus ernster und dreckiger zugeht als bei einigen Vertretern der Träller-Fraktion. Und auch die Promo-Bezeichnung "Art Gothic Metal" ist irgendwie Schmonzes. Ich höre hier sehr ambitionierten, modernen Prog Metal mit viel Hirn, aber auch immer wieder mit Herz. Oft donnern tiefgelegte Stakkato-Gitarren (Achtsaiter) in komplexen Rhythmen und mit viel Wucht durch düstere Piano-und Synthie-Teppiche. Die Song-Aufbauten sind sehr vielschichtig und variabel, werden aber von den pfiffigen Melodien der Sängerin Dani Hellström (klingt nicht russisch, muss ich sagen) immer logisch verbunden. Dani agiert in der Songs stimmlich ein wenig vergleichbar mit Christina Scabbia (LACUNA COIL), das heisst einen Tick düsterer und nachdenklicher als viele ihrer symphonischen Kolleginnen.
LACUNA COIL ist generell kein schlechter Vergleich, doch fehlt bei CRIMSON BLUE der Anspruch, airplay-fähige Musik zu schreiben, völlig. Songs wie 'Lab II Yggdasil'(9:12) oder 'Black Wings' (11:38) sind nicht nur von der Song-Länge her Prog-Epen. Das klangliche Spektrum geht hier von Nu Metal/Djent bis zu melancholisch-epischen (Piano-)Arrangements á la KAMELOT, immer spannend und immer wieder zum richtigen Zeitpunkt mit dem Earcatcher, der Melodie, die aus guter Musik tolle Musik macht. Und weil ich dies heute in einem Review auf unseren Seiten gelesen habe, das Musik mit der völligen Absenz von Pathos bewirbt: keine Angst, liebe Leser, CRIMSON BLUE hat Pathos. Sogar Pathos, Ethos und Logos, also alle drei Formen der Überzeugungskraft.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker