CRIMSON GLORY - Astronomica
Mehr über Crimson Glory
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Rising Sun / Connected
- Release:
- 13.09.1999
- March To Glory (instr.)
- War Of The Worlds
- New World Machine
- Astronomica
- Edge Of Forever
- Touch The Sun
- Lucifer's Hammer
- The Other Side Of Midnight
- Cyber-Christ
- Cydonia
- Painted Skies (live)
- Queen Of The Masquerade (live)
- Lost Reflection (live)
Acht Jahre nach "Strange And Beautiful" kehrten CRIMSON GLORY mit ihrem vierten Studioalbum "Astronomica" zurück und man war gespannt, wie die Band nun klingen würde. Wird man an die legendären Alben der Achtziger anknüpfen können, oder den auf erwähntem 1991er Album eingeschlagenen, kommerzielleren Weg weitergehen? Drei Gründungsmitglieder waren noch an Bord und mit Steve Wachholz (ex-SAVATAGE) hatte man hochkarätige Verstärkung am Schlagzeug zu bieten. Originalsänger Midnight war jedoch nicht mehr mit von der Partie und ob Wade Black (auch bekannt von LUCIAN BLACK und mittlerweile auch von SEVEN WITCHES und LEASH LAW) in dessen große Fußstapfen würde treten können, war fraglich.
Die CD fängt mit einem melodischen, epischen Instrumental an, das von Kriegsberichten aus dem Wochenschau-Archiv und entsprechenden Samples aus Weltkriegszeiten unterlegt ist. Das Intro geht direkt in 'War Of The Worlds' über, das dann bereits die Linie des Albums beschreibt. Die Gitarrenarbeit ist teils sehr melodisch, vor allem im Lead-Bereich, wobei das Riffing schon auch sehr hart und wuchtig sein kann. Im Mix steht der Bass sehr weit im Vordergrund, was für mich durchaus ein positives Produktionsmerkmal darstellt. Gesanglich geht das Ganze irgendwie in Richtung neuere PRIEST, klingt also vor allem im hohen Bereich stark nach Halford und Owens. Auch ein David Wayne fällt mir gelegentlich als Referenz ein. Wade Black legt sehr viel Wert auf schrille und spitze Schreie, die allerdings nicht immer besonders songdienlich wirken. Daneben bedient er jedoch auch tiefere Tonlagen.
Zu den weiteren Songs des Albums: 'New World Machine' ist insgesamt melodischer und epischer, kommt aber auch mit seltsamen Bass-Effekten daher. Der Titeltrack hat sehr eindeutige orientalische Einflüsse, die auch durch Sitar-Klänge unterstützt werden, ist im ersten Teil sehr ruhig und getragen, wird jedoch in der Mitte heavier und metallischer. Gesanglich erinnert Wade Black hier neben Halford auch eindeutig an King Diamond. Bei 'Edge Of Forever' handelt es sich um eine Halbballade, die in puncto Struktur, Gesang und Arrangement ein wenig an 'Victim Of Changes' erinnert, aber auch gewisse Sleaze-Elemente hat. Für 'Touch Of The Sun' packt man wieder die Sitar aus und versucht sich an orientalischer Rhythmik und Melodik, während 'Lucifer's Hammer' mit Wah-Wah-Effekten spielt, und gesanglich zwischen leicht angezerrtem, tiefem und sehr hohem Gesang wechselt. Die teilweise sehr modern und groovy klingenden Parts des Stückes wirken aber irgendwie deplatziert. 'The Other Side Of Midnight' beginnt mit Glockengeläut und akustischer Gitarre sowie balladeskem Minnesang, der stark an die sanfteren Töne eines Tim Owens erinnert. Eine wunderschöne Ballade mit sehr dramatischem Finale und für mich definitiv das Highlight dieser Scheibe. 'Cyber-Christ' ist ein ziemlich moderner Song, der gut auf die PRIEST-Alben "Jugulator" und "Demolition" gepasst hätte. Die reguläre CD endet mit 'Cydonia', einem weiteren von Akustikgitarren eingeleiteten Song, der sich nicht so recht zwischen Ballade und Sleaze-Rocker entscheiden kann, aber trotzdem ganz gut geworden ist.
Die limitierte Erstauflage des Albums enthielt eine Bonus-CD mit Liveversionen dreier Bandklassiker vom 2. September 1989 mit Midnight am Mikro, die wirklich gut geworden sind, allerdings auch zeigen, dass das neue Songmaterial nur ganz nett ist im Vergleich zu den alten Sachen. Insgesamt also keine schlechte Scheibe, dennoch weit von den Klassikern der Band entfernt. Stilistisch ist das Album ein wenig uneinheitlich, was zwar grundsätzlich kein Schaden sein muss, hier das Ganze aber doch ein wenig zerfahren wirken lässt. Der Gesang ist gewöhnungsbedürftig, aber das war der von Midnight auch. Dennoch: Wade Black ist kein Midnight, kein Halford und auch kein Owens. Kein schlechter Sänger, aber nicht in derselben Liga wie diese drei. Die modernen Einflüsse bei zwei Songs wirken ein wenig deplatziert, aber erträglich. Die Sleaze-Anleihen bei manchen Stücken hatte die Band auch schon auf "Strange & Beautiful", insofern also nichts Neues.
Im Endeffekt ist "Astronomica" sicher kein Klassiker geworden, sondern eine Scheibe, die man sich kaufen kann, aber nicht unbedingt muss. Wer unbefangen an die Scheibe rangeht und sie nicht direkt mit dem Frühwerk von CRIMSON GLORY vergleicht, wird ein sehr ordentliches Album entdecken können, das sicher nicht zu den schlechten Releases des Jahres 1999 gehört. Wer allerdings CRIMSON GLORY nur mit Midnight und nur im melodisch-progressiven Stil der Achtziger hören will, wird unvermeidlich enttäuscht werden. Mein Tipp also: Bei Gelegenheit einfach mal versuchen, unbefangen in die Scheibe reinzuhören.
Anspieltipps: War Of The Worlds, Astronomica, The Other Side Of Midnight
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle