CRO-MAGS - Alpha Omega
Mehr über Cro-Mags
- Genre:
- Metal/Hardcore
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Demons Run Amok / Soulfood
- Release:
- 17.05.2013
- See The Signs
- Eyes Of Tomorrow
- The Other Side Of Madness
- Apocalypse Now
- The Path Of Perfection
- Victims
- Kuruksetra
- Changes
Musikgeschichte und Weggefährte.
Es gibt sie, die Alben, die deine Jugend prägen, deinen Horizont erweitern, zu denen du dein ganzes Leben lang eine besondere Beziehung pflegen wirst. Ein solches Werk ist für mich - und das dürfte den einen oder anderen Stammleser vielleicht ein wenig überraschen - "Alpha Omega" der New Yorker Hardcore-Legende CRO-MAGS.
Gegründet bereits 1981 dauerte es bis 1986, ehe das Debütalbum "The Age Of Quarrel" erschien. Ein Werk, das bereits die ersten Anzeichen beinhaltete, dass die Truppe die Grenzen des typischen New Yorker Hardcores sprengen würde. Zwar ist dieser immer noch die Basis für den energetischen Sound der Band, was sich auch in den meist nur ein- bis zweiminütigen Songs manifestiert, doch Nummern wie 'Hard Times' oder 'We Gotta Know' hatten schon deutliche Einflüsse aus dem Thrash Metal. Gerade die Riffs von Parris Mayhem und Doug Holland dürften stellenweise den gleichen Ideen wie denen von damals blutjungen Bands wie OVERKILL oder NUCLEAR ASSAULT zu Grunde gelegen haben, die ja ihrerseits auch den Punk bzw. den Hardcore für sich entdeckt hatten.
Das im Jahr 1989 veröffentlichte Zweitwerk "Best Wishes" zementierte diesen Weg, obwohl Sänger John Joseph sich verabschiedet hatte und Bassist Harley Flanagan auch diesen Part einnahm. Beide haben diese markanten Hardcore-Röhren, wobei John Joseph wohl als technisch versierter durchgehen wird. Auch hier kreuzt das Quartett - Pete Hines komplettierte das Gitarrenduo und Flanagan am Schlagzeug - Hardcore und Metal. Höhepunkt ist das mit einem fantastischen Intro gesegnete 'Age Of Quarrel'. Bis heute einer der besten Songs in der Schnittmenge zwischen Hardcore und Metal.
Und doch war das nur ein Vorgeplänkel zum hier zur Rezension vorliegenden Werk. Auf "Alpha Omega" bricht CRO-MAGS endgültig mit allen Konventionen des Hardcore-Songwritings und erschafft Songs, die in ihrer ganz eigenen Liga spielen. Der Opener 'See The Signs' mischt Tough-Guy-Vocals mit metallischen Riffs und einer großen Hookline, während der zur Band zurückgekehrte John Joseph bei 'Eyes Of Tomorrow' in einer abartigen Geschwindigkeit beinahe sprechsingt und mit gnadenloser Energie den Hörer mitreißt. Versucht das mal mitzusingen. Knapp vor unmöglich. Das mehr als sechs Minuten lange 'The Other Side Of Madness' darf man dann schon fast progressiv nennen. Piano(!), intensive Atmosphäre, höchst melodischer Gesang, perfekte Steigerung. Wer damals mit CRO-MAGS Hardcore verbunden hat, dürfte mächtig die Stirn gerunzelt haben. Der jugendlich-metallische Entdecker, der zufällig beim Musikladen seiner Wahl in dieses Werk reinhörte, war allerdings spätestens hier felsenfest davon überzeugt, ein ganz besonderes Werk in den Händen zu halten.
Diese Überzeugung wird bei den folgenden Songs nur verstärkt. Im von Schubladen befreitem Raum entsteht hier ein Werk, welches das beste aus Hardcore und Metal vereint, ohne dabei das vorwegzunehmen, was einige Jahre später als Metalcore Erfolge feiern würde. Ganz egal, ob das mehr achtminütige 'Apocalypse Now' - ein zähes Riffmonster vor dem Herren - die großartige Veteranenhymne 'Victims' oder das abschließende, epische 'Changes'. CRO-MAGS brach alle Grenzen.
Robert Kampf, Gründer von Century Media, war anno 1992 so überzeugt von der Band und diesem Album, dass er es in den Anfangstagen des Labels mit einem für damalige Verhältnisse ganz außerordentlichem Budget pushen wollte, was die junge Firma an den Rand des Ruins geführt hat. Denn auch wenn die Rezensionen außergewöhnlich gut waren, so saßen die New Yorker doch zwischen allen Stühlen. Die Metaller hatten Berührungsängste, weil die Ursprünge der Band im Hardcore lagen, die Hardcore-Szene war mit der Entwicklung hin zu metallischeren Sounds und Songstrukturen natürlich auch nicht überglücklich. Entsprechend war "Alpha Omega" gemessen an den Anstrengungen des Labels ein klarer Flop, auch wenn es schon bald zum Kult erhoben wurde.
Da die Bandchemie auch alles andere als stimmig war und vor allem Harley Flanagan und John Joseph sich dauerhaft gezofft haben, gab es spätestens mit der Veröffentlichung des Nachfolgers "Near Death Experience" einen erbitterten Rosenkrieg, der das QUEENSRYCHE-Theater der letzten Monate wie harmloses Geplänkel aussehen lässt. Das Ende vom Lied war unter anderem, dass Harley Flanagen und Parris Mayhem dieses Album und den Nachfolger nicht als CRO-MAGS-Alben ansehen und für sich aus der offziellen Diskografie gestrichen haben. Geblieben sind aber vor allem drei fantastische Alben, die ganze Musikszenen geprägt haben. Und mich.
Der Auslöser für diesen ausufernden Text ist übrigens die Wiederveröffentlichung des Albums auf Vinyl, welches Demons Run Amok jüngst aufgelegt hat.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk