CRUACHAN - Blood On The Black Robe
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2011
Mehr über Cruachan
- Genre:
- Black Metal / Folk Metal / Pagan Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Plastic Head (Soulfood)
- Release:
- 18.04.2011
- To War
- I Am Warrior
- The Column
- Thy Kingdom Gone
- An Bean Sidhe
- Blood On The Black Robe
- Primeval Odium
- The Voyage Of Bran
- Brian Boru's March
- Pagan Hate
- The Nine Year War
Mit tollem Spagat zwischen Celtic Black Metal und Irish Folk Metal meldet sich Irlands beste Band nach fünf Jahren zurück.
Unermesslich lange fünf Jahre ist es her, dass meine irische Lieblingsband ihr letztes Studioalbum "The Morrigan's Call" veröffentlicht hat, und einiges ist seither passiert, im Hause CRUACHAN. Die beliebte Frontfrau Karen Gilligan, seit dem zweiten Album ein wahres Aushängeschild der Folk Metaller, hat die Band verlassen. Doch statt nach einem Ersatz für die weibliche Stimme zu suchen, hat Bandgründer Keith Fay mit seinen Mannen beschlossen, ein Stück weit zu den Wurzeln zurück zu kehren, und den Bandsound von der leichteren Muse und tanzbarer Beschwingtheit weg und wieder stärker in Richtung des keltischen Black Metals der Frühzeit zu lenken.
Das machte mich zunächst skeptisch, denn bei aller Liebe zum großartigen Debüt "Tuatha Na Gael" habe auch ich die neuen CRUACHAN sehr lieb gewonnen, und die Vorstellung, von nun an wieder auf ruhigere Songs und Karens tolle Stimme verzichten zu müssen, war für mich zumindest zwiespältig. Doch den Jungs aus Dublin ist mit "Blood On The Black Robe" tatsächlich das Kunststück gelungen, zu den alten CRUACHAN zurück zu kehren, ohne die neuen CRUACHAN völlig über Bord gehen zu lassen. Mit dem gnadenlos harten, dynamischen und wuchtigen Opener 'I Am Warrior' melden sich die grimmigen Vorkämpfer des keltisch geprägten Black Metals zurück, während sie den Hörer mit dem sperrigen 'The Column' erst einmal auf eine Geduldsprobe stellen. Der Song wirkt aufgrund der Rhythmik und dem garstigen Gesang zunächst sehr schroff, doch mit dem Einsetzen des pechschwarzen Hauptriffs und dem unnachahmlichen, heroischen Drive wächst sich auch dieser Siebenminüter zur echten Hymne aus. Die absolute Wurzelkur folgt dann mit dem in den Versen rasend schnellen 'Thy Kingdom Gone', das allerdings phasenweise auch mit orientalischen Motiven spielt und dem CRUACHAN-Sound eine neue, interessante Dimension verleiht. Die sich steigernde Bridge ist unglaublich intensiv und sollte sicher auch den einen oder anderen KREATOR-Fan begeistern können.
Doch dann ist erstmals Durchatmen angesagt, und zwar gleich in mehrerlei Hinsicht: Ruhige Flöten und später hinzutretende Streicher stellen klar, dass die folkloristisch dominierte Phase CRUACHANs nicht gänzlich eingemottet worden ist, und wenn dann nach anderthalb Minuten des wunderschönen 'An Bean Sidhe' auch noch die Stimme von Karen Gilligan ertönt, dann dürften die meisten Fans der letzten vier Alben versöhnt sein. Denn ja, obwohl Karen nicht mehr Bandmitglied ist, leiht sie ihre Stimme einigen Stücken, so dass sich niemand grämen muss. Wenn dann im weiteren Verlauf die Schlagzahl erhöht wird und Keith mit manischem Keifen übernimmt, dann sind Assoziationen zu Meilensteinen wie 'Ossian's Return' durchaus angebracht und das irische Quintett endgültig auf der Siegerstraße.
Doch es gibt noch weitere Highlights: Da wäre das Titelstück, das kurz akustisch eingeleitet wird, dann eine markerschütternde CELTIC-FROST-Schlagseite auffährt und in perkussiven Zwischenspielen auch rhythmisch faszinierende Momente bereit hält. Drückend, hasserfüllt und rasend gibt sich 'Primeval Odium', obwohl auch hier mit sehr coolen SKYCLAD-Reminiszenzen in den Einschüben gearbeitet wird, bevor beim ausgeprägt folkigen Intro zu 'The Voyage Of Bran' einmal mehr die gute Karen in den Mittelpunkt rückt, doch auch hier wird noch der Vorschlaghammer ausgepackt, bevor sich das neu eingespielte Instrumental 'Brian Boru's March' melodisch und kompositorisch der reinen Folklore widmet, sich allerdings instrumental immer weiter "metallisiert". Schon sind wir beim finalen Doppelschlag angelangt, und wer den Songtitel 'Pagan Hate' liest und dabei nicht sofort an wahnwitzige Raserei mit schwarzmetallischem Gepräge denkt, der liegt offensichtlich falsch. Den Garaus macht der Scheibe zum Abschluss jedoch der vielschichtige Siebenminüter 'The Nine Year War', der tollen Melodien, hymnischen Hooks und kampferprobter Grimmigkeit gleiches Recht einräumt.
Daher bleibt mir als langjährigem Fan der Band - es sind immerhin schon siebzehn Jahre, die ich den Iren folge - nur die Erkenntnis, dass Keith Fay und seinen Jungs mit etwas Unterstützung der ehemaligen Sängerin ein wirklich eindrucksvolles Werk gelungen ist, das den Spagat zwischen dem Celtic Black Metal der Frühzeit und dem späteren Irish Folk Metal perfekt meistert. Derzeit würde ich meinen, dass uns hier die zweitbeste CRUACHAN-Scheibe hinter "Folk-Lore" vorliegt, und das ist aus meinem Munde wahrlich großes Lob.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle