CRUACHAN - Folk-Lore
Mehr über Cruachan
- Genre:
- Folk Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Hammerheart Records
- Release:
- 04.02.2002
- Bloody Sunday
- The Victory Reel (Instrumental)
- Death Of A Gael
- The Rocky Road To Dublin
- Ossian's Return
- Spancill Hill
- The Children Of Lir
- Ride On
- Susie Moran
- Exiles
- To Invoke The Horned God
Die Referenzscheibe schlechthin, in Sachen keltischen Folk und Pagan Metals.
Als die Iren von CRUACHAN 1994 ihr erstes Demo veröffentlichten, war ich sofort Feuer und Flamme. Obwohl schlecht produziert, räudig und ungehobelt, hatte diese Band das gewisse Etwas, das dafür sorgte, dass es sich eben nicht um das hundertfünfzigste gleichförmige Tape aus der damals boomenden Black-Metal-Szene handelte. Die Band garnierte ihren grimmigen Black Metal mit seinerzeit durchaus einzigartigen und neuen keltischen Folk-Einflüssen und legte kurz darauf mit "Tuatha Na Gael" ein großartiges Debüt vor. Dass danach viele Jahre lang absolute Funkstille herrschte, ist sehr schade, doch ermöglichte diese Unterbrechung auch, dass sich CRUACHAN durch den Einstieg von Sängerin Karen Gilligan neu erfand und sich - noch einmal - zu einer völlig eigenständigen Band entwickelte.
War das 1999er-Comeback "The Middle Kingdom" schon eine großartige Rückkehr mit vielen großartigen Stücken, aber auch einem guten Maß an Gewöhnungsbedürftigkeit, so ist "Folk-Lore" ein wahres Manifest und das Referenzwerk schlechthin, wenn es um keltisch geprägten Folk- und Pagan Metal geht. Das von John O'Fathaigh liebevoll gestaltete Artwork ist der erste herrliche Blickfang, die sich mit ausführlichen Erläuterungen irischer Mythologie und Geschichte widmenden Texte belegen, wie ernst es der Band um die gewählte Thematik ist und die zehn vom regulären Werk umfassten Stücke bieten auch musikalisch und kompositorisch einen unerhörten Abwechslungsreichtum. Der anklagend rockende Opener 'Bloody Sunday' zeigt das Quintett gereift und hintergründig, während das kurze Instrumental und das folgende 'Death Of A Gael' CRUACHAN von der epischen Seite zeigen und mit viel Gefühl und Hingabe von der keltischen Vergangenheit der irischen Heimat künden.
Sehr folkloristisch und natürlich auch mit entsprechendem Instrumentarium (unter anderem Bodhran, Tinwhistle, Mandoline, Bouzouki) gesegnet, geht es bei den beiden in typischer CRUACHAN-Manier interpretierten irischen Volksliedern 'The Rocky Road To Dublin' und 'Spancill Hill' zu, wobei letzteres den ehemaligen Sänger der Irish-Folk-Legende Shane MacGowan mit seiner rauhen Whiskeystimme glänzen lässt. Ja, hier schlägt das Herz der grünen Insel, und das spürt man. Es folgt das monumentale Epos 'Ossian's Return', das mit einer Dramatik gesegnet ist, die Ihresgleichen sucht und aus meiner Sicht bis heute der spannendste und kompositorisch herausragendste Song des gesamten Pagan/Folk-Metal-Genres ist. Wie sich Karens wunderbare Stimme hier in all ihrer Vielseitigkeit präsentiert und sich zudem perfekt mit jener Keith Fays ergänzt, das ist schlicht nicht mehr mit Worten zu beschreiben. Doch damit nicht genug: Das etwas verträumtere und melancholischere 'The Children Of Lir' steht dem kaum nach, die traurige und doch schöne Ballade an das sorgengeplagte lange Leben der 'Susie Moran' dürfte so ziemlich jeden Hörer tief ergreifen, dessen Herz nicht aus Stein ist. Mit der Coverversion des von Jimmy MacCarthy ursprünglich für Christy Moores gleichnamiges Album geschriebenen 'Ride On', das gesanglich von Keith Fay, Karen Gilligan und Shane MacGowen zu dritt völlig genial dargeboten wird, gibt es auch noch eine Hitsingle, die in Sachen Dynamik und Drive kaum zu überbieten ist. Nach alledem endet das Album mit dem eigenwilligen aber guten 'Exiles' und einer gelungenen Neueinspielung des Debüt-Klassikers 'To Invoke The Horned God', die CRUACHAN auch noch mal von der härtesten Seite zeigt.
So bleibt für mich die Feststellung, dass "Folk-Lore" nicht nur die bisher beste Scheibe CRUACHANs ist, sondern auch das Referenzalbum schlechthin in Sachen keltischen Folk Metals und überdies mein persönliches Album des Jahres 2002. Wer auch nur ansatzweise der Kreuzung aus harten metallischen Klängen und keltischer Folklore zugetan ist, der kann mit diesem Album nichts falsch machen.
Anspieltipps: Ossian's Return, Ride On, The Children Of Lir, Susie Moran, Death Of A Gael
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle