CRUACHAN - Nine Years Of Blood
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2018
Mehr über Cruachan
- Genre:
- Black Metal / Folk Metal / Pagan Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Trollzorn / Soulfood
- Release:
- 27.04.2018
- I Am Tuan
- Hugh O’Neill - Earl of Tyrone
- Blood And Victory
- Queen Of War
- The Battle of the Yellow Ford
- Cath Na Brioscai
- The Harp, the Lion, the Dragon and the Sword
- An Ale Before Battle
- Nine Years Of Battle
- The Siege Of Kinsale
- Flight Of The Earls
- Back Home In Derry
Das Album des Monats aus bewährter irischer Schmiede.
Wer die irische Band schon seit Anbeginn ihrer Tage verfolgt, der wird beim ersten Hören von "Nine Years Of Blood" erst einmal ein kleines Déjà-vu erleben, denn wie üblich haben Keith Fay und seine Jungs ein Stück aus der Frühzeit der Band zu neuen Ehren gebracht. Dieses Mal ist es 'I Am Tuan', das Intro des Debütalbums "Tuatha Na Gael", das nach ziemlich genau 23 Jahren eine weitere Scheibe einleiten darf. Passend, mag man sagen, denn so nahe am harschen Klangbild des Debütalbums war die Band lange nicht mehr, wenn sie auch musikalisch und kompositorisch um einiges gereift ist.
Nach dem Ausstieg von Karen Gilligan (2008) hat sich die Abkehr der Truppe vom allzu folkrockigen Stile bereits angekündigt, und spätestens mit "Blood On The Black Robe" (2011), dem Auftakt der nun mit dem neuen Album endenden Blut-Trilogie, war die Rückkehr zum ureigenen CRUACHAN-Mix aus harschem Black Metal, thrashigen Riffs und keltisch-folkigen Elementen vollendet. "Nine Years Of Blood" befasst sich nun konzeptionell mit dem englisch-irischen Krieg der Jahre 1593 bis 1603, und das Thema wird von der Band wie üblich mit sehr viel Liebe zum Detail und zahlreichen historischen Bezügen aufgearbeitet, was sich in den Texten, der Dramaturgie und dem tollen Artwork hervorragend abzeichnet.
Auch musikalisch bieten uns Irlands Beste wieder das volle Programm, denn schon der wirklich beeindruckende Opener 'Hugh O’Neill - Earl of Tyrone' demonstriert in allen Aspekten, was CRUACHAN ausmacht. Rasende Black-Metal-Parts mit Keiths bissigem Keifen, treffen auf einen wuchtigen, mit erdrückenden Riffs garnierten Refrain und in einem melancholischen Folk-Zwischenspiel werden keltische Melodiefragmente zitiert, die bereits das Debütalbum zierten. Dem setzt direkt im Anschluss "Blood And Victory", mit seinem monströsen Hauptriff, Keiths fanatischer Gesangsarbeit und den immer wieder vorpreschenden, aber eben nicht alles zuballernden Double-Bass-Attacken sowie John Ryans Streicherparts, die fast schon SIGH'sche Dramatik aufweisen sogar noch eins drauf, bevor das anfangs getragene 'Queen Of War' mit einer leidenschaftlichen, zunächst stärker folkloristischen Ausrichtung und umfangreicheren Parts mit Klargesang erst etwas sanftere Töne anschlägt, um sich zeitweilig ebenfalls sehr dramatisch in harsche Gefilde zu entwickeln, die in Sachen Riffs die Thrash-Wurzeln der Band sehr gut erkennen lassen.
An anderen Stellen hören wir von CRUACHAN dieses Mal aber auch eher ungewohnte Strukturen, so wie etwa bei 'The Battle Of The Yellow Ford', dessen Struktur mich phasenweise an das TÝR-Frühwerk erinnert, dessen Arrangements aber durch einen gewissen orchestralen Ansatz auch ein bisschen an eine keltische und angeschwärzte Variante von ORPHANED LAND denken lassen. Wo 'Cath Na Brioscai' ein harter Anfang ziert, da endet das Stück in einer wunderschönen, instrumental dominierten Folkballade mit Schifferklavier. Wo 'The Siege Of Kinsale' ein paar doomigere Töne anschlägt und 'The Flight Of The Earls' nochmals CRUACHANs ursprünglichste Ausprägung verkörpert, da betonen 'The Harp, The Lion, The Dragon And The Sword' und das abschließende Traditional 'Back Home In Derry', das auch jeden SKYCLAD-Fan glücklich machen dürfte, nochmals die etwas folkige Seite der Band.
Als Fazit bleibt zu sagen, dass die von mir gleichermaßen verehrte CRUACHAN-Variante des schwelgerischen Celtic Folk Rocks mit Sängerin zwar offenbar weiterhin eingemottet bleibt, dass ansonsten jedoch alles auf der Speisekarte steht, was die Band seit Mitte der Neunziger ausgemacht hat, und zwar in durch und durch gelungener Manier umgesetzt und mit jeder Menge Abwechslung zubereitet. Daher bleibt CRUACHAN für mich auch nach 23 Jahren meine Nummer 1 von der grünen Insel und schon jetzt ein heißer Kandidat fürs 2018er-Treppchen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle