CRUACHAN - The Morrigan's Call
Mehr über Cruachan
- Genre:
- Pagan Metal / Folk Metal
- Label:
- AFM / Soulfood
- Release:
- 17.11.2006
- Shelob
- The Brown Bull Of Cooley
- Coffin Ships
- The Great Hunger
- The Old Woman In The Woods
- Ungoliant
- The Morrigan's Call
- Téir Abhaile Riú
- Wolfe Tone
- The Very Wild Rover
- Cuchulainn
- Diarmuid And Grainne
In Sachen Plattenfirmen hat das irische Metal-Flaggschiff CRUACHAN ja bisher einige Täler durchschritten: War bei Nazgul's Eyrie schon kurz nach dem Debüt der Ofen wieder aus, brachte die Zusammenarbeit mit Hammerheart/Karmageddon die Band zwar wieder zurück ins Geschäft, doch ganz so rund lief da auch so manches nicht. Mit der Unterzeichnung bei den rührigen Griechen von Black Lotus schien dann alles ins Lot zu kommen, doch kurz nach der Vertragsunterzeichnung ging auch diese Firma den Bach runter. Glück im Unglück für unsere irischen Freunde, denn nun sind sie bei dem relativ großen deutschen Label AFM Records untergekommen, und ihr fünftes Album "The Morrigan's Call" kann endlich das Licht der Welt erblicken.
John O'Fathaigh, der mehrmals aus- und wieder eingestiegene Bruder von Bandgründer Keith Fay, ist auf der neuen Scheibe nun als Gastmusiker an den traditionellen Blasinstrumenten wie Irischer Flöte, Zinnpfeife, Low Whistle und Blockflöte zu hören, außerdem hat er auch das erneut sehr schöne, von gälischer Folklore inspirierte Artwork gestaltet. Als weitere Gastmusikerin begegnet uns Aine O'Dwyer an der irischen Harfe und daneben spielen auch die regulären Bandmitglieder Keith Fay und John Ryan ein vielseitiges Seiteninstrumentarium mit Bouzouki, Mandoline, Banjo, Fiedel, Geige, Kontrabass, Mandocello und allerlei Perkussion. Damit dürfte klar sein, dass die Mitbegründer des Pagan Folk Metal ihrer Linie treu bleiben, und harte, metallische Klänge perfekt mit keltischer Folklore verbinden. Im Gegensatz zu vielen Epigonen und Kopisten, haben sie aber das nötige instrumentale Können und die authentischen Tonerzeugungsgeräte. Es kommt eben nicht alles aus dem Keyboard, und das hört man zu jeder Sekunde. Das metallische Element des Sounds kommt nach wie vor aus dem harschen, leicht thrashigen Black Metal und so kann man gleich zu Beginn sagen, dass im Hause CRUACHAN alles beim Alten geblieben ist.
Wie schon auf dem Vorgänger "Pagan" sind auch auf "The Morrigan's Call" die Black-Metal-Elemente wieder präsenter als auf Alben wie "Folk-Lore" und "The Middle Kingdom". Das zeigt gleicht der Opener 'Shelob', der rasend und brutal loslegt. Keith und John Ryan keifen was das Zeug hält, aber nicht ohne von einem folkig-beschwingten Einschub mit Karens natürlich-klarem Gesang unterbrochen zu werden, bevor das Stück atmosphärisch ausklingt. Bei 'The Brown Bull Of Cooley' (erinnert ihr euch an den 'Cattle Raid'?) geht's rockiger und schwungvoller zur Sache, die thrashige Rhythmik und keltische Melodik lassen die SKYCLAD-Roots ganz leicht durchschimmern und der Wechselgesang von Keith und der hier deutlich energischeren Karen ist einfach das CRUACHAN-Markenzeichen schlechthin. Dann kommt ein verträumtes Instrumental mit Wellenrauschen und Flötenklängen, bevor mit 'The Great Hunger' wieder ein aktuelleres irisches Geschichtsthema aufgegriffen wird. Klare, akustische Gitarren und Streicher leiten das Lied sehr melancholisch ein, bevor ein doomiges Riff und akzentuiertes Drumming hinzutreten, um Karens klagender Stimme einen wunderbaren Rahmen zu bieten. Später nimmt das Stück dann noch mächtig an Fahrt auf, doch die Band verzettelt sich nicht, sondern bewahrt einen schlüssigen Kontext und ein stimmiges Gesamtarrangement, in das sich der aggressive Black-Metal-Part in der zweiten Hälfte ebenso perfekt einfügt, wie die Rückkehr in den doomig-epischen Bereich. Fraglos einer der größten Momente des CRUACHANschen Schaffens.
Richtig puren Folk gibt's beim kurzen 'The Old Woman In The Woods', das Karen zuerst a cappella einleitet, bevor die ganze Rasselbande mit einem unverkennbar typischen Irish-Pub-Drive einsteigt. Dass Schlagzeug und E-Gitarre dem Ganzen gegen Ende eine immer metallischere Note verpassen, ist eh klar. Dann kommt nach 'Shelob' bereits die zweite Huldigung für eines der Tolkienschen Spinnenwesen: 'Ungoliant' hat eine schwere Midtempo-Dynamik, einige doomige Elemente sowie Streicherparts und wird von Karen sehr dramatisch gesungen, während es sich beim Titelstück um ein kurzes an Bänkelsang erinnerndes akustisches Duett handelt. Dafür wird's bei 'Téir Abhaile Riú' anfings wieder richtig hart, schwarz und schnell, doch auch hier schlägt die folkige Seele CRUACHANs noch voll durch. Das von Karen alleine gesungene 'Wolfe Tone' gibt sich perkussiv und akustisch dominiert, bis im hinteren Drittel noch mal die E-Gitarren voll durchziehen. Nach KLAUS & KLAUS und kürzlich den großartigen Färingern von TÝR, versuchen sich nun mal echte Iren an 'The (Very) Wild Rover', das CRUACHAN mit Augenzwinkern, aber trotzdem mit Würde runterholzen, bevor sie sich mit der atmosphärisch deutlich intensiver gestalteten Neueinspielung ihres Klassikers 'Cuchulainn' zu ihren schwarzmetallischen Wurzeln bekennen und das Album mit dem ungewöhnlich strukturierten Drama 'Diarmuid And Grainne' beenden, bei dem das Quintett noch ein Mal alle Register zieht.
Ich möchte jetzt nicht gleich übers Ziel hinausschießen und "The Morrigan's Call" als das beste Album der CRUACHAN-Geschichte abfeiern, weil die Vorgänger-Scheiben eben auch aller Ehren wert sind. Doch wenn man das Gesamtwerk betrachtet, insbesondere auch die wuchtige Hammerproduktion von Gail Lebling, dann ist in jedem Fall klar, dass die fünf Iren jedenfalls nie besser waren. So bleibt unterm Strich ein komplett überzeugendes Album der Genre-Referenzband schlechthin, das eigentlich für jeden Folk/Pagan-Metaller zum Pflichtprogramm gehören sollte.
Anspieltipps: The Great Hunger, Ungoliant, Diarmuid And Grainne
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle