CRYONIC TEMPLE - Immortal
Mehr über Cryonic Temple
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Metal Heaven / Soulfood
- Release:
- 21.11.2008
- Immortal
- Standing Tall
- Where Sadness Never Rests
- Beg Me
- Freedom Calling
- Fear Of The Rage
- Time
- Fight To Survive
- Train Of Destruction
- As I Sleep
- Departure
Power-Metal-Maniacs aufgepasst! Dieses Album gehört definitiv auf euren Einkaufzettel!!
Während die großen Print-Magazine die Schweden von CRYONIC TEMPLE in den letzten Jahren nicht unbedingt zu ihren Lieblingen zählten, waren diverse Online-Underground-Postillen voll des Lobes für Alben wie "Blood, Guts & Glory" (2003) oder "In Thy Power" (2005). Wirklich verwundern konnte es aber nicht, dass sich an der Truppe um das Sechssaiter-Duo Esa Ahonen und Leif Collin so manches Mal die Geistern schieden. Hatten die Herren sich doch phasenweise mit Musik und optischer Aufmachung recht tief in die True-Warrior-Metal-Klischee-Pfütze gesetzt, wodurch ihre Musik mancherorts – trotz einer Extraportion Gitarren-Power - als Plagiat abgetan wurde. Wer jedoch etwas genauer hingeschaut hat, sollte eigentlich bemerkt haben, dass CRYONIC TEMPLE im Laufe der Zeit durchaus eine eigene, wieder erkennbare kompositorische Handschrift entwickelt haben. Majestätisch donnerndes, energiegeladenes Songwriting in Kombination mit sprudelnder Spielfreude und beachtlichem handwerklichem Können zeichneten die letzten beiden Alben aus.
Nun liegt mit "Immortal" Studio-Album Nummer Vier im Player und ein Blick in den Info-Flyer zeigt, dass es mächtig gerappelt hat im Line-Up-Karton. Ahonen / Collin haben die gesamte Mannschaft ausgetauscht. Markanteste Neuerung ist naturgemäß der Wechsel am Mikro, das Magnus Thurin übernommen hat. Kein leichtes Erbe, denn Johan Johhansson (alias Glen Metal) hatte zuletzt auf "In Thy Power" eine exzellente Performance abgeliefert. Doch Magnus macht seine Sache sehr gut, seine etwas melodischere und flexiblere Stimme gefällt mir auf Anhieb. Die nähere Beschäftigung mit dem aktuellen Material zeigt dann einerseits, dass CRYONIC TEMPLE nicht grundlegend von ihrem bewährten Rezept abgewichen sind, dokumentiert andrerseits aber doch einige Veränderungen in den Feinheiten. Das Songwriting ist gewissermaßen erwachsener und erdiger geworden, Pathos und Bombast wurden runtergefahren, dafür gibt es nun mehr klassischen Power Metal zu hören, der seine Einflüsse von beiden Seiten des Atlantiks bezieht. Dieser Schritt birgt natürlich die Gefahr, dass der Sound insgesamt gewöhnlicher und angepasster wirkt. Doch dieser Falle entkommen CRYONIC TEMPLE über die gesamte Album-Distanz sehr gekonnt.
Der Titelsong 'Immortal' eröffnet das Album zackig und druckvoll mit schönem Old-School-Riffing und einem tollen, einprägsamen und völlig kitschfreien Chorus. Der Oberknaller der Platte folgt mit 'Standing Tall' gleich auf dem Fuße. Anfangs klingt die Nummer, als sei sie fürs legendäre HAMMERFALL-Debüt geschrieben, dann entwickelt sie sich zu einer charismatischen, unwiderstehlichen Uptempo-Power-Metal-Granate mit grandiosem Strophen-Gesang und noch glorreicherer Hookline. Super! Eine klare, sehr starke Weiterentwicklung repräsentiert das intensive, eindringliche 'Beg Me', das für CRYONIC TEMPLE-Verhältnisse beinahe schon düster und komplex ist. Schon bald nähert sich das Gaspedal aber wieder dem Bodenblech und heraus kommt eine prächtige Hymne namens 'Fear Of The Rage', bretthart und hoch melodisch zugleich, ein Genuss. Ein Feuerwerk aus mal schneidenden, mal wärmenden Gitarrenleads trägt 'Time', das mit einem ungewöhnlichen, atmosphärisch dichten Chorus der BRAINSTORM-Schule überrascht. 'Train Of Destruction' schließlich macht seinem Namen alle Ehre, ein flinker Nackenbrecher vor dem Herrn.
Somit kann man CRYONIC TEMPLE zu "Immortal" eigentlich nur gratulieren. Wir haben es hier mit einem hervorragenden Power-/Speed-Metal-Album zu tun, das eine vorzügliche Balance zwischen Melodie, Härte und Geschwindigkeit findet, und kompositorisch vielschichtig genug ist, um auch anspruchsvollere Hörer nicht zu unterfordern. Diese Formation sollte endlich mal die Chance bekommen, sich als Support einer größeren Band einem breiteren Publikum live vorzustellen. Also, Freunde, schlagt hier zu und unterstützt diese tolle Band, "Immortal" hat sich einen Platz in eurem CD-Regal (am besten direkt neben der neuen CRYSTAL EYES) redlich verdient.
Anspieltipps: Immortal, Standing Tall, Beg Me, Fear Of The Rage
- Redakteur:
- Martin van der Laan