CRYPTIC WINTERMOON - Of Shadows ... And The Dark Things You Fear
Mehr über Cryptic Wintermoon
- Genre:
- Melodic Black / Death Metal
- Label:
- Massacre / Soulfood
- Release:
- 28.03.2005
- The Dark Things You Fear
- Thrashomatic Overdrive
- Portals Of Nightfall
- Bonegrinder 1916
- Synthetic God
- Where The Oceans Meet Eternity
- Grave Without A Name
- Once In The Windblasted North
- W.A.R. (Without Any Regret)
- Heavy Armed Assault
- Open Fire
- Grim Frost
Die bereits 1993 gegründete deutsche Band legt dieser Tage ihr drittes vollständiges Studioalbum vor, auf dem die schwarzmetallischen Roots wieder deutlicher erkennbar sind als zuletzt. Die Scheibe bietet nämlich einen sehr guten und ausgewogenen Mix aus der jeweils melodischen Ausprägung von Black und Death Metal, dazu ein gutes Maß an thrashigen Riffs, meist finster keifenden, vereinzelt aber auch klaren Vocals, sowie einem Schuss Epik, der durch die atmosphärischen Keyboards von Andrea Walter eingebracht wird. Was das neue Werk von CRYPTIC WINTERMOON rundum auszeichnet, sind einprägsame Melodien, ausgefeilte Arrangements und griffige Songs.
Angefangen beim Intro 'The Dark Things You Fear' mit seinen Samples aus der Hammerschmiede, merkt man der Truppe an, dass sie weiß, was sie will und ihre guten Einfälle zielstrebig auf den Punkt bringt. Nach dem Intro steigt man in 'Thrashomatic Overdrive' thematisch passend mit einem fetzigen melodischen Lead ein, rattert durch messerscharfe Riffs und setzt mit starkem, klarem und hohem Gesang im Zwischenstück einen herausragenden Kontrastpunkt. Dagegen gibt sich 'Portals Of Night' schwärzer, traditioneller und wechselt zwischen Maschinengewehr und majestätischem, dunklem Groove, der teilweise etwas an IMMORTAL gemahnt, dann aber durch den melodischen, vielleicht ganz dezent folkigen Refrain auch eine andere Wendung nimmt und ein wenig diverse Wikingertruppen zitiert.
Einen wirklich guten dramaturgischen Einfall hatte die Band beim Highlight 'Bonegrinder 1916', das mit der Originalaufnahme eines irischen Marsches (Judge/Williams: 'It's Long Way To Tipperary') aus dem Jahre 1912 beginnt, der von John McCormack gesungen wird und so die beschwingte Lässigkeit der Vorkriegszeit heraufbeschwört, die sodann durch schwere Gitarrenartillerie und einen eingespielten Kriegsbericht zerfetzt wird. Der Song als solcher ist heavy, stampfend, groovig - enthält Passagen, die marschierende Truppen verkörpern, ein Zwischenspiel mit Samples und cleanen Gitarren, und dazu sehr schön phrasierten Gesang und einen Refrain der Extraklasse. Mit 'Synthetic God' wird man wieder schneller und melodischer, packt einige wirklich schwarze Spukriffs in den Mix und fegt mit seinen melodischen, zweistimmigen Leads auch letzte Zweifler an der musikalischen Klasse der Band aus dem Raum. Synth-Sounds leiten das epische 'Where The Oceans Meet Eternity' ein, das CRYPTIC WINTERMOON streckenweise - besonders durch die Chöre im Refrain - in BATHORY-Gefilde trägt, aber dennoch auch einen modernen Einschub enthält, der auch zu DIMMU BORGIR hervorragend passen würde. 'Grave Without A Name' ist ein weiterer Volltreffer, der durch die gesangliche Vielseitigkeit und sein ruhiges, aber tief gehendes Pathos fesselt.
Auch etwas vorhersehbarere Stücke wie das lange, ausladende 'Once ... In The Windblasted North' oder das klassisch-thrashige 'W.A.R. (Without Any Regret)' sind guter Stoff, der die meisten Hörer ansprechen dürfte. Ein weiteres Sample kündet sodann von einem 'Heavy Armed Assault', der mit dem stampfenden Vers und den verzerrten Vocals wie ein derber Mix aus MOTÖRHEADs 'Orgasmatron', frühen BATHORY und VENOM daherkommt und das Ganze in die Neuzeit transportiert. In der Tat schwere Geschütze! 'Open Fire' mischt gelungen die Elemente der alten schwedischen Schwarzmetallschule mit thrashigen Riffs. Das Lied fängt ein wenig eindimensional an, überrascht dann aber mit etlichen schönen Tempo- und Stimmungswechseln und rundet eine tolle Scheibe angemessen ab, bevor das Outro 'Grim Frost' dem Spuk mit cleanen, hallenden Gitarren und brausendem Wind ein eisiges Grab bereitet.
Wer der Band nun ankreiden will, dass sie nicht eigenständig klänge, verkennt die Prioritäten. Das Ziel der Gruppe ist es nämlich sicher nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern einfach, Stilelemente aus den verschieden Genres des extremen Metals auf ihre eigene Weise zu verbinden, ohne dabei nach einer Kopie irgendwelcher Genregrößen zu klingen. Dabei glänzen sie mit eingängigen Melodien und einem sicheren Gespür für prägnantes Songwriting. Wenn dazu noch in vielen Stücken kompositorische Feinheiten versteckt sind, die auch nach vielen Durchläufen noch in ganz neuen Farben schillern, dann muss man den fünf Jungs und dem Mädel an den Tasten einfach attestieren, dass sie auf dieser Scheibe ganze Arbeit abliefern und sicher das Zeug dazu haben, zu den Großen der deutschen Extremmetallszene aufzusteigen. Zu gönnen wäre es ihnen.
Anspieltipps: Thrashomatic Overdrive, Bonegrinder 1916, Grave Without A Name
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle