CRYPTOPSY - An Insatiable Violence
Mehr über Cryptopsy
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 20.06.2025
- The Nimis Adoration
- Until There's Nothing Left
- Dead Eyes Replete
- Fools Last Acclaim
- The Art Of Emptiness
- Our Great Deception
- Embrace The Nihility
- Malicious Needs
Ein weiteres starkes Album in der über 30-jährigen spannenden Bandhistorie!
So schnell CRYPTOPSY musikalisch unterwegs ist, so langsam hielten die Kanadier es teilweise mit ihren Veröffentlichungen, die 21 Monate seit "As Gomorrah Burns" (2023) sind ein echter Band-Rekord! Vorweg muss ich noch einmal erwähnen, wie spannend ich die Diskografie von CRYPTOPSY finde. Es gibt wenige Extrem-Metal-Bands, die vor über 30 Jahren gegründet wurden und so eine vielfältige Palette zu bieten haben, beginnend mit den Death-Metal-Klassikern Mitte der 90er, über die äußerst spannende, verspielte Phase Anfang der 2000er, hin zu dem für mich Meisterwerk "Once Was Not" (2005), bis zum für viele "schwarzen Schaf" "The Unspoken King" (2008) und der anschließenden Episode in Eigenregie von 2012-2022 mit dem starken selbstbetitelten Album "Cryptopsy" (2012). Dass dabei das Bandkarussel viele Mitglieder abschüttelte, ist offenbar leider eine Nebenwirkung davon, das einzig hinterbliebende Gründungsmitglied ist weiterhin Schlagzeug-Koryphäe Flo Mounier.
Gleichzeitig muss man aber auch registrieren, dass nicht nur das Line Up seit 2007 zu 3/4 und seit 2012 konstant ist, auch der Stil ist seit 2012, damit für Bandverhältnisse relativ lange, sehr konsequent. Weshalb ich CRYPTOPSY unter anderem so schätze, ist, dass ich jeder der anfangs genannten Phasen viel abgewinnen kann. Doch ausgerechnet das letzte Album "As Gomorrah Burns", das erste Album seit elf Jahren, hat mich leider nicht voll überzeugen können. Auch heute lässt es mich immer noch etwas enttäuscht zurück. Als ich vernahm, dass nun das neue Werk eine Fortsetzung davon sein soll, war ich sehr skeptisch. Die erste Vorab-Single 'Until There's Nothing Left' stimmte mich jedoch schon einmal positiv und lasst es mich an dieser Stelle vorwegnehmen: "An Insatiable Violence" kann was!
Auch wenn CRYPTOPSY an ihrem relativ "modernisierten" und "aufgeräumteren" Sound der letzten Jahre festhält, hört man, dass die vier Herren wieder verspielter, etwas irrwitziger unterwegs sind, genau das habe ich beim letzten Album vernisst. Es gibt vergleichsweise wieder intensivierte Blast-Beat-Einlagen, derer Varianten Monsieur Mounier wie kein anderer meisterhaft einzusetzen weiß. Der Groove ändert sich dank Mounier quasi beständig, es fliegen einem im Verlauf des auf dem Papier doch recht kurzen Albums (knapp über 30 Minuten) viele Breaks, Riffs und Growls um die Ohren, nur wenige Teile wiederholen sich. All das ist sehr bandtypisch. Apropos Growls: Matt McGachy wurde von Gitarrist/Produzent Chris Donaldson angehalten, noch etwas tiefer zu gehen. Das ist durchaus von Erfolg gekrönt, tönt aber andererseits auch relativ monoton. Man kann halt nicht alles haben.
Der Spielwitz der Alben bis 2012 fehlt mir jedoch weiterhin. So gibt es auch auf diesem Album keine auffälligen Gitarrensoli oder instrumentale Höllenfahrten, man will sich kurz fassen und Ballast über Bord werfen, beziehungsweise gar nicht erst darauf einlassen. Positiv muss man aber hervorheben, dass es endlich wieder einige prägnante Riffs gibt, die wirklich fett sind, wie in 'The Nimis Adoration' (super Opener!), 'Fools Last Acclaim' (krasses Drumming!) , 'The Art Of Emptiness' (mein persönliches Album-Highlight!) oder 'Malicious Needs'. Auch der Bass von Olivier Pinard ist schön präsent, übernimmt sogar mal die Melodie ('Until There's Nothing Left') oder gefällt mit groovigem Slapping. Man kann sogar soweit gehen und Teile des Albums eine gewisse Nähe zu "Whisper Supremacy" (1998) und "...And Then You'll Beg" (2000) attestieren. Das haben die Herren offenbar auch realisiert und heuerten den damaligen Fronter Mike DiSalvo für einen Gastbeitrag in 'Embrace The Nihility' an. Das Ergebnis ist allerdings schon fast etwas frech, denn mehr als die abschließenden Worte "Let's keep on drowning" wurden ihm scheinbar nicht vergönnt.
"An Insatiable Violence" wird wahrscheinlich nicht mein neues Lieblingsalbum in der Diskografie werden, dafür geht man trotz des Lobes auch anno 2025 wiederum etwas zu sehr auf Nummer sicher und kratzt nur an der Oberfläche von Band-Klassikern wie 'Phobophile', 'Cold Hate Warm Blood', 'Carrionshine' oder auch 'Two-Pound Torch'. Für die Zukunft würde ich mir zudem wünschen, dass die Band einen anderen Produzenten heranlässt. Klar ist es vorteilhaft, vor allem kostensparend, wenn ein Bandmitglied, in diesem Fall Gitarrist Donaldson, selbst Hand anlegen kann, doch die Veröffentlichungen seit 2012 tönen doch alle sehr ähnlich und etwas zu undynamisch. Insbesondere das Schlagzeug klingt undifferenziert, was bei einem Drummer eines Kalibers wie Flo Mounier schade ist, da beispielsweise sein typisches Beckenspiel nicht zur Geltung kommt und sein Ridebecken wie eine Triangel klingt.
Genug der Details. Wie anfangs gesagt, "An Insatiable Violence" kann was, macht über weite Strecken Spaß und zeigt eine Band mit langer Historie, die offenbar noch lange nicht genug hat. Was das Album abrundet ist das geschmackvolle, düstere Artwork, dass vom einstigen Sänger und Bandfreund Martin Lacroix gefertigt wurde, der Anfang 2024 leider verstorben ist.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke