CRYPTOPSY - As Gomorrah Burns
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/23
Mehr über Cryptopsy
- Genre:
- Technical Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 08.09.2023
- Lascivious Undivine
- In Abeyance
- Godless Deceiver
- Ill Ender
- Flayed The Swine
- The Righteous Lost
- Obeisant
- Preise The Filth
Kann CRYPTOPSY light funktionieren?
Es ist doch immer wieder eine Crux mit der Erwartungshaltung, wenn eine der eigenen Lieblingsbands nach langer Zeit, immerhin ist das letzte Album elf Jahre her, einen neuen Langspieler veröffentlicht. In diesem Fall sprechen wir von CRYPTOPSY, die mit "As Gomorrah Burns" nicht nur eine neue Langrille ins Rennen schickt, sondern auch mit Nuclear Blast wieder zu einem Label zurückkehrt, nachdem man seit 2012 in Eigenregie unterwegs war.
Die letzten rund zehn Jahre brachten uns mit "Cryptopsy" (2012), wie gesagt, das einzige Album in diesem Zeitraum. Es folgte das ursprünglich als Trilogie gedachte, spannende EP-Konzept "The Book Of Suffering", das jedoch nach zwei EPs 2015 und 2018 offenbar erstmal nicht weitergeführt wird. Das Line Up ist erfreulicherweise seit 2012 konstant geblieben und besteht weiterhin aus Frontmann Matt McGachy, Gitarrist Chris Donaldson, Bassist Olivier Pinard und Schlagzeug-Koryphäe Flo Mounier.
Ich hätte es ja cool gefunden, wenn das Album den dritten "The Book Of Suffering"-Teil abgeschlossen hätte, andererseits hat "As Gomorrah Burns" tatsächlich doch mehr mit den EPs zu tun, als man annehmen könnte. Musikalisch ist es nämlich in Prinzip eine direkte Weiterführung des Stils, was jedoch leider mehr Fluch als Segen ist. Denn was über jeweils vier Songs gut funktioniert hat, überzeugt auf Albumlänge nur bedingt.
Die erste Single 'In Abeyance' konnte die Erwartung und Vorfreude aber erstmal weiter aufrechterhalten. Eine tolle, knackige Nummer, mit allen Trademarks, die man von CRYPTOPSY liebt. Bereits hier fällt auf, dass McGachy gutturaler als zuvor singt und vor allem in Bezug auf die Phrasierung nicht nur einmal an den Corpsgrinder erinnert (angeblich hat der CANNIBAL CORPSE-Shouter ihm tatsächlich ein paar Tipps gegeben). Eine sehr gute Entscheidung. So weit, so gut.
Mein Problem mit Album Nummer acht ist, dass CRYPTOPSY fast wie eine durchschnittliche Death-Metal-Band klingt. Es ist, als wenn sie mit angezogener Handbremse spielen würden, es tönt alles sehr aufgeräumt und konstruiert, selten wird man vom Chaos gefangengenommen oder bekommt das Gefühl, wie vom Zug überrollt zu werden. Der Opener 'Lascivious Undivine', später 'The Righteous Lost' und 'Obeisant' schaffen dies noch am ehesten. Es gibt keine markanten Gitarrensoli, die in der früheren Diskografie sonst gerne mal das i-Tüpfelchen waren, auch das Riffing wirkt teils zu austauschbar, beziehungsweise zu sehr auf Nummer sicher. Immerhin: Der Bass kann sich durchsetzen und hätte gerne mehr Momente wie in 'The Righteous Lost' gebrauchen können. Am schlimmsten ist aber der total sterile Schlagzeugsound, der einem Meister wie Flo Mounier nicht gerecht wird. Das kann ich mir nicht mal schönhören.
Somit schafft CRYPTOPSY auf "As Gomorrah Burns" lediglich ein schwaches Abbild seiner selbst und kratzt nur an der Oberfläche des Möglichen. Ein CRYPTOPSY "light", sozusagen. Für Außenstehende oder Neulinge mag das vielleicht nicht nachvollziehbar sein, da im Vergleich zu anderen Bands doch immer noch viele Rhythmuswechsel auf den Hörer einprasseln und sich kaum Teile wiederholen. Es ist darum auch ein Meckern auf hohem Niveau und sicherlich muss CRYPTOPSY niemanden mehr etwas beweisen, aber der Spielwitz und die Spielfreude früherer Tage fehlen mir doch etwas.
Ich konnte bisher alle Phasen der Band gut mitgehen, inklusive die des unerwähnten Königs anno 2008, aber der Funke aus Gomorrah will nicht gänzlich überspringen. Trotzdem freue ich mich, dass die Herren nach all den Jahren die Fackel aufrechterhalten und es neue Musik gibt. Lieber eine abgespeckte Version CRYPTOPSYs als gar keine.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke