CRYPTOPSY - None So Live
Mehr über Cryptopsy
- Genre:
- Death Metal/Grindcore
- Label:
- Century Media
- Release:
- 19.05.2003
- Intro
- Crown Of Horns
- White Worms
- We Bleed
- Open Face Surgery
- Cold Hate, Warm Blood
- Phobophile
- Shroud
- Graves Of The Fathers
- Drum Solo
- Defenestration
- Slit Your Guts
An das bisher einzige Mal, dass ich CRYPTOPSY live gesehen habe, erinnere ich mich gerne mit einer Mischung aus Begeisterung und Entsetzen. Begeisterung über eine Dreiviertelstunde ultrabrutalen Death Metal vom Feinsten und die Tatsache, dass die Kanadier tatsächlich in der Lage waren, das hochkomplexe und anspruchsvolle Material auch livehaftig ohne Abstriche zu bringen, Entsetzen über die erschreckende Perfektion, über das musikalische Niveau und die Kompromisslosigkeit, mit der die Band auf den Brettern zu Werke ging.
Mit "None So Live" legt das Quintett aus Montreal nun ein Zeugnis ihrer beeindruckenden Live-Präsenz ab, welches, wenig überraschend, ebenso wie die Studioalben die Genre-Konkurrenz in fast allen Belangen zu Statisten degradiert.
Das fängt beim brachialen Soundgewand dieser Live-Dokumentation an, welches den Hörer bei ordentlicher Lautstärke gehörig an die Wand nagelt, geht über die auch mit etlichen Superlativen nicht ausreichend zu beschreibenden, wirren, kranken und nur noch heftigen Kompositionen bis hin zu dem schon beängstigenden spielerischen Niveau, welches alle Beteiligten zu Genüge demonstrieren.
In CRYPTOPSYs Heimatstadt Montreal aufgenommen, beinhaltet "None So Vile" sämtliche Klassiker der mittlerweile gut elfjährigen Bandgeschichte, wobei man sich überraschenderweise gar nicht so sehr auf das letzte Album "And Then You'll Beg' konzentriert - davon gibt's lediglich zwei Songs zu hören -, dafür wird aber jede bisher erschienene Platte gewürdigt, was man sicherlich nicht von jeder Band live geboten bekommt. Ich persönlich finde es ein wenig schade, da der 2000er-Output für meine Wenigkeit die mit Abstand stärkste und vielseitigste Platte im Backkatalog der Canucks darstellt.
Nichtsdestotrotz knallen CRYPTOPSY-Evergreens wie der unvermeidliche und zielsicher tötende Doppelpack 'Cold Hate, Warm Blood'/'Phobophile' oder die über-geniale Zugabe 'Slit Your Guts' (Juhu! Jazz-Breaks!) für meinen Geschmack mindestens genauso überzeugend aus den Boxen wie die neueren Kompositionen. A propos "neu": Neu-Frontsau Martin Lacroix überzeugt im Übrigen auf ganzer Linie und erstickt jegliche Zweifel an seiner Person bereits im Keim. Seine leicht holperig wirkenden französischen Ansagen sind übrigens absolut kultverdächtig.
Ansonsten gibt es im Prinzip wenig zu sagen - CRYPTOPSY kommen live sogar noch heftiger als im Studio daher, haben einen exzellenten Querschnitt durch alle Schaffensphasen auf "None So Vile" verewigt und zeigen allen Nörglern sehr deutlich, wie anspruchsvoll, komplex und unkonventionell Holzgehacke bei Mach 3 sein kann.
Über das gut siebenminütige Drum-Solo kann man sich streiten, ich finde es recht gut gelungen, interessant und abwechslungsreich - für alle anderen gibt's eben die Skip-Taste.
Ergo: Ein absoluter Pflichtkauf für alle CRYPTOPSY-iasten, Geschwindigkeitsfanatiker und Knüppelfetischisten. Wer auf abgefahrene Arrangements, überirdische Saiten- und Fell-Arbeit steht, der sollte der Band unbedingt mal ein Ohr leihen. Die wirklich nicht leichte Einarbeitung in die Soundwelt von CRYPTOPSY wird auf jeden Fall belohnt...and then you'll beg.
Anspieltipps: We Bleed, Cold Hate, Warm Blood, Phobophile, Slit Your Guts
- Redakteur:
- Rouven Dorn