CRYSTALLION - Hattin
Mehr über Crystallion
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Dockyard 1/Soulfood
- Release:
- 16.05.2008
- The Ambush
- Wings Of Thunder
- Vanishing Glory
- Under Siege
- The Battle - Onward
- The Battle - Higher Than The Sky
- The Battle - Saracen Ascencion
- Preach With An Iron Tongue
Manchmal hat man so eine komische Vorahnung, und die Finger fangen schon beim Einlegen eines Albums an, nervös zu zittern. So geschehen beim mittlerweile zweiten Album "Hattin" der Bajuwaren CRYSTALLION, denn allzu viel Pathos und Klischee tropfte mir aus Beipackzettel und Aufmachung entgegen. Die Jungs aus dem Süden Deutschlands präsentieren uns ein Konzeptalbum über die größte Schlacht der Kreuzfahrer-Staaten am 04. Juli 1187, erzählt aus der Perspektive der siegreichen Muslime. Bei Hattin, in der Nähe des Sees Genezareth, wurde das Heer der Kreuzfahrer unter König Guido von Jerusalem vernichtend geschlagen und der König gefangen genommen. Na also, haben wir wieder mal etwas gelernt.
Dieses geschichtliche Thema wird musikalisch mit bestem Bombast-Power-Metal umgesetzt und steckt so dermaßen in der Schubladenfalle, dass es schon fast wehtut. Somit erfüllen sich dann auch meine schlimmsten Erwartungen, denn hier stehen frühe HELLOWEEN, STRATOVARIUS, RHAPSODY und vor allem EDGUY in jeder Sekunde Pate. Ein Freudenfest für alle Genrefans, ein Jammertal für alle anderen. Die Gitarren beschränken sich auf austauschbare Sechzehntel, tonnenweise Keyboards sorgen für Bombast und Jens-Johansson-Gedächtnis-Soli, die Doublebass hämmert im höchsten Tempo unaufhörlich durch die Songs, so dass der Schlagzeuger am Ende eigentlich Blasen an den Füßen hätte haben müssen, und der Bass dengelt in bester OVERKILL-Manier etwas zu laut durch die Landschaft. Insgesamt erfüllen die Jungs aber jegliche Klischeevorgabe recht ordentlich und werden damit bei Liebhabern deutlich punkten können.
Ein wirklich großes Plus für die Band ist Sänger Thomas Strübler, der den Vergleich mit prominenten Genregrößen wie Kiske, Sammet und Konsorten nicht zu scheuen braucht. Der junge Mann hat eine für diese Art von Musik absolut prädestinierte Stimme, weiß in tiefen wie in hohen Lagen zu überzeugen und macht durchaus den kleinen Unterschied zu vielen Anwärtern auf den mittlerweile verwaisten Kürbiskopfthron aus. Leider fehlen ihm und der Band die ganz großen Melodien, die man auch noch Stunden später nicht mehr aus dem Ohr bekommt. Hier werden zwar die Refrains mit Keyboards zu Bombast aufgeblasen, aber die prägnanten Hooks und Chöre bleiben letztendlich aus. Daran sollte man in Zukunft noch etwas arbeiten.
Auch sollte man überdenken, ob die Länge der einzelnen Songs wirklich so sein muss. Mit 'Wings Of Thunder' gibt es nur ein Stück, das unter sechs Minuten liegt. Epische Nummern in allen Ehren, aber das kann auf Dauer, wenn sich rein musikalisch nicht wirklich viel verändert, ziemlich eintönig und nervig werden. Lieber noch ein paar mehr stampfende Metalsongs wie 'Under Siege' oder eben eine eigenständige Pianoballade, wie man es zu Beginn von 'Preach With An Iron Tongue' positiv bewiesen hat. Mir persönlich steckt der zweite Streich von CRYSTALLION etwas zu tief im Pathos- und Standardsumpf, aber allen Freunden von oben genannten Bands, die sich darüber hinaus auch noch über eine zusätzliche Geschichtsstunde freuen, kann ich die Band nur ans Herz legen. Testet mal an.
Anspieltipps: Under Siege, Wings Of Thunder
- Redakteur:
- Chris Staubach