CRYSTALLION - Hundred Days
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2009
Mehr über Crystallion
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Dockyard 2/Soulfood
- Release:
- 23.10.2009
- Cloak And Dagger
- The Sleeping Giant
- A Cry In The Night
- Sole Survivors in Ligny
- Nations Falling
- Hougoumont
- Under Heavy Fire
- We Stand Aligned
- Hundred Days
- The Bravest Of The Brave
Neu, anders, voller Rock: Wenn sich Bands neu definieren. Und Napoleon? Der schaut immer noch in die Röhre.
Was passiert, wenn Musiker zwei tolle Alben aufnehmen, sich so mit einem Paukenschlag in der deutschen Szene etablieren – und feststellen, dass sie mal etwas anderes machen wollen? Auflösen, Nebenprojekt, dem Wahnsinn verfallen? Alles falsch. Im Falle der Siegsdorfer Metaller von CRYSTALLION setzt man sich zusammen, schreibt Songs, wirft sie um, schreibt neue Songs und stellt schließlich fest: Ja, wir haben es geschafft, die Band hat sich neudefiniert, nicht ohne jedoch ab und zu sehnsüchtig auf die eigenen Wurzeln zu blicken.
Wo beim 2008er-Werk "Hattin" noch bombastische Keyboardteppiche und energische, auf Melodie ausgelegte Gitarrenattaken im Stakkatotakt die Flagge des Power Metals hochhielten, bringt das Jahr 2009 Rock. Naja, nicht Rock im eigentlichen Sinne, denn das Riffing und die Songs schallen durchaus recht Heavy aus den Boxen. Aber sowohl Attitüde als auch Arrangements weisen auf diese neue Verbundenheit hin. Dabei reicht die Rückschau der musikalischen Analogien bis in die späten Achtziger zurück, 'A Cry In The Night' vereint die Tugenden von CRYSTALLION und ergänzt sie um den Groove-Faktor von GRAVE DIGGER. 'Sole Survivors In Ligny' erweist den großartigen GLENMORE seine Ehre und ist alles in allem ein "Happy-Dramatic-Song", starker Nackenbrecher und todsicher eine Live-Granate.
Mit der Entscheidung zu diesem neuen Klanggewand geht gleichzeitig die Entscheidung zu dem größten Kritikpunkt an diesem Album einher: Der Aufbau der Songs ist durchgängig nach dem Schema Strophe-Chorus-Strophe-Chorus-Solo-Break-Chorus. Das ist zwar durchaus nicht verwerflich, ist das doch eines der ältesten Rockgesetze – doch auch Gesetze sind dafür gemacht, gebrochen zu werden. So geraten die Songs zwar durchaus abwechslungsreich, was Riffing, Gesang und Stimmungen angeht, der Aufbau macht sie aber dann leider doch recht vorhersehbar. Akzeptiert man diese Tatsache allerdings, erwartet einen ein tolles Album voller schöner Melodien und nackenbrechender Rhythmen, die einen den Arm schneller in die Luft strecken lassen, als man "Na-Po-Le-On" sagen kann.
Apropos, das wichtigste fehlt natürlich noch: Mit gewohntem Enthusiasmus haben CRYSTALLION auch dieses Mal ein historisches Thema zur Grundlage ihres Albums erkoren. Doch lassen wir den Historiker der Band, Stefan (Bass) die Geschichte doch kurz selbst überreißen: "Mit "Hundred Days" haben wir wieder ein Konzeptalbum kreiert. Es geht dabei um die hundert Tage, die Napoleon nach seiner kurzen Verbannung auf Elba wieder an die Macht kommt, bis er dann in der Schlacht von Waterloo endgültig geschlagen wird. Seine Ankunft in Frankreich ist Thema unseres ersten Songs 'Cloak And Dagger' – was soviel wie "Nacht- und Nebelaktion" bedeutet." Eine rundum spannende Sache also, auch wenn wir das Ergebnis schon kennen.
Fazit: Wer CRYSTALLION schon kannte und mochte, wird erst mal erstaunt sein. Neben Neuerungen im gesamten Konzept hat sich sogar eine Ballade (toll und absolut hörenswert!) auf "Hundred Days" eingeschlichen. Ansonsten vereinen CRYSTALLION ihr Gespür für epische Melodien, einen harten Rockfaktor und Thomas tolle Stimme zu einem absolut hörenswerten Werk, das allerdings nur eine Station auf der Transformation der Band zu etwas Neuem darstellt. Ich bin gespannt wie es weitergeht, und begebe mich so lange 'Under Heavy Fire'.
Anspieltipps: The Sleeping Giant, Hougoumont (!!!), The Bravest Of The Brave
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer