CULT OF LUNA - Vertikal
Mehr über Cult Of Luna
- Genre:
- Post-Metal;Art-Core;Sludge
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Indie Recordings
- Release:
- 29.01.2013
- The One
- I: The Weapon
- Vicarious Redemption
- The Sweep
- Synchronicity
- Mute Departure
- Disharmonia
- In Awe Of
- Passing Through
ISIS sind Vergangenheit. Jetzt beginnt mit "Vertikal" der Siegeszug von CULT OF LUNA.
Ich geb's ja zu, "Vertikal" ist mein erster vernünftiger Kontakt mit CULT OF LUNA. Doch mich interessiert diese Band schon lange, denn euphorische Worte von geschätzten Musikfreaks konnte ich bislang mit gelegentlichen Hörproben in positiven Einklang bringen. Dabei müsste ich mir als Redaktions-Plüsch-Hase eigentlich an CULT OF LUNA mein Fell verbrennen, denn Musik für Schöngeister und Klangästheten liefern CULT OF LUNA nicht. Die Schweden verlegen sich eher darauf, in Überlänge-Songs massive Riffwalzen übereinanderzuschichten. Und sie tun dies mit einer fast schadenfreudig anmutenden Wonne. Die Musik sagt: Friss die Lava, unnützer Hörer, verbrenn Dir die Lippen, den Gaumen, den Rachen, friss, bis der Sound Dir das Gehirn zermartert, friss, denn es schmeckt Dir!
Und so kommt es, dass mich diese fiese, schlürfende und durch abgrundtief hasserfüllte Vocals durchsetzte Unmusik immer tiefer in ihren Bann zieht. Ein Beispielsong ist hier 'Vicarious Redemption', das zwanzigminütige Herzstück von "Vertikal". In den ersten Minuten deuten verhaltene Klangcollagen und zaghafte Gitarrenklänge das drohende Unheil nur an. Die Spannung baut sich allmählich in repetitiver Post-Rock-Manier auf. Und obwohl man gewarnt ist, dass es nicht gut ausgehen wird, ist man doch schon in den Klauen des Monsters, bevor man es überhaupt zu Gesicht bekommt. Oder um es musikbezogener auszudrücken: Ich hab als Post-Rock-Freak schon viele Crescendos erlebt, aber das von 'Vicarious Redemption' zählt zu den bislang am grandiosesten aufgebauten und somit beeindruckendsten "Walls Of Sound". Die anderen Songs auf "Vertikal" bewegen sich zwischen den Extremen, die dieser Longtrack auslotet.
'Synchronity' ist ein durchgehender Hassbratzen, der durch seine gespenstischen Keyboards an Tiefe gewinnt, 'Mute Departure' ist harmonischer und spacerockiger mit feinsten ISIS-Gedächnis-Riffwalzen am Ende und 'Passing Through' ist der apokalyptische Ausklang dieser irgendwie radioaktiv verseuchten CD. Nun entnehme ich der Bio, dass die Musik von "Vertikal" weder von Vulkanen, klauenbewährten Monstern oder Super-GAUs inspiriert wurde, sondern von Fritz Langs Science-Fiction-Movie 'Metropolis' aus den Zwanzigern. Dort geht es um Menschen, die für marternde Arbeiten an Maschinen ausgebeutet werden. Ja, das passt auch zur Musik!
Fazit: CULT OF LUNA sind eine der wenigen Band, die aus Lärm Kunst machen. Sie sind damit nach dem Ableben der artverwandten ISIS und dem stilistischen Abdriften von NEUROSIS die wohl wichtigste Band auf dem Gebiet des Post-Metal/Art-Core/Sludge oder wie man dieses entartete Soundgebilde auch immer nennt. Superb!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker