CULTES DES GHOULES - Coven, Or Evil Ways Instead Of Love
Mehr über Cultes Des Ghoules
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Hells Headbangers Records
- Release:
- 25.11.2016
- The Prophecy / Devell, the Devell he is, I swer God... (Scene I)
- Mischief, mischief, the devilry is at toil… (Scene II)
- Strange day, see the clash of heart and reason... (Scene III)
- Storm is coming, come the blessed madness… (Scene IV)
- Satan, father, savior, hear my prayer… (Scene V)
Das meisterhaft vertonte Unbehagen.
Der polnische Underground ist eine wahre Fundgrube für hochklassige Black-Metal-Releases. Neben dem allerorten abgefeierten Gespann MGŁA steht auch der Name CULTES DES GHOULES für einen eigenständigen und unverwechselbaren Zugang zur schwarzen Kunst. Nachdem wir "Henbane" rauf und runter gehört haben, gibt es drei Jahre später endlich Nachschub. "Coven, Or Evil Ways Instead Of Love" heißt das dritte Album, das gleich zwei CDs benötigt und 98 Minuten auf die Waage bringt. Bei fünf überlangen Szenen mit bis zu 28 Minuten Spielzeit ist das definitiv eine Herausforderung, um das Werk zu durchdringen.
Schon die Eröffnung des grausigen Reigens setzt atmosphärische Maßstäbe. Nach einer von Regen untermalten spoken-word-Passage bereiten wie auf Knochen gespielte Streichinstrumente langsam das Fundament vor, auf welchem die Band in minutenlanger Aufbauarbeit die ersten Riffs des Albums zelebriert. Für alle Freunde der stoischen Repetition beginnt hier das Vergnügen. Wer es lieber straight mag, wird schnell merken, dass "Coven ..." das falsche Album für einen schnellen Eindruck ist. Die Band bleibt sich also selbst treu und macht zu keiner Zeit Anstalten, melodisch oder gar eingängig zu klingen.
Das besondere an diesem Album ist die vehemente Ignoranz von ausgeleierten Erfolgsrezepten, mit der auch im Underground viele Black-Metal-Truppen immer wieder auf ein großes Echo stoßen. CULTES DES GHOULES legt die dreckigen Stiefel hingegen auf vielen Stühlen ab, ohne es sich dabei zwischen Zweien oder gar auf einem zu bequem zu machen. Die Produktion ist etwas geordneter als noch auf "Henbane" ausgefallen, was aus dem Drittwerk aber noch kein Album im HiFi-Sound macht. Um sich an der Attitüde und der Ausstrahlung von early CELTIC FROST zu bedienen, muss man ja nicht gleich so klingen wie die alten HELLHAMMER-Demos. Wer CULTES DES GHOULES kennt, weiß natürlich, dass wir es nicht mit einer Tom-Warrior-Gedenktruppe zu tun haben, aber in den vielen Downtempo-Passagen mit anschließendem "Ugh"-Faktor muss ich an die Schweizer Extremisten denken.
Es gibt auf der anderen Seite der pechschwarzen Medaille auch Einflüsse von ganz anders gelagerten Bands wie DØDHEIMSGARD (oder in der Reinkarnation von THE DEATHTRIP), wenn nämlich der Bass präsent im Mix spielt und die Vocals sowohl an das Flüstern, Lachen oder das harsche Keifen von Aldrahn erinnern. Mit den norwegischen Exoten gemein haben die Polen außerdem das Faible für den ausladenden Spannungsaufbau, der vor allem im letzten Song minutenlang die Aufmerksamkeit des Hörers verlangt. So verrückt wie die Tschechen von MASTER'S HAMMER geht es hier nicht zu, das musikalische Arsenal ist aber deutlich größer als das der Szenekollegen von MGŁA.
Fasst man die Eindrücke nach vielen Durchgängen zusammen (und ja, unter 4-5 Spins geht gar nichts), besticht "Coven, Or Evil Ways Instead Of Love" neben einer wirklich fantastischen, vor lauter Graustufen und Schwarzweiss-Abdrücken strotzenden kompositorischen Leistung durch eine Atmosphäre, die mir durch Mark und Bein geht. Wie ein guter Horrofilm lässt einen dieses Album nie entspannt in den Sessel rutschen, ein permanentes Unwohlsein durchdringt mich unablässig. Mit diesem Album wird CULTES DES GHOULES seinen guten Ruf im Underground hoffentlich weiter festigen, denn das jüngste Werk der polnischen Macht ist nichts weniger als eines der besten Alben des laufenden Jahres. Wenn Musik im Jahr 2016 noch böse sein kann, dann gebührt diesem Album der Ruhm. Verneigt euch vor dieser diabolischen Inszenierung der Lovecraft-Jünger!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Nils Macher