CULTES DES GHOULES - Henbane
Mehr über Cultes Des Ghoules
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Hells Headbangers Records
- Release:
- 14.04.2013
- Idylls Of The Chosen Damned
- The Passion Of A Sorceress
- Vintage Black Magic
- Festival Of Devotion
- The Devil Intimate
Vertonter Albtraum
Polnischer Black Metal, was fällt einem dazu ein? Natürlich, es gibt BEHEMOTH und vielleicht auch gerade noch so HATE, die man dazu zählen - oder es auch lassen – kann, wie man will. Aber richtiger Black Metal? Nun, der Underground scheint überall und in jedem Land die eine oder andere Perle vergraben zu haben, hier zum Beispiel KRIEGSMASCHINE oder BLAZE OF PERDITION. Und nicht zuletzt CULTES DES GHOULES, welche mit "Henbane" via Hells Headbangers ihr zweites Album veröffentlichen und die frühsommerliche Aprilsonne in den Staub eines leeren Grabes treten. Ja, das ist alles vollkommen richtig, auch wenn der eine oder andere sich fragt, was jetzt dieses merkwürdige Grünzeug auf dem Cover zu suchen hat. Floral Black Metal? Sicher nicht. Das Ganze ist schnell erklärt. Intelligenter Weise steht das Cover in Zusammenhang mit dem Titel, "Henbane", welcher wiederrum das englische Wort für ein hochgiftiges Nachtschattengewächs, bei uns als "Schwarzes Bilsenkraut" bekannt, ist. Das klingt doch alles schon viel besser, besonders dann, wenn man noch die landläufige Bezeichnung als "Hexenkraut" berücksichtigt. Dessen Anwendung wird dann auch im Text zu 'Vintage Black Magic' beschrieben: "Opium, mandrake and henbane's seed". Alles klar, nun, sollten die Herren sich wirklich dies und anderes reingepfiffen haben, kann es kein Fehler – zumindest im Sinne guten Black Metals – gewesen sein.
Fünf Stücke sind auf "Henbane" vertreten, alle mit Überlänge. Der Sound ist für ein Black Metal-Opus stark basslastig, wodurch er aber schön modrig und verrottet wie alte Särge, sprich: "necro as fuck", wie es so schön heißt, klingt. Das rückt die Musik von CULTES DES GHOULES durchaus schon etwas in die Bestial Death Metal Richtung, denke an Sachen á la PROCLAMATION oder TEITANBLOOD, nur mit weniger Blasts, eher um der Atmosphäre willen. Aber keine Sorge, es handelt sich hierbei immer noch eindeutig um Black Metal, sogar recht Old School interpretiert, allerdings nicht stagnierend in DARKTHRONE-Verehrung. Die sind natürlich gerne mal Referenz, gerade so Sachen wie 'In The Shadow Of The Horns', will sagen, simpel-groovendes, bisweilen fast schon doomiges Riffing. Das weißt offensichtlich noch weiter zurück, auf den Ursumpf allen Black und Death Metals, genau, CELTIC FROST dürften auch Pate für "Henbane" gestanden sein. Die ist aber, wie schon gesagt, mitnichten ein simpler Abklatsch, sondern pflegt auch ihre Eigenheiten. Lange Songs, verschachtelte Strukturen und meditative Monotonie sind ja noch recht normal fürs Genre, die Kunst des Arrangements beherrscht man aber offensichtlich sicherer Hand: Spannung wird geschickt aufgebaut, um sich in Uptempopassagen zu entladen, die aber nie in ermüdender Länge durchgezogen werden, wodurch die Spannung trotz der an sich langen Songs stets gehalten werden kann. Hinzu kommen Atmosphäre schaffende Elemente, d.h. sehr dezent eingesetzte Keyboards hier ('Vintage Black Magic') oder beschwörendes Krächzflüstern wie zum Ende von 'Idylls Of The Chosen Damned'. Auch die Klänge von, man glaubt es kaum, Bongos lassen sich vernehmen.
Insgesamt erinnert man dabei gerne mal an die deutschen Legenden KATHARSIS, vor allem wegen der verstörenden, albtraumhaften Atmosphäre an sich, wobei CULTES DES GHOULES weniger oft in rasende, alles zersägende Blasts verfallen, sondern sich, wie gesagt, gerne im Midtempo zu Hause fühlen. Auch Sänger "Mark Of The Devil" kreischt weniger, als dass er seine Psalmen der Verdammnis schreiend rezitiert. Mit dieser Mischung kommt man vielleicht nicht ganz an die manische, absolut hysterische Besessenheit von KATHARSIS heran, aber das beruht im Wesentlichen auf dem individuellen Geschmack des Hörers. Denn CULTES DES GHOULES können einen eigenen Weg einschlagen und beschreiten diesen höchst erfolgreich: "Henbane" ist Black Metal par excellence. Old School in vielen Belangen und doch frischer, direkter und packender als der verzweifelte Versuch, der einen Fraktion, DARKTHRONE nachzuspielen und der anderen, krampfhaft dem Black Metal neues hinzu zu fügen, ohne dass dabei etwas von Wert herauskommt. Trotz – oder gerade wegen – der diversen ungewöhnlichen Elemente trifft das Album genau das, was Black Metal im Kern ist: Ein Albtraum für den Allerwelts-Hörer aus den Vielen, eine "Idylle für die erwählten Verdammten". So bösartig wird Black Metal 2013 wohl selten wieder erklingen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Christian Schwarzer