CYDEMIND - Erosion
Mehr über Cydemind
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigenvertrieb
- Release:
- 26.05.2017
- What Remains
- Tree Of Tales
- Derecho
- Red Tides
- Stream Capture
- Erosion
Originelle Debütanten: Prog Rock mit Geige.
Manchmal ist man schon erstaunt, mit welchen Vergleichen sich junge Bands promoten lassen. Die Gruppe CYDEMIND aus Kanada zum Beispiel spielt Progressive Rock mit Geige und wird Fans von DREAM THEATER, RUSH, SYMPHONY X, der NEAL MORSE BAND u.a. empfohlen. Sicher ist keine dieser Referenzen bei dieser oder jeglicher Prog-Band völlig von der Hand zu weisen, aber bei Prog mit Geige sollte der Vergleich doch KANSAS lauten, und dieser Einfluss ist auf "Erosion", dem Debütalbum von CYDEMIND, auch herauszuhören.
Freilich handelt es sich bei dem Fünfer keineswegs um KANSAS-Kopisten, dazu ist sind die Elemente aus verschiedenen Rockrichtungen, klassischer Musik und Jazz zu vielfältig. Während einige Bands mittlerweile ganze reale oder synthetische Orchester aufbieten, schafft man es bei CYDEMIND, auch ein einzelnes akustisches und rockuntypisches Instrument eine gelungene Kombination mit der Rockband eingehen zu lassen. Und bevor ich es vergesse: Das komplette Album ist instrumental.
Als gut gewählter Einstieg stellt sich schnell das kompakte 'What Remains' heraus. 'Tree Of Tales' dagegen ist komplexer, tendiert in einem Moment in Richtung Metal, im nächsten in Richtung Jazz, während die Geige stellenweise an traditionelle Wiener Musik erinnert. Der erste Long Track 'Derecho' lässt es zunächst langsamer und mit Klavier und stromloser Gitarre akustisch angehen, allmählich zieht das Tempo an, Synthis schweben, und schließlich wird etwas forscher, aber nicht wirklich hart gerockt. Auf 'Red Tides' solieren abwechselnd Gitarre, Geige und verschiedene Tasteninstrumente, und dazu werden sie von der Rhythmusgruppe, die bei diesem Stück nicht zum ersten Mal positiv auffällt, virtuos begleitet. Ein wenig balladesk und folkig kommt danach 'Stream Capture' rüber. Schließlich kulminiert die Scheibe im Titelstück oder besser Titelwerk, einer 27minütigen Sinfonie, die die Bezeichnung "Trip" für bestimmte Musikstücke wieder verdeutlicht, indem ständig wechselnde Themen, Stimmungen und Soloinstrumente das Hörerlebnis zu einer akustischen Reise machen.
Gleich mit ihrem ersten Album hat die Gruppe ein starkes, eigenständiges und gekonnt eingespieltes Ergebnis vorgelegt. Allerdings kann man kritisieren, dass es die Band zu zahm angehen lässt, so dass ein Hörer, der nicht aufmerksam bei der Sache ist, den roten Faden verlieren kann. Zwischen all der schöngeistigen Harmonie hätte eine Portion gesunder Härte eine gute Scheibe noch etwas besser gemacht. "Erosion" ist u.a. über das Bandcamp von CYDEMIND erhältlich.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser