CYRAX - Novo Deus
Mehr über Cyrax
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 31.12.2023
- Hewa Kunikosa
- Nesnesitelna Lehkost Byti
- Bhagavad-Gita
- Yuetliang
- Tatsuta-Gawa
- Novo Deus
- No Dormireis
- Cuervos Nocturnos
- Hamaholo Ogo
- Twelve Valiant Saints
- Pictures Pt. II
- Sermon For The Wastelands
- L'Avare
- An die Musik
Wild, hektisch, verrückt - oder vielleicht auch genial?
Von erheblicher Experimentierfreude zu sprechen, wäre im Falle von CYRAX beinahe noch untertrieben. Das italienische Ensemble lotet bereits seit mehr als einer Dekade die Grenzen des progressiven Metals aus und wagt sich dabei auf einen steten Grenzgang zwischen ambitionierter Kunst und absolutem Kitsch. Nun mag man sagen, dass dies ein grundsätzliches Trademark der traditionell ausgerichteten italienischen Szene ist, doch wer hier denkt, dass er schon viel erlebt hat, der ist sicherlich noch nicht auf die Urheber von "Novo Deus" gestoßen.
Die insgesamt bereits vierte Platte der in Mailand beheimateten Combo ist eine pompöse Zirkusvorstellung mit dem klassisch-metallischen Instrumentarium. Es geht immer wieder hektisch zur Sache, zahlreiche Tempowechsel bestimmen das Bild, und bevor man sich versieht, ist man selbst Teil eines völlig unkonventionellen Musicals, das zwischen modernem Metal, Oper und melodischem Hardrock alles aufbietet, was man sich nur vorstellen kann - und vielleicht sogar ein bisschen mehr. CYRAX macht es seinen potenziellen Hörern aber auch von Anfang an nicht leicht. Mit dem dezent stolprigen Opener 'Hewa Kunikosa' geht es direkt in eine wilde Achterbahnfahrt, die in kunterbuntem Wahnsinn Elemente der italienischen Musik mit kontrastreichem Prog Metal kombiniert. Stimmungswechsel am laufenden Band sind ebenso an der Tagesordnung, wie permanente Veränderungen hinterm Mikro, es entsteht in der Folge ein ziemlich verworrener Soundtrack, dennoch schafft es die Band, einige feine Melodien zu platzieren, die tatsächlich eine Art Wiedererkennungswert generieren.
Und es soll mindestens genauso wild weitergehen: 'Nesnesitelná Lehkost Bytí' klingt wie eine moderne Zirkus-Variante von RHAPSODY OF FIRE, 'Haghavad Vita', 'Hamáholó Ogo' öffnen sich weltlichen Klängen mit einzelnen Shanti-Vibes, in 'No Dormireis' und 'Tatsuta-Gawa' gibt es eine Theater-nahe Inszenierung mit entsprechender Dramaturgie. Wenn es dann zwischenzeitlich doch mal einen Moment ruhiger wird, darf man sicher sein, dass CYRAX wieder etwas Spezielles ausheckt - so zum Beispiel in 'Sermon For The Wastelands'.
Die gesamte Zeit über liegen Genie und Wahnsinn sehr nahe beieinander, und auch wenn manchmal der Drang entsteht, die kitschigen Phrasierungen mit ordentlicher Kritik zu versehen, belehrt die Truppe einen im nächsten Moment wieder eines Besseren und beweist, welches unglaubliche Talent in ihr steckt. "Novo Deus" mag verschrecken und auch nicht den Nerv jedes Prog-Metal-Liebhabers treffen, ist ganz sicher aber ein kompositorisches Meisterstück, das sich selbst für die vielen Wagnisse belohnt. CYRAX setzt einen klaren Maßstab in Sachen Kreativität, wenngleich auch mit sehr, sehr starken Kontrasten. Doch der finale Output gibt den Südeuropäern Recht und bekommt berechtigterweise eine Menge Beifall an dieser Stelle!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes