DANZIG - Black Laden Crown
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2017
Mehr über Danzig
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- AFM / Evilive
- Release:
- 01.05.2017
- Black Laden Crown
- Eyes Ripping Fire
- Devil on Hwy 9
- Last Ride
- The Witching Hour
- But a Nightmare
- Skulls & Daisies
- Blackness Falls
- Pull the Sun
Gleichzeitig 100% DANZIG, aber trotzdem wie keines der bisherigen Alben.
Glenn Danzig hat die Musikwelt dreimal in seiner Karriere so richtig mächtig gerockt: Einmal mit THE MISFITS, einmal mit SAMHAIN, und natürlich mit dem mächtigen Alben-Dreiklang zu Beginn einer Karriere unter eigenem Namen zwischen 1988 und 1992. Danach ist es ihm leider nicht mehr allzu oft gelungen, für seine weiterhin zahlreich erschienenen Werke ungeteilten Applaus zu ernten, und das wird sich auch mit "Black Laden Crown" nicht ändern, denn DANZIG ist ja auch gar nicht da, um es allen recht zu machen. So ist auch die Kronenscheibe ein Album, wie wir es von Glenn & Co. noch nicht bekommen haben, und dieses Mal heißt das Zauberwort: Reduktion!
Schon der eröffnende Doombrocken, schreitet wie ein Trauermarsch dahin und klingt dabei kalt und schroff, wie ein Begräbnis im strömenden Regen. Die Leadgitarre sägt genüsslich mit der Laubsäge ein isoliertes, sorgengeplagtes Leadmotiv in den knarzenden Sargdeckel und Glenns Stimme hallt hinter selbigem hervor, nackt, leidend, makaber, bis der Song am Ende noch einen genialen instrumentalen Twist macht und recht wild rockend endet. Die Produktion der Stimme und der Instrumente ist reduziert, trocken, nackt und pur. Sie mit einem Demosound zu vergleichen, wäre gar nicht so verkehrt, wobei damit nicht gemeint ist, dass es rauschte und unsauber klänge, sondern schlicht so, als hätten wir ein Mikro, eine Gitarre, ein Drumkit und einen Bass; direkt eingestöpselt, fertig. In dieser Entblöstheit ist ein ebenfalls doomiges, zähes, marterndes Stück wie 'Eyes Ripping Fire' richtig schwer verdaulich, es kratzt an der Grenze des Erträglichen; und auch beim für das Album untypischen Mofarocker 'Devil On Hwy 9' weiß der geneigte Fan nicht so recht, was er vom sperrig-groovenden Rhythmus und der extrem abgefuckten Gesangsdarbietung so halten soll.
Würde die Platte so weiter gehen, dann hätten wir ein Problem, denn die zwei vorgenannten Stücke sind nicht so recht das Gelbe vom Ei. Doch danach kriegt die Truppe wieder die richtig gut Kurve und liefert mit 'Last Ride' eine herrliche Moritat ab, die durchaus ein wenig frühes DANZIG-Flair hat, aber auch ordentlich TYPE-O-Spirit atmet - samt schnippender Finger in bester Addams-Family-Manier. Aber wir haben ja auch ein rechtes Fingerschnipper-Line-up beisammen, gell Herr Victor? Ja, ein super verhalltes Fabelsolo schütteln wir uns auch noch aus dem Handgelenk. Passt! Dem setzen die Finsterlinge dann direkt im Anschluss mit dem sphärischen Horrortrack 'The Witching Hour' sogar noch eins drauf, bevor sie mit 'But A Nightmare' eine fiese Heavy-Metal-Walze vom Stapel lassen, die - im entsprechend anderen Soundgewand - auch gut auf die frühen Meisterwerke gepasst hätte. 'Skulls And Daisies' ist dann wieder ein etwas öder Durchhänger, der allerdings mit einem netten Chorus aufwartet, während sich 'Blackness Falls' als erneut sehr atmosphärischer, halliger Headbanger gut macht und beim Riffen etwas slayert. 'Pull The Sun' schließt die Scheibe schließlich mit einer typisch schmachtenden DANZIG'schen Evil-Elvis-Interpretation großartig ab.
Ja, Leute, die neue Scheibe unterscheidet sich damit sowohl vom Frühwerk als auch von den letzten Scheiben. Sie ist nicht so flott rockend wie noch viele Sachen der Frühphase, aber sie verzichtet dafür auch komplett auf moderne, elektronische Elemente, Loops und was weiß ich alles, das der gute Glenn in den letzten zwanzig Jahren immer mal wieder anpackte. Stark ist "Black Laden Crown" vor allem in seinen langsamen, zurückgelehnten Momenten, und die sind zahlreich. Viel böser Elvis, aber eben weniger ein Jailhouse-Rock-Elvis, als mehr ein In-The-Ghetto-Elvis. Will sagen, bei vielen Songs lässt sich die Band einfach die Zeit, eine getragen-düstere Atmosphäre allein um Glenns Stimme, eine knochentrockene Gitarre und einen stoischen, geschmeidig groovenden Rock-Beat herum zu erzeugen. Die Soli sind dabei teilweise echt packend, manchmal schräg, schreiend... Es passiert insgesamt eher wenig auf der Scheibe, aber es passiert auf die richtige Art und Weise. Intensiv, emotional, selbstbewusst. Jeder, der irgendwann sein schwarzes Herzlein an DANZIG verloren hat, sollte also zumindest einmal hinein hören. Vielleicht wird euch nicht alles gefallen, aber es ist spannend: Gleichzeitig 100% Danzig, aber eben trotzdem wie keines der bisherigen Alben.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle