DARK AT DAWN - Of Decay And Desire
Mehr über Dark At Dawn
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- AFM Records / Soulfood
- Release:
- 20.10.2003
- The Sleepwalker
- End Of Ice - Warriorqueen
- Luna
- Maid Of Stone
- Forever
- The 5th Horseman
- ...And The Sea Wept
- Soulitude
- Fair Well
- Weltenbrand
- One Night Fall
- The Rose Of Tears
Ganze zweieinhalb Jahre war es ruhig um DARK AT DAWN gewesen - mit "Of Decay And Desire" meldet sich die vielleicht eigenständigste deutsche Metal-Band jedoch einem Paukenschlag gleich zurück.
Dabei hat sich bandintern einiges getan: Das einstige Quintett ist zu einem reinen Trio geschrumpft, da beide Gitarristen die Band aus beruflichen bzw. zeitlichen Gründen verlassen haben. Glücklicherweise haben die Jungs aber mit Drummer Torsten Sauerbrey ein absolutes Multitalent an Bord, mit Ausnahme des Gesangs und der Bassparts hat Torsten sämtliche Instrumente auf "Of Decay And Desire" im Alleingang eingespielt - und das in wahrlich meisterhafter Manier.
Was hat sich nun in punkto Sound, Songs und musikalischer Fähigkeiten geändert? Sind DARK AT DAWN nach wie vor eine Ausnahme in der teutonisch geprägten Metall-Landschaft? Kann die bezaubernde, düstere und einmalige Atmosphäre des direkten Vorgängers "Crimson Frost" gehalten werden? Fragen über Fragen, welche sich sicherlich jeder Liebhaber der Band vor dem Erscheinen des neuen Werkes gestellt hat.
Die Aufklärung der Reihe nach: Den Gesamtsound der Scheibe hätte man wieder einmal kaum besser hinbekommen können, die Mischung aus MetalSound-Studio und Produzent Andy Classen erweist sich schnell als erneuter Volltreffer. Insbesondere auf die Ausgewogenheit der einzelnen Instrumente wurde wieder sehr viel Werk gelegt, was sich im Endeffekt in einem sehr differenzierten und wuchtigen Sound niederschlägt. Well done.
Songs gibt es dieses Mal zwölf an der Zahl, beim genaueren Studium des Booklets sollte auffallen, dass man diesmal keine Cover-Version am Start hat - schade eigentlich, denn gerade Chris de Burghs 'Don't Pay The Ferryman' hatte die Truppe in ein tolles, neues Gewand gekleidet.
Dafür bewegt sich das Dutzend Eigenkompositionen wie gewohnt auf einem gleich bleibenden, äußerst hohen Niveau, Ausfälle oder schwächere Songs sucht man wie bereits beim Vorgänger vergeblich. Besonders hervorzuheben sind dabei der flotte Opener 'The Sleepwalker', eine melodieorientierte Hymne in bester DARK AT DAWN-Manier mit einem einprägsamen Refrain, treibendem Riffing und filigranen Leads - besser hätte man den Einstieg nicht arrangieren können.
Als weitere Highlights einer durchgehend hochklassigen Platte seien an dieser Stelle das technisch brillante 'End Of Ice - Warriorqueen', das rhythmisch sehr interessante und mit einem Killer-Refrain ausgestattete 'Maid Of Stone' sowie das dynamisch toll aufgebaute 'Weltenbrand' und das mit klasse Keyboard-Melodien garnierte 'Forever' genannt.
Die einzelnen Kompositionen bestechen durch eine absolute Perfektion, hier wurde jeder einzelne Abschnitt bis ins letzte Detail ausgeklügelt, was gerade bei der tollen Lead-Gitarren-Arbeit und dem sehr abwechslungsreichen Drumming auffällt. Glanzpunkt ist, nach wie vor, der charismatische und absolut einzigartige Reibeisen-Gesang von Fronter Buddy Kohlrausch, welcher den DARK AT DAWN'schen Stücken nicht nur zu einer Ausnahmestellung, sondern auch zu dem seit jeher sehr hohen Wiedererkennungswert verhilft. Weibliche Vocals gibt es im Übrigen auch wieder zu hören, die glücklicherweise immer noch keinen Gothic-Kitsch, sondern eher romantische Kaminfeuer-Atmosphäre verbreiten.
Besonders bemerkenswert finde ich persönlich die Tatsache, dass sich die Band im Vergleich zu den beiden Vorgänger-Alben in Sachen Songwriting, Arrangements und auch musikalischer Fertigkeiten (!) noch verbessert hat - und das, obwohl die Sechssaiter-Fraktion komplett abgewandert ist. Die für DARK AT DAWN typischen, sicherlich von IRON MAIDEN inspirierten, oft zweistimmigen Klampfen-Parts sind nach wie vor vorhanden, vielleicht noch einen Tick harmonieverliebter geworden und setzen den einzelnen Songs somit das Sahnehäubchen auf.
Auch die düstere, fast schon bedrohliche und stets melancholische Atmosphäre, welche insbesondere "Crimson Frost" zu einem wunderbaren Album machte, ist nach wie vor vorhanden.
Lange Rede, kurzer Sinn: DARK AT DAWN haben ihre Stärken nochmals bündeln, verfeinern und ausbauen können und liefern somit mit "Of Decay And Desire" das bisher stärkste und beste Album der Bandhistorie ab - viel besseres, klischee- und schubladenfreies Schwermetall gibt es meiner unmaßgeblichen Meinung nach in deutschen Landen nicht zu finden. Hier sollte sich jeder auch nur leicht metallisch angehauchte Hörer heimisch fühlen - zugreifen!
Anspieltipps: The Sleepwalker, Maid Of Stone, Forever
- Redakteur:
- Rouven Dorn