DARK FOREST - Ridge & Furrow
Mehr über Dark Forest
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Cruz Del Sur
- Release:
- 30.09.2022
- Skylark
- The Golden Acre
- Ridge & Furrow
- Meadowland
- Under The Greenwood Tree
Die Dunkelwälder sind zurück, und wie!
DARK FOREST gehört an die Speerspitze des "neuen" traditionalistischen Metals aus England. Die Gruppe ist Wegbereiter für überragende Bands wie WYTCH HAZEL oder SEVEN SISTERS, die mittlerweile mit ihr um den Thron konkurrieren. Dass mit den Urvätern dieser Rückbesinnung weiter zu rechnen ist, zeigt die neue EP "Ridge & Furrow", die ein echtes Statement ist. Hier wissen die vier Jungs aus den westlichen Midlands, was der geneigte Fan erwartet, und sie liefern auf höchster Qualitätsebene ab. Die EP rotierte etliche Male in den letzten Wochen bei mir, und sie kann das Versprechen halten, dass das wunderschöne Artwork (von Gitarrist Horton selbst gezeichnet) abgibt. Wer optisch denkt, dass hier eine Zeichnung aus Tolkiens Hobbit-Graphiken abgefallen ist, erkennt auch die musikalische Fährte, denn das Material klingt wieder mal ausgesprochen britisch. Und das ist gut so.
Neben den weiterhin offensichtlichen Einflüssen der NWoBHM stehen auch ältere Bands wie JETHRO TULL, URIAH HEEP oder die Iren THIN LIZZY Paten für einen der wärmsten Sounds im Metal dieser Tage. Ich wollte schon schreiben "im modernen Metal", aber das wäre natürlich eine Lüge, und das ist auch gut so. Nichts an dieser Veröffentlichung scheint irgendwie modern zu sein, sondern alles schielt auf die frühen Achtziger oder gar auch die Siebziger Jahre. Trotzdem ist die Produktion natürlich zeitgemäß in dem Sinne, dass hier nichts verstaubt oder rumpelig klingt. Wer die frühen DARK FOREST-Veröffentlichungen, aber auch die ersten Gehversuche der SEVEN SISTERS oder von WYTCH HAZEL kennt, weiß, dass hier durchaus Schritte gemacht wurden. Der Sound klingt heute professioneller als vor 10-12 Jahren.
Mit 25 Minuten Spielzeit bietet die EP fast so viel Material wie manches Album, das ich in letzter Zeit hören durfte. Es gibt also value for money, und das gilt auch für das Songmaterial. Vier neue Titel werden von einem neu eingespielten Klassiker flankiert. Aber der Reihe nach. Schon der Einstiegssong 'Skylark' beginnt mit den fröhlichen (sehr an HELLOWEEN erinnernden) Melodien, die die Band so großartig macht. Dazu die wunderbaren Gitarrenläufe und der Gesang von Josh Winnard, der der Band mittlerweile unverkennbar guttut. Übrigens: Winnard hatte ja auch die erste EP von WYTCH HAZEL eingesungen - wer sie kennt merkt auch, wie er sich über die Jahre gesteigert hat. Der Song ist jedenfalls eine wunderbare Hymne. Ähnlich wunderbar ist auch 'The Golden Acre' ausgefallen; der Titel klingt etwas weniger süßlich-fröhlich, aber trotzdem unheimlich positiv. Jeder Fan schätzt ja diese Positivität an DARK FOREST (wie auch an den ähnlichen gelagerten Bands). Die Ohohoh-Momente haben beste IRON MAIDEN-Qualität. Ihr merkt schon: Auch auf den Studioalben der Band könnten diese Songs problemlos bestehen (das deutlich schwächere Debüt wird locker übertroffen). Der Titelsong ist für mich tatsächlich der einzige Song, der noch nicht ganz so zündet. Natürlich ist es kein schwacher Titel, der durch die tieferen, hymnischen Chor-Parts und die "singenden" Gitarren (man denke an BLIND GUARDIAN) gewinnt. Aber er ist etwas weniger auffällig als die ersten beiden Nummern. 'Meadowland' ist dann ein schönes Instrumental mit akustischer Prägung und leicht mittelalterlichen Einspielungen, das auch super auf den letzten WYTCH HAZEL-Alben Platz gefunden hätte. Braucht man natürlich nicht unbedingt, aber lockert den Sound auf. Zum Schluss gibt es eine Neueinspielung des Klassikers 'Under The Greenwood Tree' vom zweiten Album. Das zweite Album "Dawn Of Infinity" hat bei mir schon lange einen ganz besonderen Platz eingenommen, was auch am eigenständigen Gesang von Will Lowry-Scott liegt, der danach leider komplett in der Versenkung verschwunden ist. Unbestritten konnte Josh Winnard ihn mittlerweile exzellent ersetzen (auf "The Awakening" hatte mich der Verlust noch geschmerzt), aber wird er diese wunderbare Hymne auch so gut hinbekommen? Nun, jede Sorge ist natürlich unberechtigt, es wirkt fast so, als wäre der Song letztlich für Winnard geschrieben worden. Ja, ich musste mir eingestehen, dass ich die Neueinspielung, die auch extrem flott und melodisch ist, sogar einen Tick besser finde als das Original. Und das sage ich wirklich sehr selten.
Ihr merkt: Diese EP ist Pflichtprogramm für alle Bandfans, für alle Fans des neuen Traditionalismus aus England, für alle Fans von traditionellem Heavy Metal im Allgemeinen und von positiver Musik im besonderen. Jetzt bitte bald ein neues Album!
Anspieltipps: Skylark, The Golden Acre, Under The Greenwood Tree.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer