DARK FORTRESS - Anthems From Beyond The Grave - Live In Europe 2023
Mehr über Dark Fortress
- Genre:
- Melodic Black Metal
- Label:
- Century Media
- Release:
- 17.01.2025
- Intro
- CataWomb
- The Silver Gate
- Isa
- Pulling At Threads
- Crimson Tears
- Cohorror
- Self Mutilation
- Chrysalis
- To Harvest The Artifacts Of Mockery
- Ylem
- Insomnia
- Evenfall
- Baphomet
- Sycamore Trees (Outro)
Tolles Live-Dokument zum Abschied der deutschen Black-Metaller.
Die Entscheidungen zur Auflösung bestimmter Bands muss ich von außen betrachtet nicht immer verstehen. Während sich so manche Kollegen schon weit jenseits des Verfallsdatums und rein auf Basis der eigenen Lorbeeren aus der Vergangenheit durch die Weltgeschichte schleppen, lösen sich andere Formationen auf, nachdem sie gerade ein unfassbar starkes Spätwerk veröffenlicht haben. In die letzte Kategorie gehören definitiv die deutschen Black-Metaller DARK FORTRESS, die mit dem letzten und achten Studioalbum "Spectres From The Old World" ein wahres Schwarzmetall-Feuerwerk abgebrannt haben. Trotz dieser musikalischen Glanzleistung gab die Band um Gitarrist V. Santura schlussendlich am Ende der zum Album gehörenden Tour im Jahr 2023 ihre Auflösung bekannt und markierte damit einen durchaus traurigen Tag für den deutschen Black Metal. Immerhin bekommen wir als Fans aber mit dem recht sperrig benannten "Anthems From Beyond The Grave - Live In Europe 2023" nun noch ein letztes Live-Dokument mit auf den Weg, das auf der letzten Tour in Rotterdam und Bochum mitgeschnitten wurde.
Geplant war die Veröffentlichung des Materials eigentlich nicht, doch als Mr. Santura die Aufnahmen erst Monate nach der Auflösung sichtete, wurde ihm bewusst, wie extrem gut DARK FORTRESS auf eben jener letzten Tour geklungen hat. Nach dem ersten Durchlauf dieses wuchtigen und toll klingenden Live-Dokuments muss ich dem Mastermind vollkommen Recht geben, was den Trennungsschmerz für Fans der Band natürlich nicht mindern wird. Im Gegenteil, wenn man hört, wie sich das Sextett hier durch einen guten Querschnitt durch die eigene Karriere wuchtet, wünscht man sich umso mehr, dass nach "Spectres From The Old World" nicht Schluss gewesen wäre. Beim gleichsam betitelten Intro und dem folgenden 'CataWomb' vom Album "Séance" beschleichen mich allerdings noch erste Zweifel, denn auch wenn die Musiker hier schon auf allen Zylindern feuern, fehlt mir doch initial ein wenig das hörbare Feedback des Publikums, was für mich ja immer ein großer Stolperstein bei modernen Livealben ist. Doch spätestens mit dem folgenden "Eidolon"-Epos 'The Silver Gate' ändert sich dieser Umstand, denn plötzlich ist auch das Publikum bestens zu hören und komplettiert die Konzertstimmung, die sich in dieser Form auch gut ins heimische Wohnzimmer transportiert.
In diesem Klanggewand macht die muntere Black-Metal-Abfahrt, die uns danach um die Ohren gefeuert wird, natürlich gleich doppelt Spaß, auch weil ich die Songauswahl sehr gelungen finde. Neben 'CataWomb' stellt "Séance" dabei mit 'To Harvest The Artefacts Of Mockery' und dem herrlich kalt-düsteren 'Insomnia' die meisten Tracks, während das damals aktuelle Werk "Spectres From The Old World" mit nur zwei Songs zum Zuge kommt. Für einen Liebhaber dieser Scheibe wie mich ist das natürlich schade, insbesondere weil 'Isa' und 'Pulling At Threads' live eine unheimlich gute Figur machen und nochmal eindrucksvoll beweisen, warum die Rente für DARK FORTRESS eigentlich viel zu früh kam. Trotz dieser Begeisterung über das frische Material liefert aber 'Evenfall' mit seinen wunderbar epischen Riffs wahrscheinlich den emotionalen Höhepunkt des Konzerts und auch dieser Aufbereitung, bevor die "Eidolon"-Nummer 'Baphomet' schlussendlich das schwarzmetallische Treiben mit einem wuchtigen Hammer und herrlich markerschütternden Vocals beendet.
Damit ist eigentlich auch schon alles gesagt, was es zu "Anthems From Beyond The Grave - Live In Europe 2023" zu sagen gibt. Fans der Schwarzmetaller können hier blind zuschlagen und bekommen ein tolles Live-Dokument mit auf den Weg, das den Abschiedsschmerz zwar nicht vergessen lässt, aber zumindest die Sehnsucht nach weiteren DARK FORTRESS-Konzerten teilweise befriedigen könnte. Und auch für Black-Metaller, an denen diese wahnsinnig tolle Band sträflicherweise komplett vorbeigegangen ist, liefert diese Scheibe einen hervorragenden Diskografie-Querschnitt, mit dem man sich kompakt einmal in den DARK FORTRESS-Kosmos saugen lassen kann.
- Redakteur:
- Tobias Dahs