DARK FORTRESS - Eidolon
Mehr über Dark Fortress
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Century Media
- Release:
- 22.02.2008
- The Silver Gate
- Cohorror
- Baphomet
- The Unflesh
- Analepsy
- Edge Of Night
- No Longer Human
- Catacrusis
- Antiversum
Dass DARK FORTRESS als Speerspitze der deutschen Black-Metal-Szene gelten, hat man schon mancherorts gelesen. Und so sind die Erwartungen an das aktuelle Album "Eidolon" wohl beträchtlich - und als Liebhaberin jener Kunst, die auch im schwarzmetallischen Genre noch eine Spur von epischer Melodie neben gewollter Primitivität zulässt, werden die meinigen, um das sogleich vorwegzunehmen, nicht enttäuscht. DARK FORTRESS legen mit "Eidolon" ein interessantes Konzeptalbum vor, das neben komplexen Kompositionen ein geheimnisvolles Kapitel der griechischen Mythologie thematisiert. So lohnt es sich, ein paar Worte zum alchemistischen Background, insbesondere zur Bedeutung des der griechischen Mythologie entlehnten Begriffes 'Eidolon' aufzuwenden: Handelt es sich hierbei doch um das Schattenbild eines lebendige Wesens, ja eines Menschen, der - so die Idee - im Rahme eines magischen Spiegelrituals in Trance versetzt, durch eine Spiegeloberfläche eine andere Dimension betritt. Hierbei trennt sich die Seele von ihrer körperlichen Existenz und damit vom irdischen Dasein. Zurück bleibt das hässliche Spiegelbild des Menschen auf der irdischen Seite des Spiegels.
DARK FORTRESS widmen der Beschreibung dieser mythologischen Konzeption neun Tracks, die sich jeweils thematisch in drei Kapiteln den einzelnen Ritualschritten zuwenden. Alles beginnt mit 'The Silver Gate', dem mit fast sieben Minuten längsten Stück der Scheibe. Nach einer kurzen sphärischen Eröffnung, erzeugt von chorischen Klangbildern, bricht sich ein heftiger Gitarrensound Bahn und Shouter Morean, der nicht nur die Nachfolge seines Vorgängers Azathoth antritt, sondern auch für das lyrische Konzept von "Eidolon" verantwortlich zeichnet, tritt erstmals in Erscheinung. Seine Vocals sind gut anzuhören, in mittlerer Lage vermitteln sie den gewünschten extremen Effekt zur Musik, ohne sich in nervigem Gekreische zu verlieren. 'Cohorror', ebenfalls mit angezogenem Tempo arrangiert, erinnert an einen Sturm, der ohne Widerstände alles hinweg bläst, was ihm in den Weg kommt. Dennoch, nicht nur bei diesem Song, sondern immer wieder auch bei den folgenden winden sich dezente Keyboardklänge um die eisigen Gitarrenriffs und verleihen dem Gesamtarrangement jene Komplexität, die eben nur jenseits primitiver Schlichtheit in Verbindung mit spürbaren Melodien erzeugt werden kann. Das sich anschließende 'Baphomet' weist eine kleine Besonderheit auf: Dem aufmerksamen Fan dürfte nicht entgangen sein, dass DARK-FORTRESS-Gitarrist V. Santura im vergangenen Jahr die Tour der wiedererstarkten CELTIC FROST begleitet hat. Hier nun gibt sich CELTIC-FROST-Mastermind Tom Gabriel Fischer mit ein paar beigesteuerten Takten die Ehre. Fürwahr, es passt.
Eine brillante Einleitung für das folgende 'The Unflesh', das zu Beginn einer Maschinengewehrsalve ähnlich losbrettert und sich diesmal zwar weniger melodiös, aber dennoch im Sinne der fortschreitenden Mythologie - beschrieben wird nunmehr, wie sich die Seele vom Körper und ihrer irdischen Existenz trennt und ihre astrale Reise beginnt - impressiv ausbreitet. Diese Musik setzt große Assoziationen frei und trifft emotional ins Mark! Wer sich schon einmal selbst mit der Frage befasst hat, wo sie Seelen hingehen, der findet hier genügend akustischen Boden, dieser Thematik erneut nachzuspüren. Von ähnlicher Expressivität ist noch einmal 'Edge Of Night' getragen, das die Vorstellungskraft beflügelt, welche die Seelen durch unbekannte Welten jagen sieht. In diesem Stil geht es denn auch im dritten Kapitel mit 'Eidolon' eindrücklich zu Ende.
In der Gesamtbewertung also ein starkes Werk, das mit großer Assoziationskraft punktet. Den Spagat, die dem Genre des Black Metals abverlangte Brutalität auszudrücken und dennoch Raum für die Entfaltung von Melodien zu geben, die den Hörer berühren, leisten DARK FORTRESS ohne weiteres, aber auch ohne durch den Einsatz orchestraler Pathetik billig und klischeebehaftet zu wirken.
Ein gelungener Wurf!
Anspieltipps: Baphomet, Edge Of Night, Catacrusis
- Redakteur:
- Erika Becker