DARK ILLUSION - Where The Eagles Fly
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2009
Mehr über Dark Illusion
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Battlefield / Megaphon
- Release:
- 27.11.2009
- My Heart Cries Out For You
- Dark Journey
- Land Of Street Survivor
- Pay The Price
- Destiny's Call
- Evil Masquerade
- Running Out Of Time
- Spellbound
- Only The Strong Will Survive
- Epic
Die derzeit beste aktive Band des europäischen Melodic Power Metals ist mit ihrem zweiten Album zurück!
In der zweiten Hälfte der Neunziger war ich von der zweiten großen Welle des melodischen Speed Metals europäischer Prägung eine Zeit lang recht angetan. Doch wie es mit Trends und Hypes so ist, nutzen sich diese bisweilen recht schnell ab, und so hatte ich gegen Ende des letzen Jahrtausends das Interesse an der Szene und den unzähligen Trendreitern, ja, sogar an den Initiatoren selbst fast vollständig verloren. Eine der ganz wenigen Bands dieses Stils, die mich in den letzten zehn Jahren noch wirklich aufhorchen ließen, sind die Schweden von DARK ILLUSION, deren Debüt "Beyond The Shadows" nun auch schon wieder gute vier Jahre zurück liegt.
Die Band um den ehemaligen CANDLEMASS- und STORMWIND-Frontmann Tomas Vikström schaffte es seinerzeit, trotz der einschmeichelnden Melodien im flotten Tempo und des kristallklaren Gesangs, sich eine gewisse Heaviness und Bissigkeit zu erhalten, die einfach so dringend notwendig ist, um zu vermeiden, dass dieser Stil ins Kitschige und Schwülstige abdriftet. Das gelingt den Herren auch mit ihrem Zweitling "Where The Eagles Fly" wieder ziemlich gut. Der Abwechslungsreichtum hat gegenüber dem Debüt sogar ein kleines bisschen zugenommen, was sich zum Beispiel im gedrosselten Groover 'Evil Masquerade' zeigt, der auch mit relativ untypischen, an Ronnie James Dio erinnernden Hooklines und im Instrumentalbereich mit einer sehr coolen MAIDEN-1980-Hommage und ausufernden Lead-Passagen glänzt. Auch die Halford-mäßigen Hooks beim knackigen Speedster 'Running Out Of Time' und die Screams am Ende von 'Street Survivor', sowie der rock'n'rolliger Brecher 'Pay The Price' lassen aufhorchen.
Es gibt jedoch auch genügend straightes, flottes und ohrwürmeliges Material, wie etwa den großartigen Opener 'My Heart Cries Out To You' oder 'Destiny Calls', welche die stärksten Momente ihrer Landsleute von HAMMERFALL mit der etwas höheren Durchschlagskraft der HELLOWEEN der frühen Deris-Ära verbinden. Tomas Vikström singt bei DARK ILLUSION etwas weniger intensiv und dramatisch, als das seinerzeit bei CANDLEMASS' "Chapter VI" der Fall war, doch das ist beim unterschiedlichen Anspruch der beiden Bands sicher nicht verwunderlich. Im Timbre hat er gewisse Gemeinsamkeiten mit Joacim Cans (man höre hierzu das schnelle 'Dark Journey'), doch mir gefällt Vikström um einiges besser, klingt er doch ein gutes Stück kraftvoller und aggressiver. Im Übrigen verzichtet man im Hause DARK ILLUSION weitestgehend auf allzu flache Refrains, was das Album insgesamt ordentlich aufwertet und dafür sorgt, dass es eben nicht in der nach wie vor anhaltenden Veröffentlichungsflut untergehen.
Der eine oder andere etwas unspektakuläre Song und die insgesamt vorhersehbaren Strukturen sorgen dann doch dafür, dass "Where The Eagles Fly" kein absoluter Überflieger ist, doch innerhalb des sich selbst gesteckten stilistischen Rahmens macht DARK ILLUSION zur Zeit keiner etwas vor. Wenn sie beim nächsten Mal noch etwas mehr über den Tellerrand hinaus schauen, und sich trauen, die Grenzen des Genres mit den zweifellos vorhandenen Anlagen zu mehr Eigenständigkeit ein bisschen weiter auszudehnen, dann könnte und was ganz Großes bevorstehen. Einstweilen bleibt es dabei, dass DARK ILLUSION eine der besten aktiven Bands eines etwas zu sehr im eigenen Saft garenden Genres ist. Das ist weit mehr, als andere von sich behaupten können!
Anspieltipps: Evil Masquerade, Pay The Price, My Heart Cries Out, Running Out Of Time
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle